Gewalt verhindern Magazin ARTISET 1-2 2023

ARTISET 01/02 I 2023 37 Die Kooperation mit Partnern, die derselben Branche oder derselben Region angehören, erlaubt verstärkte politische Einflussnahme. Dieser Nutzenaspekt ist für Institutionen besonders relevant. geprägt von gesetzlichen Regulierungen, dem branchenweiten Ressourcenmangel oder neuen technischen Anforderungen. Solche Herausforderungen lassen sich gemeinsam kraftvoller, kostengünstiger und risikoärmer erfüllen. Dank solchen Multi-Partner-Kooperationen, die in der Branche heute bereits existieren, besteht oft ein Beziehungsnetz zwischen den Institutionen, wodurch ein gewisses Vertrauen und auch Offenheit sichergestellt ist. Beides sind wichtige Faktoren für den Erfolg von Unternehmenskooperationen. Ihr Vorhandensein bildet gemeinsam mit dem limitierten Wettbewerb einen im Vergleich zu anderen Branchen sehr guten Nährboden für Kooperationen untereinander. Diese Art der Unternehmenskooperation wird auch dadurch gefördert, dass in der Branche der stationären Institutionen ein grosses Potenzial für Standardisierungen besteht, so im Bereich der IT oder der Administration. Kooperationen mit einzelnen Institutionen respektive Konkurrenten bergen jedoch auch besonderes Konfliktpotenzial. Wegen des weitverbreiteten Fachkräftemangels ist für stationäre Institutionen insbesondere die Gefahr von Personalübergängen relevant. Bei brancheninternen Kooperationen empfiehlt sich deshalb, diese Möglichkeit und den Umgang damit bei der Lancierung von Kooperationen explizit zu thematisieren. Erfahrungen sammeln Kooperationen haben umso grösseres Nutzenpotenzial, je enger die gewählte Kooperationsform ist. Die im Allgemeinen eher geringe Kooperationserfahrung in der Branche hemmt jedoch das Zustandekommen und den Erfolg enger Kooperationsformen, weshalb sich für viele Institutionen zum Abbau von Befürchtungen und Aufbau von Erfahrungswissen zunächst vor allem losere Kooperationsformen eignen. Die im Vergleich zu anderen Branchen etwas langsamer fortschreitenden Markt- und Umfeldentwicklung bietet Raum dafür, Erfahrung in der Unternehmenskooperation allgemein und mit bestimmten Partnern zu sammeln, die spätere engere Kooperationsformen begünstigt. In Übereinstimmung mit Unternehmenszielen Die Branche hat auch Zeit, wichtige Grundlagen zu schaffen, die es stationären Institutionen erst ermöglichen, das Potenzial von Unternehmenskooperationen auszuschöpfen. Dazu zählen die Information, Imagepflege und der Aufbau von betrieblichen Netzwerken innerhalb der Branche, aber vor allem auch darüber hinaus. Denn das Beziehungsnetz stationärer Institutionen ist ausserhalb der Branche oft gering ausgeprägt, was dem Zustandekommen und dem Erfolg von Unternehmenskooperationen mit branchennahen und -fremden Partnern im Weg steht. Erschwerend kommt hinzu, dass die vorhandenen Kontakte oft auf persönlichen Beziehungen der Führungskräfte beruhen und im Rahmen der Pensionierungswelle schnell verloren gehen können. Eine weitere wichtige Grundlage für zukünftige erfolgreiche Unternehmenskooperationen ist die weitere Professionalisierung der strategischen Arbeit. Erfolgreiche Unternehmenskooperationen kommen dann zustande, wenn sie zur Strategie und den darauf ausgerichteten Unternehmenszielen passen. Eine Institution, die nicht weiss, wohin sie will, oder sich selbst nur ungenügend kennt, wird nutzbringende Kooperationschancen nur schwer abschätzen können. Sie wird auch Schwierigkeiten damit bekunden, passende Kooperationspartner zu finden, und wird sich allenfalls in Kooperationen engagieren, die einen nicht ausreichend relevanten Nutzen generieren. Jetzt beginnen Erfolgreiche Kooperationen aufzubauen, braucht einen längerfristigen Zeithorizont. Die Arbeit beginnt nicht bei der in der Praxis oft diskutierten Partnersuche, sondern bei der klaren Positionierung der Institution, der Imagepflege und dem Beziehungsaufbau. Die Forschung zeigt zudem, dass Unternehmen die Zeit, welche die Umsetzung einer Kooperation in Anspruch nimmt, systematisch unterschätzen. Zukunftsorientierte Institutionen tun deshalb gut daran, sich heute schon verstärkt mit demThema auseinanderzusetzen. Denn allgemein gilt: Die absehbaren zukünftigen Entwicklungen in der Branche und ihrem Umfeld führen dazu, dass der Nutzen, den Unternehmenskooperationen generieren können, immer wichtiger wird und Kooperationen enorm an Relevanz gewinnen werden. * Rahel Jakovina ist Fachmitarbeiterin des Branchenverbands Youvita. Im Beitrag fasst sie die Ergebnisse ihrer Masterarbeit zusammen. Sie hat an der Universität Bern Betriebswirtschaft und Recht studiert. Aktuell

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