40 ARTISET 12 I 2022 Aktuell Abends mehrere Referierende Best- Practice-Beispiele zur digitalen Transformation in anderen, vergleichbaren Regionen. Im zweitenTeil diskutierten die Teilnehmenden konkrete, mögliche Ansätze für Ilanz /Glion respektive für die Surselva. Als Fazit wurden die wichtigsten Erkenntnisse formuliert und nächste Schritte in Richtung Umsetzung skizziert. Was die digitale Transformation leisten kann In den Referaten und Diskussionen ging es insbesondere auch darum, wie ein analog-digital funktionierendes Versorgungssystem ausgestaltet werden kann bei gleichzeitigen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und begrenzten finanziellen Ressourcen. Der Fokus auf die digitale Transformation resultierte aus einer Begegnung von Doris Neuhäusler mit Alex Sollberger, Präsident des 2018 gegründeten Vereins «Myni Gmeind», der in ländlichen Gemeinden und kleineren Städten die digitale Transformation anstösst. Partner des Vereins ist der Schweizerische Gemeindeverband. Die Mitglieder sind Unternehmen und Organisationen, die Gemeinden Produkte oder Dienstleistungen anbieten: vom privaten Spitexverband über den Detailhändler Volg, die Swisscom oder die Post bis hin zu einer Reihe von Software-Anbietern. «Wir wollen in zukunftsfähige Lebensräume investieren, und da spielt die digitale Transformation eine wichtige Rolle», begründet Doris Neuhäusler den Schwerpunkt der Veranstaltung. «Digitale Transformation» schliesse dabei bedeutend mehr ein als die Umsetzung technischer Lösungen. Vielmehr gehe es darum, ausgehend vom lokalen Bedarf strategische und kulturelle Change- Prozesse anzustossen. «Bei unserem Verständnis von digitaler Transformation stehen der Mensch und seine Bedürfnisse in Zentrum, das Digitale ist Mittel zum Zweck», unterstreicht Alex Sollberger, der als Inhaber einer Software-Firma seit vielen Jahren Unternehmen und Gemeinden bei dieser Transformation begleitet. Diese beinhalte eine Analyse und Verbesserung der Prozesse, was neue Organisationsformen und Arbeitsweisen einschliesse und die Art der Kommunikation verändere. Um einen solchen Transformationsprozess einzuleiten, führt der Verein «Myni Gmeind» jeweils einen halbtägigen Workshop innerhalb der Gemeinden durch, um gemeinsam mit allen relevanten Akteuren die zentralen Bedürfnisse in Erfahrung zu bringen. Auf dieser Grundlage wird dann ein konkretes Projekt definiert sowie ein Verantwortlicher innerhalb der Gemeinde bestimmt, der das Projekt begleitet. Erarbeitet wird dieses durch Expertinnen und Expertin der im Verein zusammengeschlossenen Firmen. Für die Finanzierung solcher Projekte stehen den Gemeinden eine Reihe von Finanzierungshilfen zur Verfügung, wie Sollberger betont. Die digitale Dorfstrasse macht Synergien möglich An der Veranstaltung in Ilanz erörterte der Präsident von «Myni Gmeind» mehrere Praxisbeispiele lokaler Versorgungsmodelle für Gewerbe und Gesundheit von Gemeinden und Regionen mit ähnlichen Bedürfnissen wie jene der Surselva. In Adelboden etwa hat der Verein in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Gewerbe eine «digitale Dorfstrasse» entwickelt. Im Zentrum steht ein neuer physischer Dorfladen, der täglich von 14 bis 22 Uhr geöffnet hat und eine doppelte Funktion übernimmt: Er verkauft vor Ort ab 14 Uhr auch Produkte der übrigen Läden und übernimmt für alle die Funktion des Logistik-Hub; für den Online-Shop, die Abholboxen und Auslieferungen bis vor die Haustüre. Ein anderes Beispiel: Für die Bellevie Suisse AG, ein Tochterunternehmen öffentlicher Spitex-Organisationen, die in der Grossregion Biel –Bern und Emmental – Interlaken Serviceleistungen unterschiedlichster Art erbringt, hat der Verein sämtliche Prozesse durchleuchtet und mittels Digitalisierung so ausgestaltet, dass die Dienstleistungen effizient und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten erbracht werden können. In der Surselva liessen sich, so Sollberger, die Idee der digitalen Dorfstrasse sowie die Lösung «Bellevie» miteinander verbinden: Auch die Spitex könnte Mitglied der digitalen Dorfstrasse sein, wodurch kostensparende Synergien möglich werden. Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit der Sammelstiftung Vita realisiert. «Bei unserem Verständnis von digitaler Transformation stehen der Mensch und seine Bedürfnisse im Zentrum, das Digitale ist Mittel zum Zweck.» Alex Sollberger, Präsident des Vereins «Myni Gmeind»
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