Ältere Menschen koordiniert betreuen | Magazin ARTISET | 12-2024

Dezember I 2024 37 Eine gute Betreuung im Alter hat viele Facetten. In Münsingen ist das Angebot für das Wohnen im Alter sehr breit. Betreuungsaufgaben nehmen alle Mitarbeitenden wahr, der Austausch mit den Angehörigen und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben geniessen einen hohen Stellenwert. So gelingt es, die Bewohnenden mit all ihren Bedürfnissen abzuholen. Von Nicole Fivaz (Senesuisse) Mitten im Dorf bietet die Stiftung für Betagte Münsingen an drei Standorten vier verschiedene Wohnformen an. Das Angebot reicht von einer Alterssiedlung mit altersgerechten Wohnungen, über Wohnen mit Dienstleitungen bis hin zu Pflegeplätzen und einer Demenzwohngruppe. Neben der Mitsprache der Bewohnenden und der personenzentrierten Haltung ist der Betreuungsgedanke stets präsent im Alltag, zum Teil auch mit unkonventionellen Lösungen. So unterstützt etwa das Ehepaar, das Abwartstätigkeiten in der Alterssiedlung übernimmt, bei Notfällen der Mieterschaft. Und in der Altersresidenz Bärenmatte bringt der Hausdienst den Menschen der vollumfänglichen Pflege das Frühstück. Es ist ein lebendiges, partizipatives Miteinander; ganz so, wie es die Bewohnenden von früher kennen, als sie noch eigenständig in Münsingen gewohnt haben, diesem Dorf im Aaretal, zwischen dem Berner Oberland, der Stadt Bern und dem Emmental. Individuelle Betreuung grossgeschrieben Bei der Stiftung für Betagte hat die adäquate Betreuung immer und überall einen hohen Stellenwert, sowohl im Alterszentrum Schlossgut als auch in der Altersresidenz Bärenmatte und in der Alterssiedlung Sonnhalde. Dieser Grundsatz ist fest verankert in den Köpfen und Herzen aller Mitarbeitenden und breit abgestützt bis hin zur Geschäftsleitung und dem Stiftungsrat. Es ist allen bewusst, dass die Betreuung viele Facetten hat und jederzeit stattfindet: während der Pflege, bei Aktivitäten, am Empfang, in der Küche und im Service. Das kann bedeuten, dass jemand, der im Hausdienst arbeitet oder die Zimmer reinigt, das Lieblingspflänzchen eines Bewohners kennt und gemeinsam mit ihm dazu Sorge trägt oder sich während des Saubermachens ab und an Zeit nimmt, sich hinzusetzen und einen Kaffee zu trinken, wenn es erforderlich ist. Es kann aber auch heissen, dass eine Pflegeheimbewohnerin in der Wäscherei beim Zusammenlegen mithilft und so fast Teil des Lingerieteams wird und für den grossen Einsatz als Wertschätzung ein Weihnachtsgeschenk erhält. Man spürt, dass hier die betagten Menschen ernst genommen und Unsicherheiten abgefangen werden. Man begegnet sich, gestaltet gemeinsam den Tag und erhält bei Bedarf Orientierung – zum Beispiel am Empfang, wenn jemand die Post holen will, die er oder sie schon aufs Zimmer gebracht hat oder den Tag verwechselt und so das Programm durcheinanderbringt. Zusätzlich gibt es Mitarbeitende, die fix für die Betreuung zuständig sind. Pflege und Betreuung sind gleichwertig Seit 2019 arbeiten bei der Stiftung neben Pflegenden auch Mitarbeitende mit sozialberuflichem Hintergrund mit. Der Name des Organisationsbereichs «Betreuung und Pflege» macht deutlich, warum dies notwendig ist. Und auch in der Bereichsleitung sind beide Berufsfelder vertreten. Das Team Soziales, dem mittlerweile sechs Personen angehören, ist unter anderem zuständig für die Gruppenangebote der Alltagsgestaltung und Anlässe an den Standorten, aber nicht nur. Sie sind auch – verteilt auf allen Stationen – im Einszu-eins-Austausch mit den Bewohnenden tätig und ermöglichen besondere Momente, wie etwa kürzlich das Grillieren von einem «Güggeli» auf dem Balkon eines Bewohnenden. Hand in Hand arbeitet das Team Soziales mit den Pflegemitarbeitenden zusammen, beispielsweise indem es Menschen mit Unterstützungsbedarf bei den Mahlzeiten begleitet und zwar so, wie diese es benötigen, was je nach Tagesform mal mehr und mal weniger ist. Die Win-win-­ Situation: Bei der Pflege gibt es weniger Hektik und Bewohnende verschiedener Stationen sowie Mitarbeitende unterschiedlicher Berufe backen gemeinsam: Das lebendige Miteinander hat in der Stiftung für Betagte in Münsingen grosse Bedeutung. Foto: Stefan Marthaler/Stiftung für Betagte Münsingen Gute Praxis

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