ARTISET 01/02 I 2023 35 Aktuell In der betriebswirtschaftlichen Forschung herrscht ungewohnte Einigkeit: Trotz gewisser Risiken und einem nicht zu unterschätzenden Aufwand haben Unternehmenskooperationen einen grossen unternehmerischen Wert. Auch stationäre Institutionen müssen sich als Dienstleistungserbringende in einemMarkt für Betreuungs- und Pflegeleistungen behaupten, selbst wenn der öffentliche Auftrag, die staatliche Aufsicht und die öffentliche (Mit-)Finanzierung dem Wirken des Marktes Grenzen setzt. In einer wissenschaftlichen Analyse prüfte die Autorin, inwieweit sich betriebswirtschaftliche Forschungsergebnisse zu Kooperationen auf soziale und sozialmedizinische Institutionen übertragen lassen. Und um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Das Potenzial der unternehmerischen Zusammenarbeit ist gerade auch für diese Branche gross. Vielfältiger strategischer Nutzen Gelingt eine Kooperation, lassen sich Ziele erreichen, die für stationäre Institutionen schon heute von grosser Relevanz sind, und solche, die für sie in Zukunft wichtig werden. Die Kooperation mit Partnern, die derselben Branche oder derselben Region angehören, erlaubt verstärkte politische Einflussnahme. Dieser Nutzenaspekt ist für Institutionen besonders relevant. Denn zum einen bewegen sie sich in einem stark regulierten Markt, und zum anderen ist mit einem sich zuspitzenden politischen Ressourcenkampf mit anderenWirtschaftszweigen zu rechnen. Ressourcen werden unter anderem basierend auf der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Branchen und Einzelunternehmen verteilt. Unternehmenskooperationen untereinander bieten die Chance, das Image von stationären Institutionen im Allgemeinen zu steigern. Die Zusammenarbeit mit sorgfältig gewählten Partnern aus anderen Branchen, zum Beispiel aus den Bereichen Sport, Finanzen oder Nachhaltigkeit, kann die Sichtbarkeit, Glaubwürdigkeit und das Prestige einer einzelnen Institution erhöhen. Dieser Nutzen von Unternehmenskooperationen gewinnt aufgrund des Fachkräftemangels, einer abflachenden Nachfragesteigerung, des erwarteten Spardrucks und einer zukünftig höheren Marktmacht der Kunden zunehmend an Bedeutung. Angesichts von Individualisierungstendenzen, steigender Komplexität und Einzelrisiken gehört auch ein vielfältiges Leistungsangebot zu den wichtigsten zukünftigen Erfolgsfaktoren stationärer Institutionen. Eine kooperationsbasierte Diversifikationsstrategie stellt eine gerade für kleinere und mittlere Institutionen interessante Optionen dar, weil Kooperationen schaffen einen Mehrwert Unternehmenskooperationen haben in der Branche der stationären Institutionen wenig Tradition. Eine wissenschaftliche Analyse zeigt jetzt, dass soziale und sozialmedizinische Institutionen mittels Kooperationen den aktuellen und künftigen Herausforderungen der Branche besser begegnen können. Von Rahel Jakovina*
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