Dezember I 2024 49 Grundlagen und Stellungnahmen Im gewohnten Umfeld alt werden – das wünschen sich die meisten Menschen. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch der Bedarf an Unterstützung. Meist sind es Angehörige, die diese Hilfe leisten und dann vor grossen Herausforderungen stehen. Wie lassen sich die Bedürfnisse von betreuten Menschen und ihren Angehörigen vereinbaren, und welche Entlastungsangebote helfen dabei? Von Kim Böhlen (Entlastungsdienst Schweiz) und Salomé Zimmermann (Artiset) Wie Entlastung allen zugute kommt In der Schweiz übernehmen 7,6 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren Betreuungsaufgaben für Angehörige. Neben positiven Auswirkungen, wie einem gesteigerten Selbstwertgefühl oder dem Erlernen neuer Fähigkeiten, sehen sich Angehörige zunehmender Belastung ausgesetzt. Was als gelegentliche Hilfestellung im Alltag beginnt, kann sich mit der Zeit zu einer umfassenden Aufgabe entwickeln, die sowohl physisch als auch psychisch herausfordernd sein kann. Insbesondere wenn die Betreuung neben der Berufstätigkeit oder eigenen familiären Verpflichtungen erfolgt, stehen betreuende Angehörige unter Druck. Unverzichtbare Entlastung für Angehörige Um ihre Gesundheit zu bewahren und die Betreuungsaufgaben langfristig zu bewältigen, brauchen betreuende Angehörige regelmässige Entlastung. Wie die Studie «Wie Entlastung wirkt» des Entlastungsdienstes Schweiz und der Paul Schiller Stiftung zeigt, haben bereits weniger als acht Stunden Entlastung pro Monat einen positiven Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden der Angehörigen. Die regelmässigen Pausen ermöglichen es den Betroffenen, soziale Kontakte zu pflegen, ihren Hobbys nachzugehen und neue Energie zu schöpfen. Indem die Belastung der Angehörigen reduziert wird, verringert sich wiederum das Risiko familiärer Spannungen. Ebenso ist die Entlastung essenziell, um Termine oder alltägliche Verpflichtungen wahrzunehmen. Besonders im Fokus steht dabei die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Betreuung. Die Aufrechterhaltung der beruflichen Tätigkeit ist für viele Angehörige aus zwei Gründen zentral: einerseits aus finanzieller Sicht, um das Einkommen zu sichern und die eigene Altersvorsorge nicht zu reduzieren. Zudem ist die berufliche Tätigkeit oft auch eine wichtige Anbindung an ein soziales Netzwerk und ein wichtiger Ort für Kontakte. Neben zugänglichen Entlastungsangeboten spielen hier die Arbeitgebenden eine Schlüsselrolle, indem sie flexible Lösungen für Betroffene anbieten. Damit Entlastungsangebote wirksam sind, braucht es vor allem Vertrauen. Nur wenn Angehörige wissen, dass ihre Liebsten in guten Händen sind, können sie ihre eigenen Verpflichtungen stressfrei wahrnehmen. Dafür bedarf es qualitativ hochwertiger Betreuungslösungen, die Verlässlichkeit und Kontinuität bieten.
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