Ethische Fragen stellen | Magazin ARTISET | 10 / 2022

ARTISET 10/11 | 2022  39 Wir haben die Messe praktisch zeitgleich mit der Ratifikation der UN-BRK durch die Schweiz ins Leben gerufen.Wir sehen die Messe als eine der Massnahmen, um das Bekenntnis der Schweiz zu unterstüt- zen. Sobald wir als Gesellschaft die In- klusion verwirklicht haben, braucht es eine solche Messe nicht mehr. Wie hat die Messe seit der erstma- ligen Durchführung dazu beigetra- gen, diese Ziele zu erfüllen? Im Jahr 2019 konnten wir erstmals Re- gelschulklassen dazu bewegen, an die Swiss Handicap zu kommen. Wir hatten damals 35 Klassen aus der Primar- und Oberstufe. Sie besuchten klassenweise ge- meinsam mit einem Betroffenen die Mes- se. Im Verlauf dieser Rundgänge konnte man im Zeitraffer feststellen, wie Inklu- Fiore Capone (rechts), Geschäftsführer der Active Communication AG, ist Mit-Initiant der Messe Foto: Privat sion entsteht. Zuerst spürte man Barrieren und Vorurteile, vor allem auch deshalb, weil man keine Berührungspunkte hat. Am Ende des Rundgangs spielt es keine Rolle mehr, dass jemand im Rollstuhl sitzt, weil die Schülerinnen und Schüler den Menschen, die Person kennengelernt hat- ten. Jetzt im Dezember werden über 50 Klassen die Messe besuchen. Welche weiteren Aktivitäten können Sie benennen? In den zwei Hallen der Swiss Handicap haben wir eine Reihe von Projekten, die sich nicht einer klassischen Hilfsmittel- messe zuordnen lassen. Gemeinsam mit unserem Partner Plussport zeigen wir etwa, wie man mit Sport und Freizeitak- tivitäten Barrieren abbauen kann. In einem anderen Projekt werden Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam Guetzli backen. Zudem haben wir ein Vortragsprogramm mit Themen aus Handlungsfeldern der UN-BRK. Sie sprechen damit auf das Rah- menprogramm an. Ein Blick auf die Liste der Aussteller zeigt indes: Im Zentrum stehen Hilfsmittel aller Art, oder täuscht der Eindruck? Sehr viele Aussteller kommen tatsächlich aus dem Hilfsmittelbereich. Das sehen wir und versuchen, zusätzlich Aussteller aus anderen Bereichen zu gewinnen. Vor allem fehlen uns immer noch Aussteller aus dem Bereich der Dienstleister für Menschen mit Beeinträchtigung, beson- ders Betroffenenorganisationen. Wenn wir diese ansprechen, sagen sie uns jeweils mit dem Argument ab, dass sie ja nichts verkaufen und die Messeteilnahme für sie deshalb uninteressant ist. Wie begegnen Sie diesem Argu- ment? Aus meiner Sicht gehört es zu den Aufga- ben von Betroffenenorganisationen, ihre Dienstleistungen öffentlich zu präsentie- ren. Swiss Handicap bietet allen Akteu- ren rund umMenschen mit Behinderung eine Plattform. Nicht zwingend mittels eines Messestandes, sondern auch im Rahmen eines Projekts. Wir werden jetzt verstärkt mit verschiedenen Akteuren persönlich in Kontakt treten, um sie für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Welche Zielgruppen sprechen Sie mit der Swiss Handicap an? Es gibt die grosse Zielgruppe der Betroffe- nen gemeinsam mit ihrem Umfeld, dem privaten und auch dem beruflichen Um- feld. Zudem Fachpersonen aus dem schu- lischen, begleitenden oder pflegerischen Bereich. Hinzu kommen alle Akteure im Bereich von Menschen mit Beeinträchti- gung, dazu gehören die Kostenträger, auch die Politik.Wir würden gerne noch mehr Politikerinnen und Politiker an der Messe begrüssen. Was sehen die Besucherinnen und Besucher an den Messeständen? Die Aussteller im Bereich der Hilfsmittel vertretenzweiArtenvon Innovationen.

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