ARTISET Magazin | 1-2 2022
36 ARTISET 01/02 I 2022 Aktuell Genau das ist die Idee der Erlebnispä dagogik, ebenfalls ein wichtiges Ele- ment im Speerblick. Alex Leu, Erleb- nispädagoge und pädagogischer Leiter, lockt vor allem die älteren Jugendlichen gerne mal ein bisschen aus der Kom- fortzone: «Bei Abenteuern in der Natur sollen sie lernen, aufeinander einzugehen und etwas zu wagen, um etwas zu errei- chen, und dabei doch immer spüren, dass sie an einem sicheren Ort sind.» Vertrauen auf allen Seiten Auf der anderen Seite ist es im Alltag für Sozialpädagogin Stephanie Steiner, Leons Bezugsperson, selbstverständ- lich, dass sie zwischendurch der Mut- ter berichtet, wenn etwas nicht so gut läuft – aber auch, wenn Leon Erfolge erlebt hat. «Es ist wichtig, dass alle auf dem gleichen Informationsstand sind», sagt sie, und sie findet es schön zu merken, dass auf allen Seiten Ver- trauen da ist. Auch Leons Mutter erlebt die Zusammenarbeit als überraschend positiv: «So fühle ich mich nicht ver- gessen, das ist für mich schön.» Sie freut sich, dass ihr Sohn auch Freun- de in den Speerblick mitbringen darf und diese sogar bei ihm übernachten dürfen. Auf die Frage, ob er das cool findet, nickt Leon. «Ja, ja, es ist okay.» Am liebsten würde er zuhause bei sei- ner Mama wohnen, aber er hat sich ar- rangiert. An diesem Nachmittag hatte er sich für das einmal im Monat statt- findende «Backen mit der Institutions- leiterin» gemeldet. Eigentlich wollte er Schokocookies backen, aber jetzt fragt er, ob er stattdessen bei diesem schönen Wetter zum Schlitteln mitgehen dürfe. Petra Derungs nickt, das ist eine gute Idee. Sie ist froh, es läuft sehr gut mit Leon und seiner Mutter. Eine dermas- sen kooperative Zusammenarbeit sei die ideale Form, sagt sie: «So ziehen alle am selben Strick.» Manuela Camus, die ausser Leon noch ein anderes Kind im Speerblick als Bei- ständin betreut, ist geradezu begeistert von diesem Ansatz. Sie sieht den direk- ten Vergleich mit anderen Institutio- nen, in denen die Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern nach eher traditio- nellem Muster gehandhabt wird. Schnell spürbare Kooperation Sie ist positiv überrascht vom frappan- ten Unterschied: «Innert kurzer Zeit gelang hier eine spürbare Kooperation mit der Mutter, obwohl diese anfangs einem stationären Aufenthalt sehr ablehnend gegenüberstand», sagt sie. Dadurch nimmt Manuela Camus auch bei Leon eine merkliche Entspannung wahr. Für sie steht fest: «Im Speerblick Leon* hat sich in seinem Zimmer im Speerblick gut eingelebt, umso mehr, weil ihn seine Mama und seine Freunde gerne und oft besuchen dürfen. Foto: Donovan Wyrsch
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