ARTISET Magazin | 1-2 2022

ARTISET 01/02 I 2022  23 die bis 2030 weltweit und von allen Uno-Mitgliedstaaten erreicht werden sollen. Entlang diesen SDG wurden in der Schweiz nationale Schwerpunkt- themen mit Handlungsbedarf identi- fiziert (siehe Box «Die Agenda 2030»). Dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel im Gesundheitswe- sen angekommen sind, zeigt sich bei Verbänden, von denen einige die Ziele der nationalen und globalen Strategien aufnehmen. Im Visionspapier «Pflege 2030» des Schweizerischen Berufs- verbands der Pflegefachfrauen und -männer (SBK) sind neben Themen wie finanzielle Autonomie für Pflege- fachpersonen neu Handlungsfelder zu Umwelt und Klima aufgeführt. Der Berufsverband Schweizer Ärzt­ innen und Ärzte (FMH) hat sich im vergangenen Jahr sogar in einem eige­ nen Strategiepapier bezüglich des Umgangs mit dem Klimawandel posi- tioniert und darin verschiedene Hand- lungsbereiche und Ziele für Ärztinnen und Ärzte festgelegt. Damit soll die öf- fentliche Gesundheit geschützt werden. Ein konkreter Ansatz in Richtung eines umweltfreundlichen Gesundheitswe- sens kann gemäss dem Strategiepapier zum Beispiel eine gesamthafte Öko­ bilanzerfassung sein. Der ökologische Fussabdruck Wie es um den ökologischen Fussab- druck von Betrieben im Gesundheits- wesen steht, hat das Projekt «Green Hospital» der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW für Schweizer Spitäler untersucht. Laut der 2021 veröffentlichten Studie liegen die Hauptbelastungen bei den Gebäu- lichkeiten, bei der Energieversorgung und beim Catering. Die Resultate besagen, dass viele der Spitäler ihren ökologischen Fussabdruck halbieren könnten – ohne grosse finanzielle oder qualitative Einbussen. Betriebe, die hier ansetzen und ihre CO 2 -Bilanz verbessern wollen, können sich extern beraten lassen. Das Fislis- bacher Alterszentrum am Buechberg hat sich eine Offerte von «myclima- te» eingeholt, einem Fachunterneh- men, das für Betriebe eine spezifische Zustandsanalyse und einen individuel- len Massnahmeplan ausarbeitet. «Für eine sachgerechte Überprüfung des Treibhausgasausstosses fehlt uns intern das Fachwissen. Eine Beratung kann uns neue Ideen für weitere nötige Massnah- men bringen», sagt Elisabeth Burger. Doch wo können Betriebe über- haupt Einfluss nehmen? Nach der Ernährung gehört in der Schweiz das Wohnen zu den Bereichen, die sich am meisten auf die Umwelt auswir- ken. Dies, obwohl sich die Ökobilanz der Gebäudenutzung durch neue Stan- dards in den vergangenen Jahren ver- bessert hat. Für den Bereich Wohnen gewinnt demnach der Rohstoffbedarf für bauliche Massnahmen an Bedeu- tung – worauf ein bestehender Betrieb nur begrenzt einwirken kann. Handlungsspielraum gibt es jedoch beim Foodwaste (Lebensmittel, die auf dem Weg zum Teller verloren ge- hen oder weggeworfen werden). Hier verlangt die «Agenda 2030» der Uno in einem der Unterziele die Halbie- rung von Lebensmittelabfällen bis im Jahr 2030. Je später Foodwaste in der Produktionskette stattfindet, desto grösser ist die Umweltbelastung. Die CO 2 -Emissionen, die bei den jewei- ligen Schritten anfallen, kumulieren sich. Dies erklärt, warum mehr als die Hälfte der Klimabelastung durch Le- bensmittelabfälle in privaten Haushal- ten und in der Gastronomie entsteht, wo oft bereits verarbeitete Nahrung konsumiert wird. In diesem Bereich wären fast zwei Drittel von Foodwaste und somit ein grosser Teil der Umwelt- belastung vermeidbar. Dass es eine Möglichkeit gibt, Ver- luste in diesem Ausmass zu umgehen, zeigt das Alterszentrum am Buechberg in Fislisbach: Dank der Sensibilisierung der Mitarbeitenden konnten Lebens- mittelabfälle um die Hälfte reduziert werden. Für solche Erfolge sei aber die Schulung aller Mitwirkenden zentral, sagt Elisabeth Burger. * Lena Rindlisbacher ist Praktikantin beim Branchenverband Curaviva. DIE «AGENDA 2030» Die Uno hat 2015 die «Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung» verabschie- det. Die 17 Sustainable Development Goals (SDG) schreiben den Mitglied- staaten beispielsweise vor, bis 2030 gegen Armut, den Klimawandel oder die Geschlechterdiskriminierung vor- zugehen. Mit 169 Unterzielen sollen die SDG die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit abdecken. 2018 hat der Bundesrat einen Län- derbericht veröffentlicht, der sich auf drei Schwerpunktthemen festlegt, wo Handlungsbedarf im In- und Ausland besteht. Das erste Schwerpunktthema bezieht sich auf die nachhaltige Pro- duktion und Konsumation, etwa durch die Schonung natürlicher Ressourcen. Als Zweites sollen durch Treibhaus- gasreduktion das Klima geschont und die Biodiversität vorangetrieben wer- den. Die Thematik um Chancengleich- heit und sozialen Zusammenhalt stellt den dritten Bereich dar, wo Handlungs­ bedarf besteht – zum Beispiel, weil die tatsächliche Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern in der Schweiz noch nicht erreicht ist.

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