ARTISET 12 I 2023 7 Wie in allen Pflegeheimen gehört auch im Alterszentrum Ried in Biel die Erhebung von Daten zwecks Berechnung nationaler medizinischer Qualitätsindikatoren seit einigen Jahren zum Alltag. Der Nutzen dieser gesetzlichen Verpflichtung ist für die Verantwortlichen – noch – nicht ganz ersichtlich. Sie stellen aber fest, dass damit das Bewusstsein für einen Qualitätsentwicklungsprozess gestärkt wird. Von Anne-Marie Nicole Das in erhöhter Lage im Bieler Beaumontquartier liegende Alterszentrum Ried feiert in ein paar Monaten sein 95-jähriges Bestehen. In den 1920er-Jahren übernahm die Stadt Biel von der Erbengemeinschaft der Familie Robert, einer seit Mitte des 19.Jahrhunderts in der Region ansässigen Malerdynastie, mehrere Anwesen. Mit dem Kauf verpflichtete sich die Gemeinde, die Grundstücke vor allem zu humanitären Zwecken zu nutzen und die Gebäude des Oberen und Unteren Ried in ein Alters- und Pflegeheim umzuwandeln. Damals befand sich im Unteren Ried noch das Atelier von Léo-Paul Robert. Heute bietet es 38 Langzeitpflegeplätze in Einzel- oder Doppelzimmern sowie 16 Studios für «Menschen im Alter, die Unterstützungsbedarf haben, aber noch nicht bereit für den Eintritt ins Pflegeheim sind», erklärt die Leiterin Pflege, Sandra Debboub. Das Obere Ried schloss hingegen vor Kurzem seine Türen. Das Alterszentrum verfügt über eine öffentliche Cafeteria und dient im Quartier als Begegnungsort. Es ist eines von vier kommunalen Alters- und Pflegeheimen der Stadt Biel. Auf den verschiedenen Stockwerken ist beim Besuch der Schreibenden noch Frühstückszeit. Die Tische stehen verstreut in einem Labyrinth von Gängen, das von den im Laufe der Jahre vorgenommenen Umbauten, Renovationen und Vergrösserungen zeugt. Es herrscht eine friedliche Atmosphäre. Während die einen sich noch Zeit nehmen, um ihr Frühstück zu beenden, befinden sich andere für Pflegeleistungen bereits wieder in ihrem Zimmer oder sind auf dem Weg ins Erdgeschoss, wo ein Team mit den Weihnachtsdekorationen begonnen hat. Pflegequalität und Lebensqualität «Was ist wichtiger? Die Pflegequalität oder die Lebensqualität?», fragt die Geschäftsleiterin Angela Rebetez und bezieht sich dabei auf die Momente im Alltag, in denen jede Person das Leben nach ihrem Rhythmus und ihren Wünschen gestalten kann. «Selbstverständlich trägt die Pflegequalität zur Lebensqualität bei. Aber die Lebensqualität ist etwas Persönliches. Man kann sie nicht so einfach bewerten. Auf diese Lebensqualität legen wir unseren Fokus.» Vor einigen Jahren hielten die Pflegeteams des Alterszentrums Ried in einem Referenzdokument ihre Definition von Pflegequalität fest. Im Zentrum ihrer Tätigkeit stehen das Respektieren der persönlichen Wünsche und die Begleitung des Lebensentwurfs aller Bewohnerinnen und Bewohner. Sandra Debboub weist darauf hin, dass das Respektieren der Wahlfreiheit einer Person den Wert eines medizinischen Im Fokus
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