Dezember I 2024 21 rische Fragen stellen. Ergänzende Angebote wie etwa eine Ansprechperson für betreuende Angehörige komplettieren unsere Dienstleistungen. Die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen und verschiedener Berufsgruppen ist eine komplexe Angelegenheit. Wie gehen Sie das am SMZO an? Wir verfolgen vom Erstkontakt an den folgenden Ansatz: In herausfordernden Lebensabschnitten unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden – mit dem Ziel, deren Autonomie zu stärken oder zumindest zu halten. Bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten können die Mitarbeitenden der verschiedenen Bereiche am SMZO immer wieder voneinander profitieren. So führen wir beispielsweise mehrmals pro Jahr Führungsanlässe mit den Kaderangestellten durch und stellen fest, dass sich die Herausforderungen im Arbeitsalltag, ob nun in der Spitex, in der gesetzlichen Sozialhilfe, der Schulsozialarbeit oder anderen Dienstleistungen trotz allen Unterschieden bemerkenswert ähneln – wir unterstützen am SMZO nämlich nicht nur Seniorinnen und Senioren, sondern auch weitere Personengruppen. Diese Interdisziplinarität stellt ein besonderes Merkmal aller Walliser Sozialmedizinischen Zentren dar. Was braucht es von Seiten der verschiedenen Akteure, damit die Zusammenarbeit gut funktioniert? Es ist meiner Meinung nach zentral, nicht sich selber und auch nicht die eigene Organisation in den Vordergrund zu stellen, sondern die Person, die Unterstützung braucht. Bisweilen kommt es vor, dass sich Organisationen auf ihren Auftrag und auf ihre Daseinsberechtigung berufen. Dabei kann das Wesentliche, nämlich der Mensch als Kunde, etwas in Vergessenheit geraten. Eigentlich müsste das Ziel sein, dass es uns gar nicht braucht – dass nämlich das Individuum so gesund und gestärkt ist, dass ein Leben ohne Unterstützung möglich ist. Das ist natürlich eine Utopie – für mich stellt das aber letztlich auch eine Vision dar. Was sind im Zusammenhang mit der Betreuung die grössten Herausforderungen am SMZO? Ich denke, dass es das Eingeständnis ist, Hilfe zuzulassen. Unlängst hat mir eine Politikerin gesagt, es sei traurig, dass ältere Menschen derart allein gelassen sind oder sich so allein fühlen, dass sie für eine Betreuung und Unterhaltung bezahlen. Ich entgegnete ihr, dass ich nichts Falsches daran erkenne, wenn wir dadurch eine Verbesserung im Alltag bewirken können. Für uns als Organisation sehe ich daher die Herausforderung darin, Betreuungs- und Entlastungsangebote etwas zu «entstigmatisieren» und hervorzuheben, dass damit das Wohlbefinden vieler verbessert werden kann. Wo sehen Sie die Schwierigkeiten und wo die Chancen der Struktur, wie Sie am SMZO besteht? Fangen wir mit dem Positiven, den Chancen, an. Wir können erreichen, dass wir ohne grossen Aufwand Dienstleistungen erbringen und anpassen können. Die öffentliche Hand im Kanton, namentlich der Kanton und unsere 62 Gemeinden im Oberwallis, vertrauen uns. So können wir proaktiv unser Angebot gestalten – wie wir dies in unserer Strategie 2025–2028 vorsehen. Zu den Schwierigkeiten kann ich wohl nicht viel Neues ergänzen, als sowieso bekannt ist: Die Finanzierung der öffentlichen Dienstleistungen und der Fachkräftemangel sind zwei der offensichtlichen Herausforderungen. Mit einer breiten Struktur und vielen verschiedenen Angeboten wie bei uns am SMZ Oberwallis sind wir wohl in einer besonderen Abhängigkeitssituation. Den demografischen Wandel als solchen, also die Alterung in der Gesellschaft, möchte ich aber keinesfalls als negativ betrachten. Dass wir älter werden, ist eine positive Entwicklung – ich hoffe doch, dass diese Grundeinstellung in unserer Gesellschaft vorherrscht und dass das auch so bleibt. * Willy Loretan ist Geschäftsleiter des Sozialmedizinischen Zentrums Oberwallis, das Angebote für Menschen im Alter und für weitere Personengruppen bündelt. Willy Loretan: «Es ist meiner Meinung nach zentral, nicht sich selber und auch nicht die eigene Organisation in den Vordergrund zu stellen, sondern die Person, die Unterstützung braucht.» Foto: SMZO
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