Herausforderndes Verhalten – wie reagieren | Magazin ARTISET | 10-11 2024

ARTISET 10/11 I 2024 19 ‣ Gesundheit Weiterbildung an der BFH CAS Eigenweltorientierte Kommunikation Demenz Start: April 2025 Fachkurs Interprofessionelle Zusammenarbeit in der Lebenswelt älterer Menschen | Start: Januar 2025 Fachkurs Prozessgestaltung mit Design Thinking Start: Januar 2025 Fachkurs Projekt implementieren | Start: März 2025 Fachkurs Psychiatrie | Start: August 2025 bfh.ch/gesundheit/weiterbildung 11_WB_INA_PFL.indd 1 24.09.2024 09:21:21 Im Fokus Anzeige sind, und kreiert die dafür notwendige Umgebung und Hilfsmittel, sei es bei einem Spaziergang, bei den Mahlzeiten oder bei der Körperpflege. Dieser Vorgang, gesteuert durch die individuellen Vorlieben, Wünsche, Ressourcen und Bedürfnisse der Klientel und mit den adäquaten professionellen und entwicklungsbezogenen Grundlagen, stellt ein wichtiges Instrument dar. Er ist aber oftmals nur dann hilfreich, wenn sich nach der Formulierung der Ziele, der Hilfsmittel und der Situation auch ein klar strukturierter Ablauf oder ein Prozess dazu gesellt, der eindeutig definiert, wie, wann und durch wen der Prozess geführt wird, und allfällige Abweichungen mit klaren handlungsleitenden Möglichkeiten ergänzt. Das Leben aktiv mitgestalten können Um sich selbstbestimmt und mit einer hohen Teilhabe im Leben bewegen zu können, braucht es die Möglichkeit, sich frühzeitig auf das, was geschehen wird, einzustellen. Wenn der Start in den Tag einmal mit Zähneputzen, einmal mit Duschen und einmal mit der Medikamenteneinnahme im Zimmer beginnt, hat der Mensch mit einer schweren kognitiven Beeinträchtigung nur wenig Möglichkeit, darauf einzuwirken. Dasselbe gilt, wenn auf Spucken oder Verweigerung einmal mit einem Time out, einmal mit dem Entfernen aus der aktuellen Situation und einmal mit der Abgabe von einem Bonbon geantwortet wird. Das eigene Erleben fordert unter solchen Umständen eine stetige Anpassung an schnell wechselnde Erwartungen und Ansprüche. Diese Anpassungsleistung ist für die Betroffenen oft sehr intensiv und ermüdend. Indem sich alle Betreuungspersonen an denselben Ablauf und dieselbe Reihenfolge halten, werden Voraussetzungen geschaffen, damit sich auch Menschen mit schweren kognitiven Beeinträchtigungen weiteres Wissen und Ressourcen aneignen können, um ihr Leben aktiv mitgestalten zu können. In Zeiten, in denen der Begriff «Fachkräftemangel» oder ganz generell Personalmangel überall auftaucht, müssen sich auch die Institutionen Gedanken machen, welche Bedingungen sie bieten können, um das Personal in der alltäglichen Arbeit unterstützen, befähigen und insbesondere auch halten können. Dabei mag dem Gehalt eine gewisse Bedeutung zukommen, Erfahrungen zeigen aber, dass der Möglichkeit zur tätigkeitsspezifischen Fort und Weiterbildung eine noch höhere Gewichtung beigemessen wird. Ebenso wie der Teamarbeit, der Mitsprache, den Karrieremöglichkeiten und kompetenten Führungspersonen. Aus Sicht der betreuten Personen ist diesen Umständen Rechnung zu tragen, damit sie den Aufbau und das Halten von tiefen Beziehungen erleben und wir damit ihre Antworten auf die Frage nach dem guten Leben hören und verstehen können. Die Begleitung von Menschen mit schweren kognitiven Behinderungen und herausfordernden Verhaltensweisen erfordert ein tiefes Verständnis ihrer individuellen Bedürfnisse sowie deren spezifische Kompetenzen und Eigenschaften. Kommunikationsfähigkeit, Fachwissen, Empathie und Teamarbeit sind entscheidend, um ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. * Rahel Huber ist Bildungsbeauftragte Sozialpädagogik von Artiset Bildung; Angelika Voigt ist Heimleiterin des Wohnheims Sonnegarte in St. Urban LU.

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