Die Qualität der Pflege weiterentwickeln Magazin ARTISET 12

ARTISET 12 I 2023 13 Neben den aktuellen sechs Indikatoren zu vier Messthemen wird auf nationaler Ebene bereits die Einführung weiterer Indikatoren geprüft. Hanselmann: Es werden derzeit drei weitere Indikatoren geprüft. Und zwar wiederum in einem ähnlichen Verfahren, also unter Einbezug verschiedener Fachleute sowie internationaler Erfahrungen. Zum einen geht es um Dekubitus, also das Wundliegen. Ähnlich wie die aktuellen Indikatoren misst auch dieser Indikator das Ergebnis von Pflegehandlungen und steht in einem direkten Bezug zum Wohlbefinden der Bewohnenden. Etwas anders ist das bei den Indikatoren gesundheitliche Vorausplanung und Medikationsreview … …diese messen bestimmte Leistungen respektive Massnahmen des Betriebs. Domeisen: Mit diesen beiden Indikatoren soll gemessen werden, wie hoch die Quote der Bewohnenden ist, bei denen der Betrieb eine Medikationsreview oder eine gesundheitliche Vorausplanung durchführt. Hanselmann: Bei der Medikationsreview geht es darum, in einem strukturierten Prozess zu überprüfen, ob Anpassungen in der Medikation vorgenommen werden müssen. Bei der gesundheitlichen Vorausplanung werden Wünsche und Vorstellungen der Bewohnenden gerade auch im Hinblick auf die End-of-LifePhase in Erfahrung gebracht. Sind immer weitere Indikatoren nicht eine Überforderung für die Heime? Domeisen: Wir werden die Anzahl der Indikatoren natürlich nicht ins Unermessliche steigern. Wenn wir zum Beispiel feststellen, dass sich ein Indikator im Verlauf der Zeit nicht mehr mit weiteren Massnahmen beeinflussen lässt, dann nehmen wir diesen wieder raus und fokussieren auf ein anderes Thema. Sie betonen, dass das Wohlbefinden der Bewohnenden im Zentrum der Messungen steht. Damit es den Bewohnenden gut geht, braucht es aber mehr als «nur» eine gute Pflegequalität? Domeisen: Das ist ein Hauptdilemma, das wir in der stationären Langzeitpflege und -betreuung haben. Wir erwähnen vonseiten der Verbände immer wieder, dass die Pflegeinstitutionen einen Spezialstatus haben. Der Bereich, der durch das KVG abgedeckt wird und die Heime dazu verpflichtet, medizinische Qualitätsindikatoren zu erheben, macht nur einen Teil der Aufgaben aus. Über die Pflege hinaus haben Pflegeheimbewohnende Bedürfnisse wie alle anderen Menschen auch. Diese müssen ebenfalls in einer entsprechenden Qualität abgedeckt werden: zum Beispiel in den Bereichen Wohnen, Sicherheit, Essen und Trinken oder Lebensgestaltung. Besteht das Dilemma darin, dass man aufgrund der gesetzlichen Anforderungen viele Ressourcen in diesen Bereich stecken muss und keine mehr für den Rest übrigbleiben? Domeisen: Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass bei der Erhebung der medizinischen Qualitätsindikatoren kein administrativer Aufwand entsteht. So ist kein neues Instrument geschaffen worden. Die Erfassung der relevanten Daten ist vielmehr in die gängigen Bedarfserfassungsinstrumente integriert worden. Ein gewisser Aufwand entsteht, wenn man Verbesserungsmassnahmen umsetzt. Hanselmann: Die Indikatoren bieten die Chance, einen datenbasierten Qualitätsverbesserungsprozess einzuleiten. Wenn man das erfolgreich macht, reduzieren sich idealerweise die Probleme, und damit sinkt der Aufwand. «Wir haben uns von Anfang an dafür eingesetzt, keinen nutzlosen statistischen Zahlenfriedhof zu produzieren. Die definierten vier Messthemen lassen sich gut zum Wohl der Bewohnenden beeinflussen.» Daniel Domeisen «Die Indikatoren bieten die Chance, einen datenbasierten Qualitätsverbesserungsprozess einzuleiten. Wenn man das erfolgreich macht, reduzieren sich idealerweise die Probleme, und damit sinkt der Aufwand.» Verena Hanselmann

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