Ältere Menschen koordiniert betreuen | Magazin ARTISET | 12-2024

Dezember I 2024 15 Auch wenn die aufsuchende Altersarbeit noch als Pionierprojekt gilt: Sie kann Versorgungslücken schliessen und die älteren Menschen niederschwellig erreichen. Dies zeigt etwa die Arbeit des Vereins Fundus Basel oder auch die «Zugehende Beratung» von Alzheimer Zürich. Damit Projekte wie diese weiter ausgebaut werden können, benötigt es finanzielle Unterstützung. Von Alexander Seifert (Gerontologie CH) und Elisabeth Seifert (Artiset) Der Neuweilerplatz im Basler Quartier Neubad, einer Wohngegend im Westen der Stadt, ist ein belebter Ort mit Läden und Dienstleistern – und einer der Standorte im Quartier, wo Karin Predieri regelmässig anzutreffen ist. Sie ist soziokulturelle Animatorin und Geschäftsleiterin von Fundus Basel, dem Verein für aufsuchende Altersarbeit. «Wir stehen dort, wo die Menschen sind, gerade auch die älteren Menschen, um einzukaufen oder zum Coiffeur zu gehen», sagt sie. Unterwegs ist sie mit einem Lastenvelo, dank dem sie Flyer und Informationsmaterial von rund 50 Organisationen aus dem Altersbereich stets griffbereit hat, um auf diverse Fragen und Problemstellungen eine erste Antwort geben zu können. An einem Dienstagvormittag Anfang Oktober begegnet Karin Predieri etlichen Personen, die sie bereits kennt, kommt aber auch mit einigen neuen Personen ins Gespräch: zum Beispiel mit einer Dame, die ihr anvertraut, dass sie Unterstützung bei der Zubereitung des Mittagessens benötigt. Sie habe einen Mann mit Behinderung und schaffe das alles nicht mehr allein. Karin Predieri macht sie auf einen nahegelegenen Mittagstisch aufmerksam, der auch einen Hauslieferdienst anbietet. Sie setzt das Gespräch auf Französisch fort, weil die Dame französischer Muttersprache ist. «Es braucht viel Feingefühl, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen», weiss sie. Dies aber sei nötig, um ihnen wirklich helfen zu können. Im Verlauf der Unterhaltung realisiert die Fachfrau, dass die Dame womöglich weitere Unterstützung braucht, und macht ihr den Vorschlag, an einem anderen Tag zu ihr nach Hause zu kommen, um ihr verschiedene Angebote näher zu erläutern – die Frau willigte ein. Enge Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern Neben Karin Predieri sind zwei weitere Fachpersonen unterwegs: im Quartier Schoren in Kleinbasel, wo vor wenigen Jahren alles angefangen hat, und im daran angrenzenden Hirzbrunnen-Quartier. Entstanden ist die aufsuchende Altersarbeit in Basel dabei aus der Quartierarbeit Hirzbrunnen. Bei einem Projekt dort habe man realisiert, dass gerade auch viele ältere Menschen Unterstützung brauchen, worauf im November 2019 der Verein Fundus Basel gegründet worden ist, der sich bis heute über Stiftungsgelder finanziert. Karin Predieri ist seit zwei Jahren mit dabei. Von Beginn weg war und ist die Zusammenarbeit mit Organisationen, die sich für ältere Menschen engagieren, von zentraler Bedeutung für die Tätigkeit des Vereins. «Neben dem Erreichen vulnerabler älterer Menschen besteht unsere Aufgabe darin, diese an das passende Angebot zu vermitteln.» Predieri selbst konnte etwa eine Dame mit Demenz und auch deren Angehörige an die richtigen Fachstellen vermitteln. Andere Menschen vermittelte sie an Fahrdienste, Mittagstische und Besuchsdienste. Immer wieder gefragt sind auch rechtliche und finanzielle Beratungen. Bis aber eine solche Vermittlung zustande kommen kann, sei viel Beziehungspflege nötig, beobachtet Predieri. Die Arbeit der Person vor Ort im Quartier habe deshalb eine zentrale Funktion. «Viele ältere Menschen wollen zunächst einfach nur reden, wir hören zu und fragen nach.» Dies schaffe die Grundlage dafür, dass sich jemand bei Problemen an uns wendet. Zudem gebe es auch viele vulnerable Personen, die selbst für die aufsuchende Altersarbeit nur mit grossem Aufwand zu erreichen sind. «Wir erleben viel Dankbarkeit für unsere Arbeit», freut sich Predieri, eine Arbeit, bei der es noch sehr viel zu tun gebe. Dafür seien dringend mehr finanzielle Mittel erforderlich. «Zugehende Beratung» von Alzheimer Zürich Die Menschen dort zu treffen, wo sie wohnen und leben, ist der Kernansatz der aufsuchenden Altersarbeit. Für den Eine Mitarbeiterin von Fundus Basel unterhält sich am Basler Rheinufer mit einer älteren Passantin. Immer mit dabei: das Lastenvelo mit Informationsmaterial zahlreicher Organisationen. Foto: Fundus Basel Gute Praxis

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2MjQyMg==