ARTISET 12 I 2022 15 Anzeige Die Studie machte deutlich, dass sich Selbsthilfe sowohl auf der individuellen als auch der gesellschaftlichen Ebene positiv auswirkt. Mit der Teilnahme an einer Gruppe fühlen sich die Mitglieder generell besser. Sie haben auch weniger Schuldgefühle, weil sie sehen, dass es anderen ähnlich geht. Sie fühlen sich mit der schwierigen Situation nicht alleingelassen und finden praktische Lösungen, die sich bei anderen bereits bewährt haben. Weiter verbessern sich die Beziehungen zu Nahestehenden und auch zu Fachleuten. Zudem werden unter den Gruppenteilnehmenden neue Beziehungen geknüpft. Und inwiefern belegt die Studie eine Wirkung auf der gesellschaftlichen Ebene? Die Selbsthilfe ergänzt die Gesundheitsversorgung und den Sozialbereich und leistet einen Beitrag zur Prävention. Zudem kann sie für neue, gesellschaftlich relevante Themen sensibilisieren. Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind kritische Patientinnen und Patienten und können auf diese Weise einen positiven Einfluss haben auf die Qualität und das Angebot imGesundheits- und Sozialwesen. Selbsthilfegruppen können insbesondere dazu beitragen, dass die Interessen der Betroffenen besser wahrgenommen werden. Wie beurteilen Sie die Positionierung der Selbsthilfe im Sozial- und Gesundheitsbereich? Insbesondere die regionalen Selbsthilfezentren haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Kooperationen aufgebaut mit Psychiatrischen Diensten und Kliniken sowie mit Spitälern, mit Sozialberatungsstellen und mit Behindertenorganisationen. Auch die Geschäftsstelle von Selbsthilfe Schweiz unternimmt grosse Bemühungen, mit verschiedenen Akteuren im Sozial- und Gesundheitsbereich Partnerschaften einzugehen. Ich sehe hier noch grosses Potenzial. Im Gesundheitswesen gibt es sehr viele Akteure. Wichtig ist aber, dass gerade die Erfahrung und die Kompetenz der Betroffenen, der zu einer Entlastung des Sozial- und Gesundheitswesens führen.»
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