48 Dezember I 2024 oder eine ganze Woche hinweg. Es ist heute gut belegt, dass sich Einsamkeit negativ auf die psychische und physische Gesundheit auswirkt. Ich denke, dass es wichtig ist, zu diesen Menschen nach Hause zu gehen, mit ihnen einen Spaziergang zu machen oder einen Kaffee zu trinken. Ich appelliere aber auch an die Selbstverantwortung der älteren Menschen: Es gibt eine Reihe von Angeboten verschiedener Organisationen. Man muss daran aber auch teilnehmen wollen. Nicht alle machen das, was auch mit der Persönlichkeit zu tun hat. Wie gut gelingt es heute, all diese Bedürfnisse zu decken, damit die Menschen so lange wie möglich tatsächlich selbstständig leben können? Wer genügend Geld hat, kann eigentlich alle seine Bedürfnisse abdecken bis hin zu einer 24-Stunden-Hilfe im eigenen Wohnumfeld. Und andererseits gibt es jene Menschen, die sich die nötige Entlastung und Begleitung nicht leisten können. Im Kanton Zürich wird sich das für einen Teil von ihnen per 1. Januar 2025 ändern, wenn EL-Beziehende verschiedene Leistungen, wie etwa eine Haushaltshilfe, den Mahlzeitendienst oder auch einen Besuchsdienst vergütet bekommen. Das ist ein grosser Schritt vorwärts. Nicht berücksichtigt sind mit der kantonalen Vorlage all jene Menschen, die knapp über der EL-Grenze liegen. Wir, also die Gemeinde Opfikon, planen, auch für diese Menschen Betreuungsleistungen bezahlbar zu machen. Darüber hinaus gibt es all jene Personen im mittleren Einkommensbereich, die sich gewisse Hilfen leisten könnten, das aber aus Spargründen oft über längere Zeit nicht machen. Stellen Sie bei den älteren Menschen auch ein Bedürfnis nach Information und der Koordination von Betreuungsleistungen fest? Es gibt ein solches Bedürfnis. In der Stadt Opfikon sind wir in einer guten Situation. Wir haben seit über 30 Jahren eine Anlaufstelle für Altersfragen. Wir laden ältere Menschen regelmässig zu verschiedenen Veranstaltungen ein, wo sie Informationen über alle altersrelevanten Fragen bekommen. Zudem besuche ich alle 85-Jährigen, sofern sie damit einverstanden sind, um sie individuell zu beraten. Vor ein paar Jahren haben wir ein Case-Management für ältere Menschen ohne Angehörige eingeführt, um sie in sämtlichen Belangen, auch beim Umzug in ein Heim, zu unterstützen. Als Altersbeauftragte überblicken Sie auch die Bedürfnisse der Menschen in den Heimen: Welche Bedürfnisse an Betreuung haben die Bewohnenden – und wie wird diesen entsprochen? In vielen Institutionen werden von Aktivierungsfachleuten Gruppenveranstaltungen organisiert. Es nehmen allerdings längst nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner daran teil. Was mir auffällt, ist, dass in den Heimen oft die individuellen Angebote fehlen, die auf die spezifischen Biografien und Interessen der Bewohnerinnen eingehen, diese zum Beispiel auf eine Einkauftour oder zu einem Konzert begleiten. Sprachbarrieren erschweren zudem immer wieder den sozialen Kontakt zwischen Bewohnenden und dem Personal. * Gabriela de Dardel, Jg. 1964, ist Psychologin mit Schwerpunkt mittleres und spätes Erwachsenenalter. Seit acht Jahren leitet die Altersbeauftragte die Anlaufstelle 60+ in Opfikon. Die Anlaufstelle gibt es bereits seit über 30 Jahren. Gabriela de Dardel, Altersbeauftragte: «Wer genügend Geld hat, kann alle seine Bedürfnisse abdecken.» Foto: zvg
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