ARTISET 10/11 I 2023 33 Aktuell Pflegehelfende SRK sind für die Langzeitpflege unverzichtbar: Rund 30 000 von ihnen sind bei Spitex und in Institutionen angestellt und helfen, den Fachkräftemangel aufzufangen. Der Lehrgang wurde seit den Anfängen vor 65 Jahren stark weiterentwickelt und professionalisiert. Jetzt soll die wertvolle Arbeit der Pflegehelfenden SRK sichtbarer werden. Von Claudia Weiss Sie stellen fast einen Drittel aller Pflegemitarbeitenden in Langzeitinstitutionen und helfen damit, den Pflegenotstand zu entschärfen. Und es gibt sie bereits seit 65 Jahren. Und doch, sagt Susanne Baumann, bis vor kurzem Verantwortliche des Lehrgangs für Pflegehelfende beim Schweizerischen Roten Kreuz, «sind sie heute immer noch viel zu wenig bekannt». Die Rede ist von den Pflegehelfenden «PH SRK». Rund 30 000 von ihnen sind heute bei Spitex, in Heimen, Spitälern und Entlastungsdiensten angestellt. Und laut Susanne Baumann steigen viele von ihnen später in eine FaGe-Ausbildung ein. «Wir fördern das sehr.» Der Lehrgang biete vielen eine Einstiegshilfe, um sicherer zu werden und, wenn nötig, die Sprache besser zu lernen. «Er ist deshalb zugleich eine wichtige Berufsintegrationshilfe für Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch für Menschen, die ihre Stelle verloren haben und umsatteln möchten.» Die Pflegehelfenden, so heisst es in der Berufsbeschreibung des SRK, «unterstützen die Pflegefachpersonen in der Grundversorgung und in der Betreuung und sind für eine Langzeitpflege-Institution unverzichtbar». Ihren Ursprung fand die Ausbildung bereits 1958. Damals, erzählt Susanne Baumann, sei die Ausbildung neu geschaffen worden, «um dem seinerzeit herrschenden Pflegemangel entgegenzuwirken». Dieses Problem war also schon damals aktuell, und das Ziel lautete gleich wie heute: qualifiziertes Personal entlasten, damit dieses mehr Zeit für die qualifizierten medizinischen Aufgaben findet. Zu den Kernaufgaben des Roten Kreuzes gehörte ursprünglich, Leute für einen Einsatz in Kriegssituationen auszubilden. Aber schon rasch kam die Idee dazu, «allgemeine Hilfe in Not» zu leisten, und so entstand die Idee zu diesem Lehrgang. Der erste «Lehrgang für Spitalgehilfinnen», Susanne Baumann zeigt ein Schwarzweissfoto von weissbeschürzten Frauen mit rotem Kreuz auf dem Ärmel, gestaltete sich noch ziemlich rudimentär: Er bestand aus mageren 4 Lektionen Theorie und 10 Lektionen Praxis, gefolgt von einem sechswöchigen Praktikum. Begleitet wurden die zehn Kursteilnehmerinnen, ausschliesslich Frauen, von einer ausgebildeten Krankenschwester und einem Arzt. Bettenmachen und Blumengiessen Die Teilnehmerinnen – Hausfrauen, Sekretärinnen und eine Studentin – lernten vor allem hauswirtschaftliche Aufgaben wie Bettenmachen, Blumengiessen und Putzen zur Unterstützung der Pflegefachkräfte. «Für den Lehrgang mussten die zehn Teilnehmenden seinerzeit im Gegensatz zu heute nichts bezahlen», erzählt Baumann. Aber: «Sie verdienten später für ihren Einsatz auch nichts.» Und das sollte noch jahrelang so bleiben: Erst in den 1980er-Jahren entbrannten immer heftigere Diskussionen, ob man diese Arbeit auf freiwilliger Basis beibehalten oder sie professionalisieren und entsprechend entlöhnen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Einsatz von Pflegehelferinnen in der Praxis längst bewährt. Und im Lauf der Jahre hatte sich gezeigt, dass es Sinn macht, für die Pflege auch Männer zum Lehrgang zuzulassen. Seit 1973 steht der Kurs deshalb auch Männern offen – anfänglich aber nur zur Pflege von Männern. Männer machen allerdings auch heute nicht einmal einen Zehntel aller Teilnehmenden aus. Dafür machte die Ausbildung in den Achtzigerjahren einen entscheidenden fachlichen Sprung: Der Lehrgang – noch immer mehrheitlich von Frauen besucht – wurde umbenannt in «Pflegehelferin SRK» und ausgebaut. Je nach Kanton LEHRGANG PFLEGEHELFENDE SRK Der Lehrgang besteht seit 65 Jahren. Inzwischen haben ihn über 120 000 Personen absolviert, jährlich schliessen 4000 Personen (vor Corona 4500) mit dem Zertifikat PH SRK ab. Die Pflegehelfenden SRK unterstützen die Pflegefachpersonen in der Grundversorgung und in der Betreuung. Die Kantone haben für Langzeitpflegeinstitutionen einen Personalstellenschlüssel festgelegt, der einen Anteil von bis zu 60 Prozent Assistenzpersonal zulässt. Für PH SRK gibt es ausserdem diverse Fortbildungsmöglichkeiten: Lehrgang Zertifikat Langzeitpflege SRK, Lehrgang Passage SRK – Palliative Care, Lehrgang Demenzbetreuung SRK ZH, Zertifikat Psychiatrische Begleitung SRK ZH und diverse Fortbildungen.
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