Ältere Menschen koordiniert betreuen | Magazin ARTISET | 12-2024

Dezember I 2024 51 Grundlagen und Stellungnahmen eine Steigerung der Lebensqualität und erhalten Struktur im Alltag. Eine vertrauensvolle Betreuung, welche die Selbstbestimmung und Selbstsorge der älteren Menschen fördert und den Angehörigen Raum und Zeit für sich selbst und ihre Erwerbstätigkeit bietet, kommt somit allen Beteiligten zugute. Verantwortung tragen und für sich selber sorgen Trotz zunehmender Belastung zögern viele Angehörige, Hilfe von aussen in Anspruch zu nehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig: zum Beispiel Scham oder die Angst, dass externe Betreuungspersonen die Liebsten nicht gleich gut versorgen könnten. Hinzu kommt ein Verantwortungsgefühl gegenüber der betreuten Person. Doch wenn Betroffene zu spät reagieren, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Sobald Angehörige die Grenzen der eigenen Belastbarkeit überschritten haben, bleibt häufig nur der Schritt in ein Pflegeheim. Um dies zu verhindern, braucht es ein Umfeld, das den Entlastungsbedarf frühzeitig erkennt und auf Unterstützungsangebote hinweist. Auch wenn Angehörige ihren Entlastungsbedarf erkennen, kann der Einsatz externer Betreuungspersonen zu Konflikten führen. Dies etwa, weil ältere Menschen die eigene Hilfsbedürftigkeit nicht einsehen oder die Betreuung als Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden. Die Angst vor Bevormundung oder das Misstrauen gegenüber Fremden kann zu Widerständen führen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, um Ängste abzubauen und Vertrauen zu schaffen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Dienstleistenden und den Angehörigen kann ein reibungsloser Übergang ermöglicht werden. Koordination als Erfolgsfaktor Gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren ist unerlässlich, um wirkungsvolle Entlastungsangebote zu gestalten. Betreuende Angehörige, Fachpersonen, Dienstleistende und Freiwillige müssen Hand in Hand arbeiten, um verlässliche Lösungen aufzubauen. Es braucht ein stabiles Netz, das den individuellen Bedürfnissen gerecht wird und sowohl den betreuten Personen als auch ihren Angehörigen zuverlässige Entlastung und Betreuung bietet. Auch Betroffenenorganisationen bieten wichtige Unterstützung und die Möglichkeit, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen. Besonders in der Westschweiz sind diese Vereine gut vernetzt. Ein herausragendes Beispiel ist die «association de proches aidants» im Kanton Waadt, die verschiedene Dienstleistungen anbietet, wie eine Telefon-­ Hotline, Treffen zum Erfahrungsaustausch und Schulungsangebote. Um die Bedürfnisse von betreuenden Angehörigen gesamtgesellschaftlich sichtbar zu machen und ihre Situation zu verbessern, braucht es ENTLASTUNGSANGEBOTE Die Suche nach passenden Entlastungsangeboten ist herausfordernd, da die Angebote je nach Kanton oder Gemeinde variieren. Die nachfolgende Liste dient als Hilfestellung, ist jedoch nicht abschliessend. Es lohnt sich, sich bei kantonalen Stellen oder der Gemeinde über regionale Angebote zu informieren Kantonale oder kommunale Infostellen Viele Kantone oder Gemeinden bieten eine Übersicht über regional verfügbare Unterstützungsangebote. Eine umfassende Liste dieser Stellen finden Sie unter www.weplus.care/de-ch/infostellen. Entlastungsdienst Schweiz Die Non-Profit-Organisation bietet individuelle Betreuungslösungen für Menschen jeden Alters. Durch die regelmässigen Einsätze mit konstanten Betreuungspersonen werden die betreuenden Angehörigen nachhaltig entlastet. Schweizerisches Rotes Kreuz Die Entlastungsdienste des SRK unterstützen Angehörige von pflege- oder betreuungsbedürftigen Personen oder Menschen mit Demenz. In einigen Regionen bietet das SRK auch Tageszentren mit begleiteter Tagesstruktur an. Pro Senectute Pro Senectute bietet diverse Hilfestellungen zuhause an. Dazu gehören Begleit- und Fahrdienste, Mahlzeitendienste, Haushaltshilfen und administrative Unterstützung. Für betreuende Angehörige gibt es spezielle Coaching-Angebote. Alzheimer Schweiz Alzheimer Schweiz organisiert in mehreren Regionen Entlastungsangebote, Besuchsdienste oder Spazierbegleitungen. Für Angehörige von Menschen mit Demenz bietet das nationale Alzheimer-Telefon zudem schweizweite Beratung und Hinweise zu Entlastungsangeboten. Spitex Verschiedene Spitex-Organisation bieten in ihrer Region neben der pflegerischen Versorgung auch Betreuungseinsätze und Entlastungsangebote für Angehörige an. Kooperationen auf institutioneller Ebene. Als erste nationale Vereinigung setzt sich die Interessengemeinschaft Angehörigenbetreuung (IGAB) auf politischer Ebene für die Anliegen von betreuenden Angehörigen ein. Im Kanton Aargau wurde eine ähnliche Initiative ins Leben gerufen: Hier vereint eine Interessensgemeinschaft die grössten Unterstützungsorganisationen des Kantons. Gemeinsam mit der kantonalen Fachstelle Alter und Familie arbeitet sie daran, die Vernetzung und Koordination der Angebote zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung eines E-Learning-Moduls, das über die Angebote der Organisationen und deren Rolle in der Versorgungskette informiert.

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