ARTISET 12 I 2022 43 Aktuell Beseitigung von Barrieren, damit Menschen mit Behinderungen vollumfänglich an der Gesellschaft teilhaben können. Genau daran müssen wir arbeiten.» Dieser Ansatz scheitert jedoch manchmal an mangelnder Interdisziplinarität und an einer zu starken Abschottung der verschiedenen Akteure. «Wir müssen nicht nur die Prozesse ändern, sondern auch die Verhaltensweise, und zudem braucht es Sensibilität und den nötigen Willen.» «Ich habe keinen Zauberstab» In Neuenburg muss nun also alles – oder fast alles – aufgegleist werden. Nathalie Christen fügt hinzu, dass im Kanton bereits viel für die Inklusion gemacht wird, aber hauptsächlich im Hintergrund. «Mit dem Aktionsplan werden wir einen Gesamtüberblick erhalten und Prioritäten setzen können. In gewissen Bereichen werden wir etwas mehr Zeit benötigen als in anderen. Einige Prozesse sind seit Jahrzehnten eingespielt. Man kann diese nicht in wenigen Monaten ändern.» Nathalie Christen wird sich dafür einsetzen. Ihre neue Funktion ist zugleich Drehscheibe, Eingangstür und Kontaktstelle für die kantonalen Dienste, Institutionen und Privatpersonen. Aber nicht nur: «Es geht auch darum, das Thema der Inklusion voranzutreiben und systematisch zu berücksichtigen: Jemand ist da, um die Inklusion sozusagen zu überwachen.» Sie gibt aber auch zu bedenken: «Mir ist bewusst, dass sich mit der Schaffung dieser Stelle der Alltag von Menschen mit Behinderung nicht von einem Tag auf den anderen verändert hat. Ich habe keinen Zauberstab!» Nicht selten werden schwierige Situationen an sie herangetragen, für die sie nicht immer sofort eine Antwort hat. Ihre Aufgabe ist es dann auch, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger anzuhören und sie an eine zuständige Stelle oder Vereinigung weiterzuleiten. «Wenn mit der Zeit alle die Inklusion und Barrierefreiheit auf allen Ebenen wahrnehmen, wird es irgendwann keine beauftragte Person für Inklusion mehr brauchen», meint sie abschliessend. «Wir müssen nicht nur die Prozesse ändern, sondern auch die Verhaltensweisen. Zudem ist Sensibilität erforderlich wie auch der entsprechende Wille.» Nathalie Christen, Beauftragte für Inklusion im Kanton Neuenburg Nathalie Christen: Anfang April 2022 ist erstmals in einemWestschweizer Kanton eine Beauftragte für die Inklusion von Menschen mit Behinderung ernannt worden. Foto: Staatskanzlei
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