Ethische Fragen stellen | Magazin ARTISET | 10 / 2022

ARTISET 10/11 I 2022  45 Die Situation von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist unberechenbar und wechselhaft. Entsprechend anspruchsvoll ist deren Pflege und Betreuung. Die neue Berufsprüfung «Fachfrau respektive Fachmann in psychiatrischer Pflege und Betreuung» ist eine Chance, sich weiterzuentwickeln, und ermöglicht einen Ab­ schluss auf Tertiärniveau. Von Sandra Picceni* Qualifiziert für die psychiatrische Betreuung Die Anforderungen an die ohnedies schon anspruchsvolle Pflege und Be­ gleitung von Menschen mit psychi­ schen Beeinträchtigungen steigen. Es herrscht eine hohe Arbeitsbelastung, mangelnde Wertschätzung gegenüber dem Beruf, Personalmangel und Zeit­ druck. Alles Faktoren, die den Alltag der Mitarbeitenden zusätzlich belasten. Eine Möglichkeit, dieser Realität begegnen zu können, ist, dass sich Mitarbeitende mit geeigneten Ausbil­ dungen für die anspruchsvolle Begleit­ funktion qualifizieren. Mit der Berufsprüfung «Fachfrau respektive Fachmann in psychiatrischer Pflege und Betreuung» erwerben Mit­ arbeitende neue und für die tägliche Arbeit wichtige Kompetenzen. Die Be­ rufsprüfung schliesst eine Lücke bezüg­ lich des spezialisierten Fachwissens der psychischen Gesundheit. Dank vertief­ terem Fachwissen lässt sich herausfor­ dernden Situationen professionell be­ gegnen. Dies gewährleistet die adäquate Unterstützung von Menschen mit psy­ chischen Beeinträchtigungen. Dieses Jahr absolvieren die ersten Fachpersonen die eidgenössische Be­ rufsprüfung als Fachperson in psychi­ atrischer Pflege und Betreuung. Es ist eine neue, junge Berufsprüfung mit viel Potenzial und Relevanz für die Be­ gleitung von Menschen mit einer psy­ chischen Beeinträchtigung in ihrem Alltag. Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung Das Fachgebiet Psychiatrie bringt be­ sondere Bedingungen mit sich. Die Stellung in der Gesellschaft, der Um­ gang mit Unfreiwilligkeit und Zwang und die komplexen Reintegrationspro­ zesse sind einige davon. Der Begriff psychische Beeinträchtigung bezeich­ net Einschränkungen psychischer Funktionen aufgrund einer psychi­ schen Erkrankung oder von Einschrän­ kungen. Die Einschränkungen sind dauerhaft, jedoch nicht konstant. Die Situation von Menschen mit psychi­ schen Beeinträchtigungen und ihr Un­ terstützungsbedarf sind deshalb hoch­ gradig unberechenbar und wechselhaft. Anders als viele andere Beeinträchti­ gungsformen sind psychische Beein­ trächtigungen für das Umfeld meist unsichtbar, weil Betroffene sich durch gut entwickelte kognitive und physi­ sche Fähigkeiten auszeichnen. Den­ noch kommen oft Wechselwirkungen zwischen der psychischen Beeinträch­ tigung und somatischen Beschwerden vor. Damit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen an allen gesell­ schaftlichen Lebensbereichen teilhaben und teilnehmen können, bedarf es einer umfassenden und gegenseitigen Aktuell

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