Ältere Menschen koordiniert betreuen | Magazin ARTISET | 12-2024

Ältere Menschen koordiniert betreuen Für mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität Dezember 2024 Ein gemeinsames Themenheft

Impressum: Gemeinsames Themenheft • Herausgeber: ARTISET, Paul Schiller Stiftung, Pro Senectute Schweiz • Redaktion: Autor:innen von ARTISET, Paul Schiller Stiftung, Pro Senectute Schweiz, Alzheimer Schweiz, Entlastungsdienst Schweiz, Gerontologie CH, Schweizerisches Rotes Kreuz, senesuisse, Spitex Schweiz • Korrektorat: Beat Zaugg • Koordination: ARTISET, Zieglerstrasse 53, 3007 Bern • Telefon: 031 385 33 33 • E-Mail: info@artiset.ch • Geschäfts- und Stelleninserate: Zürichsee Werbe AG, Fachmedien • Vorstufe und Druck: AST & FISCHER AG • Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Absprache mit der Redaktion und mit vollständiger Quellenangabe. Ältere Menschen koordiniert betreuen Für mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität Dezember 2024

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Dezember I 2024 3 Geleitwort Gute Betreuung im Alter: Perspektiven für die Schweiz «Eine sinnstiftende Rolle in der Gemeinschaft bildet auch im hohen Alter die Grundlage für körperliches und geistiges Wohlbefinden.» Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Foto: zvg Der Blick auf das hohe Alter ist seit jeher geprägt durch gesellschaftliche Normen und Ideale. Früher sprach man vom Dritten Alter. Inzwischen hat sich eingebürgert, dass an das Dritte Alter das Vierte anschliesst. Ich finde das eine ermutigende Perspektive: Irgendwann im Ruhestand beginnt gewissermassen ein neues Leben. Ein Leben, das vielleicht schon durch gewisse Einschränkungen gekennzeichnet ist, aber dennoch eine gute Lebensqualität bieten kann. Alter ist relativ, aber die Bedürfnisse der Menschen sind es nicht. Während sich die Politik schon lange mit dem Zugang zu Gesundheitsversorgung und Pflege und der materiellen Sicherheit im Alter befasst, gibt es auch andere Elemente, die zu berücksichtigen sind. Sozialer Austausch, intellektuelle Stimulation, emotionale Sorge und eine sinnstiftende Rolle in der Gemeinschaft bilden auch im hohen Alter die Grundlage für körperliches und geistiges Wohlbefinden und ein glückliches Leben. Erfreulicherweise gibt es in diesem Bereich viel Innovation. Ich denke etwa an quartiernahe Angebote, an koordinierte Leistungen von mehreren Anbietern oder auch an Alters-WGs, die sich immer grösserer Beliebtheit erfreuen und eine neue Form der Gemeinschaft begründen. Viele Angebote im Altersbereich wandeln sich. Auch dank ihrem enorm engagierten Personal leisten sie einen grossen Beitrag zum würdevollen Altwerden. Sie ermöglichen ein sinnerfülltes, eingebundenes Leben, neue Hobbys, neue Verbindungen und ja, auch Freundschaften. Wir alle wollen möglichst selbstbestimmt leben im Alter. Zum Glück gibt es heute eine Vielfalt von Lebensformen und Angeboten, die das ermöglichen. Aber sie alleine reichen nicht. Die Betagten selbst müssen bereit sein, sich darauf einlassen. Das kostet Überwindung. Es braucht Mut, sich anderen anzuvertrauen. Es braucht Stärke, seine eigene Verletzlichkeit zu akzeptieren. Es braucht Kraft, Hilfe und Zuwendung anzunehmen. All dies wünsche ich unseren Betagten und ihren Familien und Freunden. Und den Menschen und Institutionen, die die Zuwendung und Betreuung leisten, wünsche ich viel Kraft und Kreativität, um diese Leistungen weiter so innovativ zu entwickeln, dass das Hilfe-Annehmen leichter fällt.

4 Dezember I 2024 Was Betreuung bedeutet Wissenschaftlich fundierte Definitionen geben Orientierung. Sechs Handlungsfelder zeigen die Vielfalt von Betreuungsleistungen auf. Die Mehrsprachigkeit in der Schweiz lädt zur Reflexion über die Wortbedeutung ein. Ein Experte entwirft seine Zukunftsvision von Betreuung. Die Bedürfnisse älterer Menschen Ein anregendes Umfeld sowie eigene Interessen pflegen können: Vier ältere Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen geben Auskunft. Einsamkeit ist ein Problem, wie eine Altersbeauftragte weiss. Das Wohl älterer Menschen erfordert die Entlastung der Angehörigen. Wohnen zu Hause ermöglichen Von der aufsuchenden Altersarbeit über Anlaufstellen bis zum koordinierenden Netzwerk Das Leben im Heim gestalten Wie Institutionen Zeit für die Beziehungpflege schaffen und für einen vitalen Alltag sorgen Sorgende Gemeinschaften Quartiere, Gemeinden und Regionen fördern das Mit- und Füreinander Aktuelle politische Entwicklungen In vielen Städten, Gemeinden, regionalen Verbunden und Kantonen gibt es Altersstra- tegien und Projekte. Auf Bundesebene stehen konkrete Entscheide noch aus. Akteure verschiedener Staatsebenen, aus Verwaltung und Politik, geben Einblick, wohin die Reise gehen soll. Altersorganisationen positionieren sich Den Zugang zu Betreuung für alle sicherstellen, den Dialog zwischen den Akteuren vorantreiben oder den Einbezug sozialer Berufe fördern: Dafür setzen sich die Verbände und Organisationen ein. Gute Praxis Gute Praxis Gute Praxis Inhalt 06 44 52 26 14 36 64

Dezember I 2024 5 Christina Zweifel, Geschäftsführerin Curaviva und GL-Mitglied Artiset Maja Nagel, Stiftungsrätin Paul Schiller Stiftung Alain Huber, Direktor Pro Senectute Schweiz Liebe Leserin, lieber Leser Artiset mit Curaviva, die Paul Schiller Stiftung, Pro Senectute Schweiz sowie sechs weitere Organisationen, die sich alle für ein würdevolles Altern einsetzen: Wir arbeiten im fachlichen Bereich und auf der strategisch politischen Ebene punktuell immer wieder zusammen, um zentralen übergeordneten Anliegen Gehör zu verschaffen. Mit dieser verbandsübergreifenden Publikation zur Betreuung im Alter unterstreichen wir diese Zusammenarbeit erstmals auch auf redaktioneller Ebene. Wir möchten damit die öffentliche Debatte zu einem gesamtgesellschaftlich relevanten Thema weiter fördern. Das Thema Betreuung gewinnt in der Fachwelt und der Politik an Dynamik. Dies zeigen wissenschaftliche Studien genauso wie die Entwicklungen in der Praxis. Weiter sind auf allen Staatsebenen, in Gemeinden und Städten, bei Kantonen und auf Bundesebene politische Vorhaben in Arbeit oder bereits umgesetzt, bei denen bezahlbare Betreuungsleistungen im Zentrum stehen. Auch die Stellungnahmen von Behörden, Politikern sowie aller neun herausgebenden Organisationen zeigen, wie das Bewusstsein für Bedeutung von professioneller und qualitätvoller Betreuung wächst. Die von den Autorinnen und Autoren der Verbände und Organisationen erarbeiteten Beiträge machen deutlich, dass das Ziel von psychosozialer Betreuung darin besteht, ältere Menschen in ihren Lebenskompetenzen zu stärken. Sie sollen ihren Alltag trotz gewisser Einschränkungen und wachsenden Belastungen selbst bestimmen, sich entwickeln, an Titelbild: In der Stiftung für Betagte in Münsingen BE haben gemeinschaftsfördernde Aktivitäten, wie hier das Backen, einen hohen Stellenwert. Foto: Stefan Marthaler/Stiftung für Betagte Münsingen der Gemeinschaft teilnehmen und diese mitprägen können, unabhängig davon, ob sie in ihren angestammten vier Wänden, in einer betreuten Wohnform oder einer Pflegeeinrichtung leben. Dazu benötigen sie die Sicherheit, dass sich jemand – mit ihnen zusammen und auf Augenhöhe – um ihr persönliches Wohlbefinden kümmert. Betreuung erfolgt in Übereinstimmung mit einem Altersbild, das nicht auf Defizite, sondern auf Ressourcen fokussiert. Damit dies möglich wird, sind Betreuungsleistungen erforderlich, die über die reine Alltagsentlastung und Pflege hinausgehen und Unterstützung im psychischen sowie sozialen Bereich bieten. Ein solch umfassendes Verständnis von Betreuung erfordert die Zusammenarbeit und Stärkung unterschiedlicher professioneller Akteure und Berufsgruppen mit ihrem jeweils spezifischen Knowhow. Eine wichtige Rolle spielen neben den Angehörigen auch informelle Akteure der Zivilgesellschaft – Nachbarn, Bekannte und Freiwillige. Mit Beispielen aus der ganzen Schweiz thematisieren wir, wie diese Zusammenarbeit in unterschiedlichen Wohnsettings und Lebensräumen bereits funktioniert. Wir bleiben dran. Editorial

6 Dezember I 2024 Den Alltag selbst bestimmen und das soziale Leben pflegen Gemeinsames Essen in der Résidence Oassis in Crissier VD, einer Überbauung mit betreuten Wohnungen. Zwei Sozialreferentinnen sind immer zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Siehe dazu den Beitrag in diesem Heft auf Seite 52. Foto: Darin Vanselow

Dezember I 2024 7 Grundlagen und Stellungnahmen Viele ältere Menschen brauchen Unterstützung im Alltag. Oft geht es dabei um das Aufrechterhalten von sozialen Kontakten, um ihr Sicherheitsgefühl und das psychische Wohlbefinden, lange bevor sie auf Pflege angewiesen sind. Hier setzt die psychosoziale Betreuung an. Doch was ist darunter zu verstehen? Und wie kann das Potenzial der Betreuung besser genutzt werden? Von Gaby Wyser und Miriam Wetter (Paul Schiller Stiftung) Die gängige Wahrnehmung des Alters ist von Defiziten geprägt: Weil die körperliche und geistige Verfassung nachlässt, erfahren ältere Menschen mehr und mehr Einschränkungen. Ihr Bewegungskreis wird kleiner, ihre sozialen Kontakte nehmen ab. Sie benötigen für diese und jene alltägliche Handlung Unterstützung. Mit Therapien wird versucht, Einschränkungen hinauszuzögern. Doch dieser Unterstützungsansatz greift zu kurz. Der alternde Mensch muss als Ganzes betrachtet werden – in allen Lebensbereichen und der ganzen Vielschichtigkeit eines jeden Menschen: mit seiner Lebensgeschichte, seinen Erfahrungen, Stärken, Interessen. Nebst der körperlich-geistigen Verfassung ist das Augenmerk deshalb genauso auf das soziale Umfeld, den kulturellen Hintergrund und die wirtschaftliche Situation zu richten. Was sind Stärken und Ressourcen, die der ältere Mensch nutzen und einbringen kann? Was sind Einschränkungen und Schwierigkeiten, die zu beachten sind? Psychosoziale Betreuung wirkt Gehen wir von einem ressourcenorientierten Altersbild aus, ist Altwerden viel mehr, als nicht zu stürzen oder einen sauberen Haushalt zu haben. Es geht darum, befriedigende, alltagsstrukturierende Aktivitäten zu ermöglichen und Mut zu machen. Ältere Menschen sollen ihre Lebenskompetenzen, ihre Selbstbestimmung und soziale Teilhabe erhalten und stärken können, auch wenn sie auf Unterstützung angewiesen sind. An dieser Zielsetzung orientiert sich gute Betreuung im Alter. So trägt sie dazu bei ■ die psychische Gesundheit und die Selbstbestimmung zu fördern ■ die Lebensqualität zu verbessern ■ soziale Isolation, Einsamkeit und Verwahrlosung zu verhindern. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Dank guter Betreuung wird die Autonomie von älteren Menschen gefördert, Heimeintritte werden hinausgezögert oder vermieden, und es wird gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorgebeugt – bei DER FOKUS DIESES HEFTS Lange war «Betreuung» ein unklar verwendeter Begriff. Heute liegen wissenschaftlich fundierte Definitionen vor, die mit Fachleuten aus der Praxis entwickelt und konkretisiert worden sind. Eine vom Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) 2023 herausgegebene Studie definiert Betreuung wie folgt: «Betreuung im Alter unterstützt ältere Menschen, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, wenn sie das aufgrund der Lebenssituation und physischer, psychischer und/oder kognitiver Beeinträchtigung nicht mehr gemäss ihren Vorstellungen selbständig können.» In der Studie werden vier Eigenschaften genannt, die eine qualitativ gute Betreuung auszeichnen: personenzentriert, umfassend, koordiniert, zugänglich. Das vorliegende Heft beleuchtet, welch hohen Wert eine «koordinierte Betreuung» für die älteren Menschen und die Gesellschaft hat und wie sie realisiert werden kann. Wegen ihrer Ausrichtung auf die psychische und soziale Gesundheit ist heute die Rede von psychosozialer Betreuung. Diese nimmt älteren Menschen nicht einfach Aufgaben im Alltag ab und sorgt für eine effiziente Erledigung. Gute Betreuung zielt vielmehr darauf ab, dass die älteren Menschen ihr Können und ihre Fähigkeiten (wieder) einsetzen und stärken, Neues erlernen und Beziehungen pflegen. Die Studie: Betreuung im Alter – Bedarf, Angebote und integrative Betreuungsmodelle. Büro BASS, 2023, im Auftrag des BSV.

8 Dezember I 2024 stationär daheim Phasenmodell Betreuung Familienangehörige Phase 5 Phase 6 Phase 1 Phase 3 Phase 4 Phase 2 Leistungsanbietende Alters- und Pflegezentren Palliative Care Nachbarn und Bekannte Freiwillige intermediär den älteren Menschen genauso wie bei betreuenden Angehörigen. Das entlastet letztlich das Gesundheitssystem und reduziert die Kosten. Unterschiedliche Studien in den letzten Jahren haben gezeigt, dass in der Schweiz eine Versorgungslücke besteht und der Betreuungsbedarf der älteren Menschen nicht gedeckt wird. Eine eigenständige Unterstützungsform Gute psychosoziale – auf die psychische und soziale Gesundheit ausgerichtete – Betreuung ist eine eigenständige Unterstützungsform im Alter, neben der Pflege und der Hilfe. So unterschiedlich die Bedürfnisse betreuter Menschen, so unterschiedlich die Betreuung. Ein abschliessender Katalog von Betreuungsleistungen greift im Grunde zu kurz, um gute Betreuung zu definieren. Aussagekräftiger sind gemäss dem «Wegweiser für gute Betreuung» sechs Handlungsfelder, die mögliche Betreuungsleistungen aufzeigen: Selbstsorge, sinnstiftende Alltagsgestaltung, soziale Teilhabe, Beratungs- und Alltagskoordination sowie gemeinsame Haushaltsführung und Betreuung in Pflegesituationen. Was Betreuung in allen Wohnformen – zu Hause, in Tagesstrukturen und in Alters- und Pflegeheimen – konkret bedeuten kann, zeigen die im Heft beschriebenen Beispiele aus der ganzen Schweiz. Viele unterschiedliche Organisationen erbringen hierzulande Betreuungsleistungen angelehnt an das beschriebene Verständnis. Dabei ist das Zusammenspiel zwischen diesen Anbietenden und weiteren Engagierten in der Betreuung zentral. Heute wird der Löwenanteil der Betreuung im Alter von Angehörigen geleistet, oft unterstützt von Nachbarn, Freunden und Freiwilligen. Doch der gesellschaftliche Wandel führt dazu, dass immer weniger Familienmitglieder die Betreuung übernehmen können – weil sie zu weit weg wohnen oder beruflich eingespannt sind oder weil der ältere Mensch keine Angehörigen (mehr) hat. Zudem können die Beziehungen zu Angehörigen auch problembelastet sein oder die familiäre Betreuung zu Überlastung und Überforderung führen. Betreuung kann nur in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen und im Zusammenspiel von Organisationen, Angehörigen und Freiwilligen erfolgreich umgesetzt werden. Je nach Phase und je nach Fall sind die verschiedenen Akteure unterschiedlich stark gefordert. Gerade in komplexen Fällen sind die Herausforderungen grösser und es braucht professionelle Fachpersonen. Grundlagen und Stellungnahmen Je nach Wohnform und fortschreitender Fragilisierung älterer Menschen stehen unterschiedliche Betreuungsleistungen und Akteure im Zentrum. Grafik: Paul Schiller Stiftung Ältere Menschen sollen ihre Lebenskompetenzen, ihre Selbstbestimmung und soziale Teilhabe erhalten können, auch wenn sie auf Unterstützung angewiesen sind.

Dezember I 2024 9 Anzeige Wirkungsvolle Entlastung zuhause Die Studie «Wie Entlastung wirkt» zeigt: Entlastung zuhause verhindert Heimeintritte im Alter, verbessert die Vereinbarkeit von Beruf und Betreuung und kann einen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten leisten. Mehr zur Studie unter: www.entlastungsdienst.ch Gut begleitet. Mehrwert durch soziale Berufe Doch wer kann die professionelle Betreuung erbringen? Aus dem oben beschriebenen Betreuungsverständnis wird klar, dass Soziale Berufe einen zentralen Beitrag leisten können, um gute und koordinierte Betreuung zu realisieren. Was Soziale Berufe wie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Fachpersonen Betreuung, soziokulturelle Animatorinnen und Animatoren, Sozialbegleiterinnen und Sozialbegleiter sowie viele mehr in unterschiedlichen Ausbildungsstufen an Kompetenzen und Methoden mitbringen, passt geradezu ideal zur psychosozialen Ausrichtung der Betreuung. Die interdisziplinäre Arbeit in Teams und Leitungspersonen mit einem Hintergrund aus Sozialen Berufen sind wichtig, um die koordinierte Betreuungsarbeit zu stärken und in den Betrieben zu verankern. Das Potenzial nutzen Bis die psychosoziale Betreuung als logischer Bestandteil des Service public im Sozial- und Gesundheitswesen anerkannt und umgesetzt ist, sind Politik, Verwaltung und Praxis gleichermassen gefordert. Die drängendsten Entwicklungen: ■ Finanzierung: Auch wer wenig Geld und kein funktionierendes soziales Umfeld hat, soll Betreuung in Anspruch nehmen können. Entsprechende Finanzierungsmodelle liegen auf dem Tisch. Die Sparbemühungen dürfen die politische Debatte dazu nicht behindern, sonst bezahlen wir den Preis in den nächsten Jahrzehnten. ■ Zugang: Ungenügend geklärt ist heute, wer über den Bedarf und passende Formen von Betreuung entscheidet. Hier sind Zuständigkeiten und Abläufe zu definieren, die den alten Menschen direkt einbeziehen. Hinzu kommt, dass das heute minimale Angebot an psychosozialer Betreuung bedarfsgerecht auszubauen ist. ■ Kompetentes Personal, Verankerung im Management: Soziale Berufe sind ein Schlüssel für die Umsetzung der psychosozialen Betreuung – und es braucht sie auf allen Hierarchiestufen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist ein Umdenken in Gang gekommen, das sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis weiter bestärkt werden muss. Ebenso wichtig ist, Grundlagen zu psychosozialer und agogischer Betreuung in den Organisationen schriftlich zu verankern: in Leitbildern, Strategien, Betriebskonzepten und Stellenplänen. ■ Koordiniertes Wirken: In der Betreuung ist die Koordination unter den Leistungserbringenden und insbesondere auch mit Familien und Freiwilligen ein Erfolgsfaktor für eine wirkungsvolle Unterstützung. Entsprechend sind Case Management, gemeinsame Angebotsplanung und koordinierte Angebote mit nahtlosen Übergängen in der Facharbeit zu fördern. ■ Entlastung der Angehörigen: Es braucht gute Lösungen, um ihre Belastung sowie gesundheitliche und finanzielle Risiken zu verringern. Denn sie spielen auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Akteursgefüge für die gute Betreuung. ■ Qualitätssicherung: Ziel ist eine qualitativ gute Betreuung, die den angestrebten Wirkungszielen wie soziale Teilhabe und psychische Gesundheit und damit auch Einsparung von Gesundheitskosten erreichen kann. Dazu braucht es ein Qualitätsverständnis und entsprechende Überprüfung und Weiterentwicklung der Angebote. Damit schweizweit ein Angebot an qualitätsvollen Betreuungsleistungen entsteht, zu dem Menschen in allen Wohnformen Zugang haben, brauchen wir die notwendigen Finanzierungsmodelle, Strukturen und Konzepte und müssen das Potenzial der Sozialen Berufe auf allen Ebenen nutzen. Denn die nachfolgenden Beiträge und die vielen Beispiele aus der ganzen Schweiz zeigen: Die psychosoziale Betreuung – durch Profis erbrachte genauso wie die im Freiwilligenbereich organisierte – kann einen enormen Beitrag zur Lebensqualität der älteren Menschen und für die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen leisten. Weitere Infos: ➞ gutaltern.ch

10 Dezember I 2024 Grundlagen und Stellungnahmen Die Mehrsprachigkeit in der Schweiz ist ein Reichtum – aber auch eine Herausforderung. Das gilt insbesondere dann, wenn Konzepte aus unterschiedlichen Kulturen übersetzt werden sollen. Die Suche nach dem richtigen Begriff führt unweigerlich zur Frage nach der Bedeutung des Wortes. Das gilt auch für die französische Übersetzung des Wortes «Betreuung» im Kontext von Alter und Altern. Von Anne-Marie Nicole (Artiset) Die Bedeutung von Wörtern «Ältere Menschen koordiniert betreuen»; So lautet der deutsche Titel dieses Themenhefts. Schon in der ersten Redaktionssitzung im Sommer, bei der die Vertretenden der neun am Projekt beteiligten Organisationen zusammenkamen, stellte sich rasch die Frage: Wie übersetzt man den Begriff «Betreuung» ins Französische? «Prise en charge»? Ein Ausdruck, der nach Sechzigerjahren klingt, so Alexandre Lambelet, assoziierter Professor an der Haute école de travail social et de la santé Lausanne (HETSL). Aber so weit muss man gar nicht zurückgehen: Die Übersetzung «prise en charge» für «Betreuung» findet sich immer noch in vielen Referenzdokumenten der Politik für Menschen im Alter. Auch in verschiedenen Dienststellen und Departementen des Bundes ist sie weit verbreitet. In der Praxis jedoch verärgert der Begriff: Sind Menschen im Alter also eine «charge» – eine Last, eine Belastung, eine Bürde? Der Professor der HETSL erinnert daran, dass zu Beginn der 2000er-Jahre die Co-Präsidentinnen des damals frisch konstituierten Schweizerischen Seniorenrates ein Editorial verfasst hatten. Darin wandten sie sich gegen eine «prise en charge» von Seniorinnen und Senioren und sprachen sich für eine «prise en considération» im Sinne von «Berücksichtigung» aus. Suche nach dem adäquaten Ausdruck «Der Ausdruck ‹prise en charge› unterstellt, dass die Person passiv und abhängig ist. Dahinter steht die Idee einer asymmetrischen Beziehung, Gebrechlichkeiten und Schwächen stehen im Mittelpunkt», hebt Alexandre Lambelet hervor. Seine Kollegin Valérie Hugentobler, auch sie Professorin an der HETSL, drückt es unmissverständlich aus: «In den Human- und Sozialwissenschaften ist das ein Terminus, den man nicht mehr verwenden darf.» In der Tat: Der Ausdruck «prise en charge» findet kaum mehr Gnade in den Augen der Expertinnen und Experten für das Alter. Sie bevorzugen eindeutig den Begriff «accompagnement» im Sinn von «Begleitung». Dieser Terminus bildet den aktuellen Bezugsrahmen von Alter und Altern nämlich besser ab: Er umfasst die Vorstellung von Autonomie, Selbstbe-

Dezember I 2024 11 stimmung, Teilhabe und politischer Partizipation und stellt personenzentrierte Ansätze in den Vordergrund. «Begleiten bedeutet, gemeinsam mit der Person einen Weg zu gehen, Seite an Seite voranzuschreiten, etwas mit ihr und nicht an ihrer Stelle zu tun, ihren Bedürfnissen und Erwartungen zu entsprechen und sie dort zu unterstützen, wo es nötig ist», fasst Valérie Hugentobler zusammen. Spiegelt diese Terminologiefrage eine Weiterentwicklung der Praxis wider? Kann das mit dem Alter verbundene Vokabular die Vorstellungen über vulnerable Menschen im Alter verändern und ihre Betreuung respektive Begleitung verbessern? Valérie Hugentobler und Alexandre Lambelet achten in ihrem Unterricht sehr auf die Wortwahl. «Die Wortwahl ist keine neutrale Angelegenheit. Als Wissenschaftlerin achte ich in meinem Unterricht sehr auf die Verwendung und Definition der gewählten Begriffe. Auf derartige Überlegungen darf man im Rahmen der Ausbildung nicht verzichten», betont Valérie Hugentobler. Für Alexandre Lambelet birgt die Bevorzugung bestimmter Begriffe die Gefahr, Altersstereotype zu verstärken, und hat konkrete Auswirkungen darauf, wie man sich um Menschen kümmert. «Wörter haben Folgen. Für Studierende ist es schwierig, sich in eine Arbeit hineinzudenken, in der Personen als Last betrachtet werden. Es geht nicht darum, die mit dem Alter verbundene Abhängigkeit oder entsprechende Beeinträchtigungen zu verleugnen. Es geht vielmehr um die Sichtweise, in Verbindung mit der Person zu stehen und nicht nur eine Aufgabe auszuführen.» Kein einheitliches Verständnis des Begriffs «Betreuung» Der Begriff «accompagnement» stellt den Menschen viel stärker in den Mittelpunkt. Fabienne Pauchard fragt sich darüber hinaus, was er genau abdeckt. Die Leiterin Berufs- und Personalentwicklung Alter lateinische Schweiz bei Artiset bedauert, dass es keine eindeutige Definition gibt, die eine Beschreibung der Tätigkeit ermöglicht: helfen, unterstützen, beistehen. Man muss sich bewusst machen, dass sich die psychosoziale Dimension der Begleitung oder Betreuung nicht auf soziale Aktivitäten beschränkt. Vielmehr betrifft sie alle Lebenssituationen der Person bei allen Hilfs- und Pflegeleistungen. Die Übersetzung des Begriffs «Betreuung» ins Französische kann problematisch sein. Aber auch in der deutschsprachigen Welt ist die genaue Bedeutung nicht immer klar. «Der Bereich der Unterstützung von Menschen im Alter ist viel zu gross und komplex, um ihn in nur einem Wort zusammenzufassen», bekräftigt Rebecca Durollet, verantwortlich für Ausbildung und sozialpolitische Projekte im Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Waadt. Die Forscherin wirkte auch an der von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) durchgeführten Studie «Alt werden ohne betreuende Familienangehörige» mit, deren Ergebnisse im Mai 2023 veröffentlicht wurden. In diesem Kontext stellte sie fest, dass es kein einheitliches Verständnis des Begriffs «Betreuung» gibt. Teils ist es schwierig, ihn von Hilfe und Pflege abzugrenzen, denn der Terminus deckt ein weites Feld ab und zahlreiche Akteure sind beteiligt: die Familie, Angehörige, die Nachbarschaft, Freiwillige, Fachkräfte … «Wir haben lange über den richtigen Begriff für die französische Übersetzung der Studie diskutiert», erzählt sie. Die Wahl fiel schliesslich auf «accompagnement psycho-social». Dieser Ausdruck umfasst die soziale, die persönliche und auch die fachliche Dimension der geleisteten Unterstützung. «Eine klare Definition, die der Realität in der Praxis entspricht, wäre jedoch wichtig», gibt sie zu. Weiterentwicklung der Alterspolitik «Betreuung bleibt ein schwammiges, wandelbares Konzept, das sich im Laufe der Zeit heranbildet und verändert», bemerkt Valérie Hugentobler. Vielleicht ergeben die bevorstehenden politischen Diskussionen eine klarere Antwort. Ursprünglich beschränkte sich Alterspolitik auf den Schutz der Gesundheit und auf materielle wie Der Ausdruck «prise en charge» findet kaum mehr Gnade in den Augen der Expertinnen und Experten für das Alter. Sie bevorzugen eindeutig den Begriff «accompagnement» im Sinn von«Begleitung». Dieser Terminus umfasst die Vorstellung von Selbstbestimmung und stellt personenzentrierte Ansätze in den Vordergrund.

12 Dezember I 2024 Anzeige Trends und Perspektiven im Gesundheitswesen Machbarkeit — Finanzierbarkeit — Ethik Elisabeth BaumeSchneider Bundesrätin, Vorsteherin EDI Regina E. Aebi–Müller Professorin für Privatrecht und Privatrechts- vergleichung, Uni Luzern Stephen Jenkinson Leiter Innovationen PharmaSuisse; Dozent Universität Bern Roland Kunz Leitender Arzt Akutgeriatrie, Spital Herisau 26. und 27. März 2025 KKL Luzern Informationen und Anmeldung trendtage-gesundheit.ch finanzielle Sicherheit. Mit der Zeit kam eine Reihe von Interventionsfeldern hinzu und der Bezugsrahmen der internationalen Organisationen (Uno und WHO) erweiterte sich. Er bereichert die Überlegungen über die Art und Weise, wie man Arbeit mit und bei Menschen im Alter gestaltet. Dabei werden Praktiken hinterfragt und mit ihnen die Terminologie. «Im Gegensatz zur Alterspolitik mancher Kantone, die recht modern und umfassend ist, erwacht die Alterspolitik auf Bundesebene gerade erst zum Leben. Sie muss neu erdacht werden», so Valérie Hugentobler. Im März reichte der Schaffhauser SP-Ständerat Simon Stocker ein Postulat ein, in dem er eine Aktualisierung der nationalen Alterspolitik forderte. Er verlangt, die alterspolitischen Grundlagen zu evaluieren und an die demografischen, politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen anzupassen. Er beauftragt den Bundesrat, seine Strategie aus dem Jahr 2007 zu überprüfen und eine Aktualisierung unter Einbeziehung «relevanter Akteurinnen und Akteure» aufzuzeigen. Diese Akteure haben bei Überlegungen zu neuen Betreuungsmodellen und der entsprechenden Wortwahl eine wichtige Funktion inne. Die Verantwortung ist gross: Die wiederholte Verwendung dieser Begriffe in Fachkreisen, Verbänden, Wissenschaft und Politik führt zur Stabilisierung, Verankerung und Institutionalisierung. Auch die Übersetzung ist ein wichtiges Thema – insbesondere wenn es um ein Bedeutungsäquivalent geht. Sie verlangt von der oder dem Übersetzenden eine genaue Kenntnis des Fachgebiets, seiner Trends und seiner Entwicklung. Fachkenntnis ist umso wichtiger, wenn die Texte verbreitet werden und als Referenz dienen sollen, ähnlich wie ein gemeinsames Glossar.

Dezember I 2024 13 Grundlagen und Stellungnahmen Blick in die Zukunft: Betreuung als Service public Ein Essay von Carlo Knöpfel, Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Als Babyboomer bin ich mit der Gewissheit aufgewachsen: Wenn sich ein gesellschaftliches Problem stellt, löst es der Sozialstaat. Mit dieser Erwartungshaltung wird die geburtenstärkste Generation auch dem Alter begegnen und Forderungen an Politik und Gesellschaft stellen. Wie kann denn eine Lösung aussehen, in der Betreuung im Alter ein Teil des Service public wird? ■ Als älterer Mensch werde ich – und mein Umfeld – durch den ganzen Fragilisierungsprozess hindurch begleitet. Zu Hause, im betreuten Wohnen und dann auch im Pflegeheim wird regelmässig abgeklärt, was ich an Betreuung brauche. ■ Allen Beteiligten ist klar: Gute Betreuung entsteht nur, wenn Angehörige, Professionelle und Freiwillige zusammenwirken. ■ Eine Stelle koordiniert und hilft, dass ich im richtigen Moment die richtigen Entscheide treffen kann. Diese Stelle ist unabhängig und erbringt selbst keine Betreuungsleistungen. Sie hat aber die nötige Weisungsbefugnis, um zu handeln, wenn sich ein Akteur nicht an Abmachungen hält oder die Qualität nicht stimmt. ■ Die unbezahlte Sorgearbeit durch die Angehörigen, Nachbarn, Freunde und Freiwilligen bleibt zentral. Damit die Qualität und eine effiziente Organisation der Betreuung sichergestellt werden können, werden die professionellen Strukturen der Caring Communities und der Einsatzorganisationen in der Freiwilligenarbeit gestärkt. So können sie das Matching herstellen, Freiwillige in ihren Einsätzen begleiten und Weiterbildungen anbieten. Entlastungsangebote für die Angehörigen werden ausgebaut, um auch ihre Gesundheit und wirtschaftliche Situation zu schützen. ■ Wer für ein selbstbestimmtes Leben Betreuung braucht, hat Zugang dazu – egal, ob arm oder reich. Die Hilflosenentschädigung ist zu einer Betreuungsentschädigung umgebaut. Die Leistungsbeträge sind erhöht und die Tarife sozialverträglich ausgestaltet. Natürlich bleiben bei diesem kurzen Blick in die Zukunft unzählige Fragen offen. Gerade das Finanzierungsthema brennt unter den Nägeln: Die politische Logik lautet eher «Sparen». Doch als Gesellschaft müssen wir bereit sein, Geld für eine gute Betreuung in die Hand zu nehmen, damit die Menschen möglichst lange selbstbestimmt leben und in Würde altern können. Denn wir werden weder genügend Pflegeheime für uns Babyboomer bauen können noch das nötige Personal dafür finden. Die Schritte, die heute gemacht werden, sind noch zaghaft: Doch sie geben Grund zur Zuversicht, dass das Bewusstsein wächst, um etwas richtig Gutes bewerkstelligen können. Es lohnt sich: für den einzelnen Menschen, für seine Angehörigen, für die Mitarbeitenden im Sozial- und Gesundheitswesen, für die Gesellschaft – und damit letztlich auch finanziell. Carlo Knöpfel, FHNW. Foto: zvg

14 Dezember I 2024 Die Menschen dort treffen, wo sie sind

Dezember I 2024 15 Auch wenn die aufsuchende Altersarbeit noch als Pionierprojekt gilt: Sie kann Versorgungslücken schliessen und die älteren Menschen niederschwellig erreichen. Dies zeigt etwa die Arbeit des Vereins Fundus Basel oder auch die «Zugehende Beratung» von Alzheimer Zürich. Damit Projekte wie diese weiter ausgebaut werden können, benötigt es finanzielle Unterstützung. Von Alexander Seifert (Gerontologie CH) und Elisabeth Seifert (Artiset) Der Neuweilerplatz im Basler Quartier Neubad, einer Wohngegend im Westen der Stadt, ist ein belebter Ort mit Läden und Dienstleistern – und einer der Standorte im Quartier, wo Karin Predieri regelmässig anzutreffen ist. Sie ist soziokulturelle Animatorin und Geschäftsleiterin von Fundus Basel, dem Verein für aufsuchende Altersarbeit. «Wir stehen dort, wo die Menschen sind, gerade auch die älteren Menschen, um einzukaufen oder zum Coiffeur zu gehen», sagt sie. Unterwegs ist sie mit einem Lastenvelo, dank dem sie Flyer und Informationsmaterial von rund 50 Organisationen aus dem Altersbereich stets griffbereit hat, um auf diverse Fragen und Problemstellungen eine erste Antwort geben zu können. An einem Dienstagvormittag Anfang Oktober begegnet Karin Predieri etlichen Personen, die sie bereits kennt, kommt aber auch mit einigen neuen Personen ins Gespräch: zum Beispiel mit einer Dame, die ihr anvertraut, dass sie Unterstützung bei der Zubereitung des Mittagessens benötigt. Sie habe einen Mann mit Behinderung und schaffe das alles nicht mehr allein. Karin Predieri macht sie auf einen nahegelegenen Mittagstisch aufmerksam, der auch einen Hauslieferdienst anbietet. Sie setzt das Gespräch auf Französisch fort, weil die Dame französischer Muttersprache ist. «Es braucht viel Feingefühl, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen», weiss sie. Dies aber sei nötig, um ihnen wirklich helfen zu können. Im Verlauf der Unterhaltung realisiert die Fachfrau, dass die Dame womöglich weitere Unterstützung braucht, und macht ihr den Vorschlag, an einem anderen Tag zu ihr nach Hause zu kommen, um ihr verschiedene Angebote näher zu erläutern – die Frau willigte ein. Enge Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern Neben Karin Predieri sind zwei weitere Fachpersonen unterwegs: im Quartier Schoren in Kleinbasel, wo vor wenigen Jahren alles angefangen hat, und im daran angrenzenden Hirzbrunnen-Quartier. Entstanden ist die aufsuchende Altersarbeit in Basel dabei aus der Quartierarbeit Hirzbrunnen. Bei einem Projekt dort habe man realisiert, dass gerade auch viele ältere Menschen Unterstützung brauchen, worauf im November 2019 der Verein Fundus Basel gegründet worden ist, der sich bis heute über Stiftungsgelder finanziert. Karin Predieri ist seit zwei Jahren mit dabei. Von Beginn weg war und ist die Zusammenarbeit mit Organisationen, die sich für ältere Menschen engagieren, von zentraler Bedeutung für die Tätigkeit des Vereins. «Neben dem Erreichen vulnerabler älterer Menschen besteht unsere Aufgabe darin, diese an das passende Angebot zu vermitteln.» Predieri selbst konnte etwa eine Dame mit Demenz und auch deren Angehörige an die richtigen Fachstellen vermitteln. Andere Menschen vermittelte sie an Fahrdienste, Mittagstische und Besuchsdienste. Immer wieder gefragt sind auch rechtliche und finanzielle Beratungen. Bis aber eine solche Vermittlung zustande kommen kann, sei viel Beziehungspflege nötig, beobachtet Predieri. Die Arbeit der Person vor Ort im Quartier habe deshalb eine zentrale Funktion. «Viele ältere Menschen wollen zunächst einfach nur reden, wir hören zu und fragen nach.» Dies schaffe die Grundlage dafür, dass sich jemand bei Problemen an uns wendet. Zudem gebe es auch viele vulnerable Personen, die selbst für die aufsuchende Altersarbeit nur mit grossem Aufwand zu erreichen sind. «Wir erleben viel Dankbarkeit für unsere Arbeit», freut sich Predieri, eine Arbeit, bei der es noch sehr viel zu tun gebe. Dafür seien dringend mehr finanzielle Mittel erforderlich. «Zugehende Beratung» von Alzheimer Zürich Die Menschen dort zu treffen, wo sie wohnen und leben, ist der Kernansatz der aufsuchenden Altersarbeit. Für den Eine Mitarbeiterin von Fundus Basel unterhält sich am Basler Rheinufer mit einer älteren Passantin. Immer mit dabei: das Lastenvelo mit Informationsmaterial zahlreicher Organisationen. Foto: Fundus Basel Gute Praxis

16 Dezember I 2024 Altersforscher Riccardo Pardini von der Berner Fachhochschule zeichnet sich ihr Arbeitsfeld dadurch aus, dass es Kontakte im Sozialraum der älteren Personen knüpft und pflegt, deren Bedürfnisse und Anliegen aufnimmt und letztlich über entsprechende (Unterstützungs-)Angebote informiert und diese vermittelt. Der Schwerpunkt der aufsuchenden Altersarbeit liegt in der psychosozialen Beziehungspflege und in der Vernetzung mit den umliegenden Angeboten, damit ein langes selbstbestimmtes Leben im vertrauten Umfeld möglich wird. Das Arbeitsfeld ist damit ein wichtiger Teil der Betreuungsarbeit im Quartier. Je nach Ausrichtung erstreckt sich der Wirkungsradius über ein oder mehrere Quartiere, über Stadtteile, Gemeinden bis hin über Regionen. Zudem unterscheiden sich die einzelnen Projekte sehr darin, wie stark sie den aktiven Kontakt mit den älteren Personen suchen. Gemein ist den Projekten der mobile Einsatz draussen an Orten, welche von den älteren Personen häufig frequentiert werden, wie auf Plätzen, an Durchgangsstrassen zum Einkaufen, vor Apotheken, Haltestellen oder an sozialen und kulturellen Veranstaltungen. Oft bestehen diese Projekte als ergänzende Angebote zu den gewöhnlichen Informations- und Anlaufstellen des Altersbereichs. Die auffindbaren Projekte der aufsuchenden Altersarbeit sind aktuell eher noch Pionierprojekte in der Schweiz – ganz anders als etwa bei der etablierten aufsuchenden Gassen- oder Jugendarbeit. Erfahrungswerte müssen hier erst noch gesammelt werden. Unter diesen Projekten lassen sich neben Fundus Basel zum Beispiel die Mobile Altersarbeit der Stadt Aarau, das Altersnetzwerk Gantrisch, der Infobus «mobil bi dir» von Pro Senectute beider Basel oder das Angebot «Zugehende Beratung» von Alzheimer Zürich aufzählen, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Angebot «Zugehende Beratung» ist ein ergänzendes und spezialisiertes Beratungsangebot, das sowohl telefonisch, an der Beratungsstelle als auch zu Hause stattfindet, so Irène Taimako von Alzheimer Zürich. Es bietet eine längerfristige, fachliche Beratung für Angehörige von Menschen mit einer Demenz während des Krankheitsprozesses. Durch die kontinuierliche Begleitung wird dem Bedürfnis der pflegenden und betreuenden Angehörigen entsprochen, gemeinsam entlastende Möglichkeiten und Handlungsspielräume zu finden. Ziel der zugehenden Beratung, die in die Lebenswelten Betroffener geht und proaktiv Hilfe anbietet, ist es, ein kontinuierliches Vertrauensverhältnis aufzubauen. Ansprechperson mit Koordinationsaufgabe Ein Vorteil des aufsuchenden Ansatzes ist, so Riccardo Pardini, dass konventionelle Angebotsstrukturen, bei denen ältere Personen zu den Anlaufstellen gehen müssen (Kommstrukturen), aufgebrochen werden. Somit werde versucht, gerade jene Personen zu erreichen, die in prekären Situationen leben oder deren eingeschränkte Mobilität ein Aufsuchen weit entfernter Beratungsstellen nicht möglich macht. Aber auch Scham, eine mangelnde Infrastruktur oder Angst vor Kosten können «unsichtbare Türschwellen» darstellen. Die aufsuchende Altersarbeit kann für diese Personengruppe eine Versorgungslücke schliessen. Der Faktor, der dabei die grösste Rolle spielt: Das Angebot muss im alltäglichen Leben der Zielgruppen an öffentlichen oder zumindest halb-öffentlichen Orten zu finden sein und Ansprechpersonen bereitstellen. Eine niederschwellige Kontaktaufnahme mit der Absicht der Sichtbarkeit ist der Kern. Zudem würde, so Pardini, durch die regelmässige Präsenz vor Ort auch ein Vertrauensaufbau erfolgen. Dabei können die Angebote vor Ort unterschiedlich ausfallen. Oftmals geht es vorwiegend darum, ein offenes Ohr für die Belange der Bewohnerschaft anzubieten und Informationen zu vermitteln. Die aufsuchende Altersarbeit ist damit vor allem eine sichtbare Anlaufstelle im Quartier, die Informationen weitergibt und über Angebote berät, gleichzeitig aber auch den Ansatz verfolgt, ältere Personen zu Angeboten, zum Beispiel zur Beratungsstelle in einer Gemeinde, zu überweisen. Koordinierte Betreuung wird in der aufsuchenden Altersarbeit nicht zwangsläufig darin verstanden, alle Angebote vor Ort selbst bereitzustellen, sondern ältere Personen vielmehr an die richtigen Stellen zu vermitteln. Somit unterstützt eine aufsuchende Altersarbeit besonders die Angebote vor Ort und kann folglich als Ergänzung gesehen werden. Letztlich ist die aufsuchende Altersarbeit ein Ansatz, der das Betreuungssystem sinnvoll ergänzt und gerade durch seine Niederschwelligkeit versucht, mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten, die durch klassische Angebote nicht erreicht wird. Für die Zukunft sind die Initiierung und langfristige Finanzierung solcher Projekte wünschenswert sowie auch die Ausweitung hin zu Personen im stationären Altersbetreuungsbereich. «Viele ältere Menschen wollen zunächst einfach nur reden, wir hören zu und fragen nach. Dies schafft die Grundlage dafür, dass sich jemand bei Problemen an uns wendet.» Karin Predieri, soziokulturelle Animatorin und Geschäftsleiterin von Fundus Basel

Dezember I 2024 17 Um sich in der Vielfalt der Angebote zurechtzufinden, sind Anlauf- und Beratungsstellen eine wertvolle Hilfe. Beispiele in verschiedenen Gemeinden machen das deutlich. Auch die Anlaufstelle Beocare vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) Kanton Bern im Berner Oberland zeigt das grosse Bedürfnis nach Beratung auf, gerade vonseiten der Angehörigen von Menschen mit Demenz. Von Nathalie Gerber (SRK) und Elisabeth Seifert (Artiset) Die passende Betreuung vermitteln Im Bereich Betreuung gibt es viele Unterstützungsangebote, doch sind diese den Betroffenen und deren Angehörigen oftmals nicht bekannt. Sich neben der Bewältigung des Alltags einen Überblick zu verschaffen, kann eine grosse Herausforderung bedeuten. Eine Anlaufstelle bietet mit Informationen und Beratung eine erste Orientierung: Fachpersonen erfassen die individuellen Bedürfnisse, beziehen das Umfeld ein und vermitteln passende Angebote. Damit die älteren Menschen in ihrer gewohnten Umgebung betreut werden können, ist die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure erforderlich. Grosses Bedürfnis nach Information und Beratung In der föderalistisch organisierten Schweiz wird die Altersarbeit durch eine Vielzahl von Leistungsanbietenden erbracht. Das führt zu unterschiedlichen Strukturen und Modellen – auch bei den Informations- und Bera- tungsstellen. Entweder betreiben kommunale Behörden eigene Fach- und Informationsstellen oder sie beauftragen externe Organisationen damit. In Baar im Kanton Zug etwa wurden bei der Erarbeitung der Altersstrategie Rundtischgespräche mit Angehörigen und älteren Menschen geführt. Dabei wurde ein grosses Bedürfnis nach einer Infostelle deutlich. Die Gemeinde gründete daraufhin 2023 eine solche Stelle, die auch Beratungen anbietet und dabei eng mit Leistungserbringenden in den Bereichen Begleitung, Betreuung und Pflege zusammenarbeitet. Ähnliches bietet die Zürcher Gemeinde Horgen schon seit gut zehn Jahren an. Die dortige Anlaufstelle informiert, berät, begleitet und unterstützt ältere Menschen und ihre Angehörigen bei administrativen Aufgaben bis hin zur Vermittlung von Betreuungsleistungen oder pflegerischen Massnahmen. Dabei arbeitet die Anlaufstelle eng mit anderen kommunalen Behörden und Leistungserbringenden zusammen. Mit dem Begegnungsort «Baumgärtlihof» und den gemeindeeigenen Alters- und Mehrgenerationensiedlungen verfügt Horgen über einen niederschwelligen, direkten Zugang zu älteren Menschen. An diesen Orten sind Mitarbeitende präsent, welche die Aufgaben der Anlaufstelle übernehmen und auch aufsuchend tätig sind. Anderorts wird im Rahmen eines Leistungsvertrags eine ansässige Organisation beauftragt, diese Aufgabe regional oder kantonal zu übernehmen. Im Thurgau ist dies etwa die Kantonale Fachstelle Alter vom SRK Kanton Thurgau, im Kanton Wallis ist es die Pro Senectute: Mehrere Gemeinden im Unterwallis unterstützen finanziell das «Bureau Régional d’Information et de la Coordination Seniors» (BRIC), das von Pro Senectute und dem Centre Médico-Social (CMS) Bas-Valais geführt wird. Auch dort beraten und Gute Praxis

18 Dezember I 2024 begleiten Fachpersonen aus den Bereichen Soziales und Gesundheit ältere Menschen bedarfs- und bedürfnisgerecht. In Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte und topografisch bedingt langen Anfahrtswegen existieren mobile Informations- und Beratungsangebote. So ist das Rote Kreuz Kanton Schwyz mit einem Stand «Mobile Info 60+» in vielen Gemeinden im Kanton präsent. Es wird darauf geachtet, dass bestehende Angebote von anderen Organisationen oder Gemeinden besucht werden, wie zum Beispiel ein Senioren-Kafi oder -Zmittag. Vor Ort informiert und berät das Schweizerische Rote Kreuz zu Angeboten der verschiedenen kantonalen, kommunalen und privaten Organisationen im Bereich Alter. Anlaufstelle des SRK Kanton Bern im Berner Oberland Bereits seit über 15 Jahren führt das SRK Kanton Bern im Berner Oberland mit Beocare eine Anlaufstelle für betreuende Angehörige. Insgesamt stehen in Thun, Interlaken, Meiringen, St. Stephan und Frutigen fünf Mitarbeitende im Einsatz. Die Anlaufstellen werden selten persönlich besucht. «Zuerst denken die betreuenden Angehörigen nicht daran. Dann haben sie plötzlich keine Zeit mehr, weil sie die betreute Person nicht allein lassen können und den Anfahrtsweg nicht in Kauf nehmen wollen», sagt dazu Teamleiterin Ursula Imboden. «Unser telefonisches Angebot bietet einen niederschwelligen Zugang. Die Personen sehen in mir eine neutrale Zuhörerin, die sie ernst nimmt», erklärt sie weiter. Die Anrufe erfolgen allerdings oft spät – und meist ist es der anrufenden Person nicht klar, dass es dabei auch um sie selbst geht. Die Sorge um die betreute Person steht stärker im Zentrum als die Selbstsorge. «Gerade für die Kinder der zu Betreuenden ist es oft schwierig, die Situation der Eltern auszuhalten», sagt Christina Meister, Fachspezialistin Betreuung bei Beocare. Die Eltern seien oft (noch) nicht bereit, Unterstützung anzunehmen. «Im Gespräch motiviere ich die erwachsenen Kinder, sich selbst Sorge zu tragen. Gute Praxis Ursula Imboden, Leiterin der Anlaufstelle des SRK im Berner Oberland: Fünf Standorte stehen der Bevölkerung für Gespräche vor Ort offen. Im Vordergrund stehen jedoch telefonische Beratungsgespräche. Foto: SRK «Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Leistungserbringenden ist enorm wichtig. Deshalb organisiert die Anlaufstelle des SRK zweimal im Jahr ein Vernetzungstreffen.» Ursula Imboden, Teamleiterin der SRK-Anlaufstelle im Berner Oberland

Dezember I 2024 19 senesuisse vertritt die Interessen von über 450 Betrieben im Bereich der Langzeitpflege. Als Verband in der Altersbetreuung setzen wir uns für gute Qualität und grosse Vielfalt an Angeboten ein. Bestmögliche Pflege, Betreuung und Infrastruktur für Betagte sollten wir uns als wohlhabendes Land leisten. www.senesuisse.ch Verband wirtscha lich unabhängiger Alters- und Pflegeeinrichtungen Schweiz Anzeige Und den Eltern zwar Zeit zu lassen und trotzdem immer wieder das Gespräch zu suchen», stellt Christina Meister fest. Individuelle Beratung von Angehörigen Ein grosser Teil der Anrufenden kümmert sich um eine an Demenz erkrankte Person, die oft noch kaum Pflegebedarf aufweist, aber nicht mehr allein gelassen werden kann. Eine solche Situation stellt für die Angehörigen eine grosse Herausforderung dar. Christina Meister erklärt: «Einer der belastendsten Faktoren für pflegende Angehörige bei der Betreuung ihres dementen Familienmitgliedes ist die dauerhafte Präsenz und die alleinige Zuständigkeit. Sie haben ein hohes Risiko einer sozialen Isolation aus Zeitmangel. Sie nehmen oftmals erst Unterstützung in Anspruch, wenn sie selbst erkranken.» In solchen Fällen wird gemeinsam eruiert, wie die Angehörigen entlastet werden können. Die erkrankte Person kann beispielsweise an einem begleiteten Spaziergang von Alzheimer Bern teilnehmen oder Beocare-Freiwillige übernehmen die Betreuungsaufgaben von Angehörigen für ein paar Stunden. Beides ermöglicht den Angehörigen eine Verschnaufpause. Konkreter sind die Anfragen von Angehörigen von Menschen am Lebensende. Beispielsweise möchten die Angehörigen ein Sterben zuhause ermöglichen und gelangen mit der Bitte nach Unterstützung an die Anlaufstelle. «Mit Hilfe der palliativen Spitex organisiere ich eine Sterbebegleitung durch speziell geschulte Freiwillige», erläutert Christina Meister. «Der Koordinationsaufwand ist gross, auch weil die Dauer der Begleitung unklar ist. Es kommt auch vor, dass, sobald ich alles aufgegleist habe, der Anruf kommt, die Person sei verstorben.» Die individuelle und vertrauliche Beratung stellt die Bedürfnisse und Anliegen der Angehörigen in den Mittelpunkt. Es gibt Personen, die mehrmalige Beratung benötigen. Anderen reicht eine einmalige Unterstützung. Es geht dabei nicht darum, einfach nur zu reden. Im Vordergrund steht vielmehr die Intervention in einer komplexen Situation mit Handlungsbedarf. Hier bietet die Beraterin des SRK konkrete Unterstützung, beispielsweise durch professionell geführte Gespräche, bei denen die Probleme von Grund auf analysiert werden. Die Anrufenden sind oft stark in einer Situation verstrickt und wissen im Moment nicht, was ihnen weiterhelfen könnte. Im Gespräch wird eine Standortbestimmung vorgenommen. In Berücksichtigung der individuellen Situation und mit Einbezug der Familie wird gemeinsam nach Lösungen gesucht. Ein wichtiger Grundsatz der Beratung ist die Selbstbestimmung: Angehörige sollen während des Gesprächs ihre Bedürfnisse erkennen und entsprechende Lösungen finden und wählen können. Christina Meister informiert über geeignete Unterstützung am Wohnort der betroffenen Person. «Manchmal spüre ich, dass die Person zwar ihren Bedarf erkennt, aber wohl kaum den nächsten Schritt für eine konkrete Unterstützung machen wird. In diesem Fall biete ich an, etwas zu organisieren. So fädle ich beispielsweise eine Finanzberatung bei der Pro Senectute ein oder organisiere eine Kontaktaufnahme durch Alzheimer Bern.» Die Zusammenarbeit und der Austausch mit anderen Leistungserbringenden seien enorm wichtig, betont Ursula Imboden. Deshalb organisiert die Anlaufstelle des SRK zweimal im Jahr ein Vernetzungstreffen. Dort können sich die verschiedenen Dienstleister über bestehende und neue Angebote austauschen und Schnittstellen und Prozesse zwischen den Organisationen verbessern.

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