ARTISET 12 I 2022 17 Im Fokus Im Kirchgemeindehaus von Le Mont-sur-Lausanne versammeln sich jeden Donnerstag um die zwanzig Personen für das «Café Solidaire». Manchmal sind es noch mehr. Diesen Donnerstag drängen ab halb zehn über dreissig Personen zum Eingang, wo sie von den heutigen Gastgebern Gérard Tissot und Edgard Raeber empfangen werden. Es herrscht eine herzliche Atmosphäre, man grüsst sich, ruft den bereits an den Tischen Sitzenden von Weitem etwas zu, erfährt Neuigkeiten von den einen und fragt nach der Gesundheit von anderen. An der Bar nahe beim Eingang steht ein grosser Tisch. Die darauf liegenden Informationen erinnern an die bevorstehenden Aktivitäten. Interessierte werden dazu aufgefordert, sich für einen Ausflug, eine Konferenz oder auch eine solidarische Mahlzeit anzumelden. Zudem können Freiwillige auf einer Liste ihre Verfügbarkeit für den Transport des Gruppenältesten eintragen. Der 90-Jährige kann sich kaum noch allein fortbewegen. Gelegentlich liegt dort auch eine Karte mit Genesungswünschen für Kranke zur Unterschrift auf. Dieser Treff bietet nicht zuletzt auch die Gelegenheit, über zukünftige Projekte zu informieren. «Es ist ein magischer Ort» Das Café Solidaire gehört zu den Haupttätigkeiten des Vereins Mont Solidaire. Zu seinen Zielen gehören die gegenseitige Hilfe, das Zuhören und der Austausch. Es ist ein Ort der Begegnung, wo die Seniorinnen und Senioren der Gemeinde Freundschaften schliessen können. Für die Neuzu- «Wir brauchen junge Alte» Im Juni dieses Jahres wurde der Verein Mont Solidaire ins Leben gerufen. Er entstand aus einem partizipativen Gemeinschaftsprojekt und wird von und für Seniorinnen und Senioren geführt. Pro Senectute Waadt, der Kanton Waadt und die Gemeinde Le Mont-sur-Lausanne unterstützen den Verein. Sein Ziel ist es, die sozialen Beziehungen der Seniorinnen und Senioren aufrechtzuerhalten und ihre Lebensqualität zu verbessern. Von Anne-Marie Nicole «QUARTIERS & VILLAGES SOLIDAIRES» Das Ziel der «Quartiers & Villages Solidaires» von Pro Senectute Waadt sind bessere Lebensbedingungen für die älteren Menschen in einem Dorf oder Quartier. Dies geschieht durch den Aufbau sozialer Beziehungen und nach einem partizipativen Ansatz. Die Methodik zur Begleitung von Gemeinschaftsprojekten umfasst sechs Etappen: Voranalyse, Diagnose, Aufbau, Entstehung, Realisierung, Autonomie. In zwanzig Jahren hat Pro Senectute Waadt rund vierzig solcher Quartier- oder Dorfprojekte begleitet. ➞ www.quartiers-solidaires.ch gezogenen ist es der erste Schritt zu neuen Bekanntschaften und Geselligkeit. «In unserem Alter droht manchmal Einsamkeit», warnt die achtzigjährige, rüstige Gisela Raeber. Sie gehört zur Verwaltungsgruppe des Vereins. «Hier ist für alle ein magischer Ort, egal, ob man allein, als Paar, im Alters- und Pflegeheim oder betreut wohnt», schwärmt die Frau. Mit Begeisterung erzählt sie von den Lebenswegen und -geschichten der Menschen, die sie im Café Solidaire trifft und die ihr nun auch auf der Strasse oder in den Geschäften begegnen.
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