ARTISET Magazin | 1-2 2022

ARTISET 01/02 I 2022  25 Andreas Schoder, seit 25 Jahren Geschäftsführer im Alters- heim Seegarten in Hünibach BE, musste nicht lange über­ legen, als das benachbarte Start-up-Unternehmen Solarify ihn anfragte, ob er das grosse Dach des Hauses für Solar­ panels zur Verfügung stellen wolle. «Wir sind immer offen für Neues und Nachhaltiges», sagt er. Bereits die Heizan- lage ist klimafreundlich: Weil das Haus in der Grundwas- serschutzzone liegt und eine Ölheizung nie in Frage kam, versorgt seit den 80er-Jahren eine mit Seewasser gespeiste Wärmepumpe das Heizsystem des Altersheims. «Nachhal- tigkeit ist deshalb bei uns schon seit Langem ein grosses Thema», sagt Schoder. 2019 lief zusätzlich das Projekt mit Solarify an, seither wird das Altersheimmit Seewasser geheizt und mit Sonnenstrom versorgt: «Die ideale Lösung.» Und sie beendete Schoders Suche nach einer dringend nötigen alternativen Energieversorgung: Ostral, die Organi- sation für Stromversorgung in Aussergewöhnlichen Lagen, hatte das Altersheim wie andere Institutionen mit einem Schreiben darauf aufmerksam gemacht, dass in den kom- menden Jahren Engpässe in der Stromversorgung drohen – grosse Stromverbraucher wie Langzeitpflegeinstitutionen müssten sich etwas einfallen lassen. Im Seegarten wurde dies umso dringender, weil in den nächsten Jahren zu den beste- henden 47 Betten hinzu noch 38 neue Alterswohnungen ge- baut werden. Da kam die Anfrage von Solarify genau richtig, und wichtige Schritte konnten gleich in den Ausbau einge- plant werden. Die neu geplante unterirdische Einstellhalle beispielsweise wird nicht nur als Verbindungsgang zwischen Alterswohnungen und Altersheim dienen, sondern auch, um die Batterie zu lagern, die künftig den Sonnenstrom speichern soll. Das soll helfen, die stromintensiven Zeiten zu überbrücken. Gegenwärtig verbraucht das Altersheim rund 90 Prozent des Solarstroms selber, mit einem Preisrabatt im Vergleich zum Netzstrom, und kann damit einen Drittel seines Stromverbrauchs decken. Künftig soll es noch mehr werden, auch in sonnenärmeren Zeiten. Den überschüssigen Strom speist Solarify in das Stromnetz ein. Einziger Aufwand: Einverständnis einholen Für Andreas Schoder bestand der Aufwand einzig darin, abzuklären, ob der Stiftungsrat des Altersheims einverstan- den ist. «Und diese Anfrage war rasch beantwortet – alle waren sofort dafür.» Den ganzen Rest übergab er der Firma Solarify: Diese organisierte den Verkauf der Solarpanels mit einemVorkaufsrecht für Mitarbeitende und Angehörige des Altersheims. Innert zweier Wochen waren alle 326 Panels weg. Die 42 Panelbesitzer erhalten von Solarify regelmässig ihren Anteil der Erträge aus dem Stromverkauf ausbezahlt und erzielen damit einen kleinen Gewinn. «Die Rendite ist nicht riesig», sagt Ursina Dorer von Solarify, «dafür leisten Von Solarify durchgeführtes Solarprojekt auf dem Dach des Altersheims Seegarten in Hünibach BE. Foto: Energiegenossenschaft Schweiz «Wir haben sauberen Strom und erhalten sogar etwas dafür.» Andreas Schoder, Geschäftsführer Seegarten die Beteiligten einen direkt messbaren Beitrag zur lokalen Energiewende.» Für Solarify sind grosse Dächer wie die des Seegar- tens besonders interessant: Die Anlage produziert rund 100000 kWh Strom pro Jahr, das entspricht demVerbrauch von rund 24 Haushalten. Zudem verbraucht der Betrieb tagsüber viel Strom – dann, wenn auch Strom produziert wird. «Solche Projekte sind besonders sinnvoll», erklärt Dorer. Es ist deshalb kein Zufall, dass die Solarfirma die Zusammenarbeit mit dem Verband Artiset gesucht hat (sie- he Hinweis unten): «Viele Mitgliederinstitutionen haben geeignete Dächer, einen hohen Stromverbrauch und sind offen für innovative Nachhaltigkeitsprojekte.» Mit rund 50 Institutionen steht Solarify aktuell in Kontakt. Bei zweien kommt demnächst die Solaranlage aufs Dach, weitere sollen im Verlauf des Jahres folgen. Ökologische und finanzielle Vorteile Gegenwärtig sind schweizweit 34 Solarify-Solaranlagen in Betrieb. Gut 6500 Panels hat die Firma bereits an knapp 1000 Investoren verkauft. Und für die kommenden Monate sind zahlreiche weitere Anlagen in Planung. «Jedes Projekt schafft für alle Beteiligten einen Mehrwert», freut sich Ursina Dorer: «Unser Modell bringt den Dachpartnern ökologische und finanzielle Vorteile und erst noch einen Imagegewinn, da es ihr innovatives und zukunftsgerichtetes Handeln sicht- bar macht.» Geschäftsführer Andreas Schoder jedenfalls hat seinen Entscheid nie bereut. Die Anlage sei ohne grosse Eingriffe innert weniger Tage montiert worden, tue etwas für die Umwelt und spare erst noch jährlich 1000 Franken Strom- gebühren, kurz: «Wir haben sauberen Strom und erhalten sogar etwas dafür.» Partnerschaft Artiset und Solarify: ➞ www.artiset.ch/Dienstleistungen/Solarify/PeCsu/

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