Herausforderndes Verhalten – wie reagieren | Magazin ARTISET | 10-11 2024

36 ARTISET 10/11 I 2024 Mit welchen Wohnangeboten lässt sich das Leben von Menschen im Alter oder von Menschen mit Behinderungen positiv beeinflussen? Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt der FHNW in Zusammenarbeit mit der Föderation Artiset geht dieser Frage nach. Das Projektteam sucht Institutionen, um ein Tool zu testen, mit dem Organisationen das «Gute Leben» abbilden können. Von Matthias Widmer* Faktoren für ein «Gutes Leben» in einer Organisation Welchen Einfluss haben Wohnheime oder Wohnangebote auf das Leben der Menschen, die dort leben, beispielsweise für Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen im Alter? Ist es besser, in Abteilungen, Wohngruppen oder Studios zu leben oder ambulante Dienstleistungen in einer eigenen Wohnung zu beziehen? Welchen Unterschied machen Essenslieferungen, ein eigenes Restaurant im Haus oder die Möglichkeit, selbst zu kochen? Fragen wie diese stellen sich früher oder später allen Verantwortlichen von Organisationen, die Wohnangebote anbieten, aber auch Menschen, die nach einem passenden Wohnangebot suchen. Gute Antworten auf die Frage, wie Menschen in Wohnorganisationen zu einem guten Leben kommen, sind nicht leicht zu finden. Oft entscheidet der Zufall, etwa bei schnellen Platzierungen. Auch die Persönlichkeit und Biografie der Personen beeinflussen, welche Organisation und welche Leistungen das Leben positiv beeinflussen können. Dabei sind gute Antworten hierzu wichtig, da Wechsel zwischen Organisationen selten sind. Um Zufälle zu minimieren und die Qualität der Organisationen zu sichern, setzen Organisationen Qualitätsmanagement-­ Systeme ein. Doch deren übliche Messgrössen wie Pflegequalität, Sicherheit oder Hygiene reichen nicht aus, um zu klären, ob eine Person in einer bestimmten Organisation ein gutes Leben führen kann. Viele Verantwortliche berichten, dass sie Probleme haben, zu belegen, welche Menschen bei ihnen besonders profitieren und warum. Daher wünschen sie sich zusätzliche Messgrössen, um den Beitrag ihrer Organisation zum guten Leben zu zeigen und unter Kontrolle zu bringen. Das Forschungsprojekt der FHNW und Artiset Diese Ausgangslage ist der Grund für das Forschungsprojekt der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und Artiset, das vom Bund mitfinanziert wird. Ziel ist die Entwicklung eines Tools, mit dem Organisationen das «Gute Leben» abbilden können. Mit diesem Tool sollen Organisationen Kennzahlen für das «Gute Leben» mit anderen Anbietern vergleichen, von erfolgreichen Organisationen lernen und die Wirkung ihrer Leistungen verständlich darstellen und selbst steuern können. Wie lässt sich das «Gute Leben» definieren? Der Begriff «Gutes Leben» stammt von der Philosophin Martha C. Nussbaum. Sie hat untersucht, wie die Gerechtigkeit einer Gesellschaft bewertet

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