ARTISET 10/11 I 2023 43 Aktuell Das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel zeigt in einer Studie, wie es mit Intercare gelingt, die stationäre Langzeitpflege zu stärken und damit ungeplante Spitaleinweisungen zu reduzieren. Was zeichnet Intercare aus? Und wie lässt sich das Modell trotz knapper Ressourcen umsetzen? Von Franziska Zúñiga, Vanessa Litschgi, Lea Saringer-Hamiti* Ein Modell zur Stärkung des geriatrischen Fachwissens Langzeitpflegeinstitutionen stehen unter Druck, mit schwierigen Rahmenbedingungen eine qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung zu gewährleisten. Fachkräftemangel, enge finanzielle Bedingungen und der teilweise fehlende Zugang zu geriatrischem Fachwissen sind Herausforderungen, die neue Lösungswege erfordern. Zur Erhaltung der Pflegequalität braucht es darum einen optimalen Einsatz von hochqualifiziertem Fachpersonal mit geriatrischer Expertise. Eine mögliche Antwort sind pflegegeleitete Versorgungsmodelle, in denen geriatrisch vertieft geschulte Pflegefachpersonen erweiterte Rollen übernehmen, um die Pflege- und Betreuungsteams zu coachen, Fachwissen einzubringen und die interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken. Ein solches Modell ist Intercare, das auf der Grundlage einer sorgfältigen Kontextanalyse für Pflegeinstitutionen in der deutschsprachigen Schweiz entwickelt und erfolgreich in elf Betrieben umgesetzt wurde. Das Modell umfasst sechs Kernelemente, die im ersten nationalen Bericht zu Intercare (https://intercare.nursing. unibas.ch/publikationen/) ausführlich beschrieben werden: ■ Einführung einer Pflegefachperson in einer erweiterten Rolle (IntercarePflegefachperson); ■ Stärkung des interprofessionellen Behandlungsteams; ■ Einführung von evidenzbasierten Instrumenten zur Stärkung der Kommunikation innerhalb der Pflege- und Betreuungsteams und mit Ärztinnen und Ärzten; ■ Einsatz des multidimensionalen geriatrischen Assessments; ■ Umsetzung der gesundheitlichen Vorausplanung; ■ Datenbasierte Qualitätsentwicklung. Intercare wurde zwischen 2018 und 2020 in elf Deutschschweizer Pflegeinstitutionen eingeführt. Das Studienteam konnte zeigen, dass es zu weniger Spitaleinweisungen kam, und mehr Bewohnerinnen und Bewohner verfügten über eine gesundheitliche Vorausplanung. Von der Finanzierung her gleichen sich die zusätzlichen Kosten für die Intercare-Pflegefachperson mit dem Wegfall von Verlusten durch vermiedene Spitaleinweisungen in etwa aus. Das Modell stiess auf hohe Akzeptanz in den Betrieben. Gemäss den Feedbacks der teilnehmenden Betriebe erlebten die Pflege- und Betreuungsteams mit der Einführung des neuen Modells ein Empowerment. Die Fachkompetenz stieg, es gab mehr interprofessionellen Austausch, weniger Konflikte mit Ärztinnen und Ärzten und weniger Reklamationen von Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Rolle der Intercare- Pflegefachperson Zentrale Elemente für die Reduktion der Spitaleinweisungen waren die Umsetzung der gesundheitlichen
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