Die Qualität der Pflege weiterentwickeln Magazin ARTISET 12

48 ARTISET 12 I 2023 Aktuell Der Pegel steigt. Plötzlich tritt der Fluss über die Ufer. Eine Flutwelle bricht mit unbeschreiblicher Wucht über das Dorf herein. Die Menschen sind akut vom Hochwasser bedroht und in ihren Häusern eingeschlossen. Vor Ort befindet sich auch eine Wohneinrichtung, wo Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Beeinträchtigungen leben. Sie sind auf Pflege und Betreuung angewiesen. Viele von ihnen benötigen Medikamente, Hilfsmittel, Beatmungsgeräte. Der Strom fällt aus. Die Lage spitzt sich zu. Entwarnung ist nicht in Sicht. Das beschriebene Szenario ist fiktiv. Tatsache ist aber: Naturkatastrophen häufen sich. Immer wieder ist in den Medien von Bergstürzen, Waldbränden, Hitzewellen oder Hochwasser die Rede, Extremereignissen, die sich zerstörend auf Mensch und Umwelt auswirken. Für die Menschen in den betroffenen Regionen geht es in diesem Moment ums nackte Überleben. Sie sind auf Versorgung angewiesen. Besonders gefährdet sind vulnerable Personen, also Menschen wie jene in Alter- und Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Behinderungen, aber auch schwangere Frauen, Mütter im Wochenbett und Kinder. «Sie benötigen im Katastrophenfall umgehend hoch professionelle Betreuung», sagt Fabienne Treichel, die am Berner Bildungszentrum Pflege (BZ Pflege) tätig ist. Die diplomierte Expertin Anästhesiepflege NDS HF und Rettungssanitäterin hat den neuen Zertifikatslehrgang Disaster Nursing entwickelt (siehe Box), ein Bildungsangebot, das spezifisches Wissen in den Bereichen Katastrophenmedizin und -pflege vermittelt. Die Teilnehmenden lernen, unter schwierigen Bedingungen und mit begrenzten Ressourcen eine qualitativ hochwertige Pflege zu gewährleisten. Ein zentraler Aspekt der Weiterbildung liegt bei der Prävention. «Das Ziel muss sein, dass alle Institutionen auf einen Notfall vorbereitet sind und über einen entsprechenden Katastrophenplan verfügen», betont Fabienne Treichel. Sie erinnert an die Flutkatastrophe im deutschen Ahrtal 2021, wo zwölf Personen mit Behinderung auf tragische Weise in einem Heim ums Leben gekommen sind. Sie waren im Erdgeschoss und konnten sich nicht gegen die Wassermassen wehren. Investition in die Sicherheit Die Vorsorge ist ein wesentliches Element des Zertifikatslehrgangs. Die Teilnehmenden werden befähigt, für ihren Arbeitgeber einen Katastrophenplan zu entwickeln und diesen institutionell zu verankern. Zudem sind sie in der Lage, Wenn die Flut kommt Eine Katastrophe wirkt sich fatal auf die Bevölkerung aus. Davon betroffen sind auch Menschen in Alters- und Pflegeeinrichtungen. In der neuen Weiterbildung Disaster Nursing eignen sich Pflegefachpersonen das nötige Wissen in den Bereichen Katastrophenmedizin und -pflege an, um im Ernstfall richtig handeln zu können. Das bedeutet für Institutionen einen klaren Mehrwert. Von Monika Bachmann DISASTER NURSING Der Zertifikatslehrgang Disaster Nursing startet im Frühjahr 2024 am Berner Bildungszentrum Pflege. Angesprochen sind diplomierte Pflegefachpersonen, Expertinnen und Experten mit einem Nachdiplomstudium HF in Anästhesie-, Intensiv- oder Notfallpflege, Hebammen sowie Rettungssanitäterinnen und -sanitäter. Die Teilnehmenden werden befähigt, vulnerable Personen und deren Angehörige bei einem Katastrophenfall zu unterstützen. Zentrale Themen sind Evakuation, Erstversorgung, Gefahren erkennen, interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Krisen- und Katastrophenmanagement. Der Lehrgang umfasst 15 Tage, dauert sechs Monate und kostet 5200 Franken.

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