32 Dezember I 2024 Grundlagen und Stellungnahmen Gerade in den Städten und Gemeinden wird sichtbar, dass ältere Menschen auf Betreuung angewiesen sind, um möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu führen und an der Gesellschaft teilhaben zu können. Dies beobachten Franziska Ehrler, Leiterin Sozial- und Gesellschaftspolitik des Schweizerischen Städteverbands, sowie Claudia Kratochvil, Direktorin des Schweizerischen Gemeindeverbands. Sie stellen denn auch beide eine hohe Dynamik fest, um Lösungen zu finden. Die Stärke der kommunalen Ebene sehen Ehrler und Kratochvil in der Schaffung von alters- respektive generationenfreundlichen Rahmenbedingungen sowie in der Vernetzung der Akteure und ihrer Angebote. Zu den Akteuren gehören öffentliche und private Leistungserbringer sowie Angehörige und Freiwillige. Weiter gelte es, so Ehrler, Zugänge zu diesen Betreuungsleistungen zu schaffen. Wichtig sei hier gerade auch, mittels aufsuchender Altersarbeit jene Menschen zu erreichen, die isoliert leben. Namentlich in den grösseren Städten und Agglomerationen bestehe vielerorts bereits ein gutes Betreuungsangebot, betonen Kratochvil und Ehrler. «Ältere Menschen kennen diese Angebote aber oft noch zu wenig», beobachtet die Vertreterin der Städte. Zudem können sich viele die erforderliche Betreuung nicht leisten. In den kleineren Städten und Gemeinden erkennt Kratochvil ganz besonders in «regionalen Initiativen» eine Chance, um das Angebot weiter zu verbessern. Zwecks einer Förderung der Koordination und des Austauschs der Akteure seien Leistungsvereinbarungen ein zielführendes Instrument, ist die Gemeindeverbands-Direktorin überzeugt. Eine einheitliche Begriffsdefinition entwickeln Die kommunale Ebene, also Städte und Gemeinden, nehmen ihre Zuständigkeit für die Betreuung älterer Menschen wahr, meint Claudia Kratochvil. Die Erkenntnis, dass Gesundheit und Soziales zusammen gedacht werden müssen, gewinnt an Bedeutung. Neben den Kantonen seien dabei vielerorts auch Gemeinden in die Finanzierung eingebunden. Neben den Kantonen (und Gemeinden) sehen Kratochvil und Ehrler auch den Bund in der Pflicht. Kratochvil: «Aufgrund der demografischen Entwicklung müssen wir als gesamte Gesellschaft gute Lösungen finden.» Der Bund dürfe sich bei der Finanzierung nicht aus der Verantwortung stehlen. Sie spricht damit den vorgesehenen Finanzierungsschlüssel bei der Betreuungsfinanzierung über die Ergänzungsleistungen (EL) an. Eine Vorlage zur Finanzierung von betreutem Wohnen wird aktuell im Parlament diskutiert – Die gemeinsame Verantwortung erkennen Vertretende von Städten, Gemeinden und vom Bund beobachten beim Thema Betreuung eine hohe Dynamik. Ein flächendeckendes, zugängliches und qualitätsvolles Angebot sei aber nur möglich, wenn alle staatlichen Ebenen und die Akteure ein gemeinsames Verständnis von Betreuung und den zu finanzierenden Leistungen entwickeln. Von Elisabeth Seifert (Artiset)
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