Ethische Fragen stellen | Magazin ARTISET | 10 / 2022

ARTISET 10/11 I 2022  21 2. Diskussion Um schwierige Fragen gemeinsam anzuge­ hen, kann man nicht einfach irgendwie darüber diskutieren. Dafür braucht es eine Methode. Die Methode von «Segel» beruht auf fünf Schritten, die sich an ethischen Entscheidungsverfahren orientieren. ■ Das Problem zur Sprache bringen (wen betrifft es, was stört uns…) ■ Die Frage, die plagt, klar formulieren ■ Eine Liste mit Argumenten dafür und dagegen erstellen ■ Das ausschlaggebende Argument wählen und den ethischenWert dahinter eruieren ■ Die folgenden Schritte bestimmen (wer macht wann was). Um die Schritte zugänglich zu machen, verwendet das Segel-Team verschiedene In­ strumente: ein spielerisches Storytelling (Reise mit dem Segelschiff), einfache Sprache, Bilder, eine angepasste Moderation. Das sieht zwar einfach aus, aber das Team hat zwei Jahre an Segel gearbeitet. DAS PROJEKT SEGEL «Segel» (=Schwierige Entscheide – Gemeinsame Lösungen) ist aus einem Forschungsprojekt der Ostschweizer Fachhoch- schule und der Hochschule Luzern hervorgegangen. Ziel war die Schaffung eines Entscheidungsprozesses, der es Menschen mit kognitiven Schwierigkeiten ermöglicht, von A bis Z bei Entscheidungen mitzuwirken, die ihre Selbstbestimmung be- treffen. Das Team hat einen Gesprächsleitfaden entwickelt und bietet Workshops an. ➞ www.gemeinsamentscheiden.ch 3. Integration Nach dem Fällen einer Entscheidung ist aber noch nicht Schluss. Man muss die par­ tizipative Diskussion im Entscheidungspro­ zess verankern. «Mit einem ‹one shot› ist es nicht getan. Man muss diese Methode re­ gelmässig bei jeder schwierigen Entschei­ dung anwenden», gibt Corinne Wohlgen­ singer zu bedenken. Zudem sollen einmal gefällte Entscheidungen auch immer wieder überprüft werden. Die Vorteile sind für das Segel-Team klar: eine höhere Akzeptanz der getroffenen Entscheidungen und die Ein­ führung eines gleichberechtigten Dialogs zwischen Fachleuten und Betroffenen.

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