Dezember I 2024 3 Geleitwort Gute Betreuung im Alter: Perspektiven für die Schweiz «Eine sinnstiftende Rolle in der Gemeinschaft bildet auch im hohen Alter die Grundlage für körperliches und geistiges Wohlbefinden.» Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider. Foto: zvg Der Blick auf das hohe Alter ist seit jeher geprägt durch gesellschaftliche Normen und Ideale. Früher sprach man vom Dritten Alter. Inzwischen hat sich eingebürgert, dass an das Dritte Alter das Vierte anschliesst. Ich finde das eine ermutigende Perspektive: Irgendwann im Ruhestand beginnt gewissermassen ein neues Leben. Ein Leben, das vielleicht schon durch gewisse Einschränkungen gekennzeichnet ist, aber dennoch eine gute Lebensqualität bieten kann. Alter ist relativ, aber die Bedürfnisse der Menschen sind es nicht. Während sich die Politik schon lange mit dem Zugang zu Gesundheitsversorgung und Pflege und der materiellen Sicherheit im Alter befasst, gibt es auch andere Elemente, die zu berücksichtigen sind. Sozialer Austausch, intellektuelle Stimulation, emotionale Sorge und eine sinnstiftende Rolle in der Gemeinschaft bilden auch im hohen Alter die Grundlage für körperliches und geistiges Wohlbefinden und ein glückliches Leben. Erfreulicherweise gibt es in diesem Bereich viel Innovation. Ich denke etwa an quartiernahe Angebote, an koordinierte Leistungen von mehreren Anbietern oder auch an Alters-WGs, die sich immer grösserer Beliebtheit erfreuen und eine neue Form der Gemeinschaft begründen. Viele Angebote im Altersbereich wandeln sich. Auch dank ihrem enorm engagierten Personal leisten sie einen grossen Beitrag zum würdevollen Altwerden. Sie ermöglichen ein sinnerfülltes, eingebundenes Leben, neue Hobbys, neue Verbindungen und ja, auch Freundschaften. Wir alle wollen möglichst selbstbestimmt leben im Alter. Zum Glück gibt es heute eine Vielfalt von Lebensformen und Angeboten, die das ermöglichen. Aber sie alleine reichen nicht. Die Betagten selbst müssen bereit sein, sich darauf einlassen. Das kostet Überwindung. Es braucht Mut, sich anderen anzuvertrauen. Es braucht Stärke, seine eigene Verletzlichkeit zu akzeptieren. Es braucht Kraft, Hilfe und Zuwendung anzunehmen. All dies wünsche ich unseren Betagten und ihren Familien und Freunden. Und den Menschen und Institutionen, die die Zuwendung und Betreuung leisten, wünsche ich viel Kraft und Kreativität, um diese Leistungen weiter so innovativ zu entwickeln, dass das Hilfe-Annehmen leichter fällt.
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