Ältere Menschen koordiniert betreuen | Magazin ARTISET | 12-2024

Dezember I 2024 63 Hausbesuche bei älteren Menschen Eine weitere Ebene, auf der die Koordinationsstelle tätig ist, betrifft die Reglung der Pauschalentschädigung, die der Kanton Freiburg bereits seit 1990 an jene Angehörige und Nahestehenden auszahlt, die einer älteren Person regelmässig Hilfe leisten, damit sie zu Hause leben kann. 2018 wurde die Entschädigung in einem neuen Gesetz geregelt und die Abklärung der Koordinationsstelle übertragen. Wyss und zwei weitere Mitarbeiterinnen der Koordinationsstelle suchen die betreuten Personen auf, deren Angehörigen dazu einen Antrag stellten. Sie erheben gemeinsam mit den Angehörigen den Umfang der Unterstützung. Je nach Aufwand werden bis maximal 35 Franken pro Tag vergütet. Man wolle mit diesem Betrag vor allem Wertschätzung zum Ausdruck bringen, erklärt Wyss. Vorteilhaft bei diesen Abklärungen sei unter anderem, dass die Mitarbeitenden der Koordinationsstelle die Situation der älteren Menschen gut einschätzen können und sie auf die verschiedenen Dienstleistungen der Gemeinden und des Bezirks, wie Mahlzeitendienst, Spitex oder Tagesheim, aufmerksam machen können. «Diese Abklärungen sind präventiv sehr hilfreich, weil man die Angehörigen so auch entlasten kann, damit sie nicht selbst ans Limit gelangen», urteilt Meuwly. Um den Kontakt aufrechtzuerhalten und die aktuelle Situation erneut zu erfassen, wiederholen Wyss und ihre Kolleginnen diese Hausbesuche mindestens einmal pro Jahr. Angebote bedürfnisgerecht ausgestalten Seit März 2019 ist die Koordinationsstelle mit den 15 Gemeinden fortlaufend daran, jene Dienste aufzubauen, die dabei helfen, im Sensebezirk den hohen Anspruch auf ein selbstständiges, würdevolles Leben im Alter zu verwirklichen. Einsamkeit und Demenz sind zwei grosse Themen der älter werdenden Gesellschaft. Um hier Unterstützung leisten zu können, stehe man immer noch am Anfang, so Christine Meuwly. Es gehe darum, wirksame Massnahmen überhaupt erst zu finden. «Wir überlegen uns, wie wir besser an einsame ältere Menschen herankommen», sagt sei, denn: «Jene, die uns kontaktieren, haben schon den ersten Schritt aus der Einsamkeit gemacht. Gleichzeitig lehnen immer wieder Menschen Vorschläge ab, die wir ihnen unterbreiten.» Um einsame, oft alleinstehende Menschen in ihren vier Wänden besser betreuen zu können, will das Gesundheitsnetz demnächst ein Projekt Wohnungen mit Dienstleistungen starten. Dazu sagt Meuwly: «Wir stehen mit dem Kanton in Verbindung, um eine Ausbildung zum sozialen Hauswart zu lancieren, die für die Begleitung älterer Menschen qualifiziert.» Im Grunde genommen fehlt es im Bezirk nicht an Angeboten und Aktivitäten, um älteren Menschen zu ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies illustriert etwa ein umfangreicher Flyer, den die Gemeinden Düdingen und Wünnewil-Flamatt herausgegeben haben. Die fünf A4-Seiten mit gut 70 Kontaktadressen, darunter von verschiedenen Organisationen im Bereich Alter, wirken allerdings eher abschreckend, wie auch Christa Schönenberger, Sozialarbeiterin der Gemeinwesenarbeit in Düdingen, einräumt. Mit einem adäquaten Webauftritt wolle man nun ältere Menschen schrittweise zum richtigen Angebot führen. Ein Workshop zusammen mit der Rentnervereinigung unter dem Titel «Gemeinsam in die Zukunft» soll helfen, die Angebote bedürfnisgerecht auszugestalten, unterstreicht Meuwly. Auf diesem Weg ist, unterstützt durch die Pro Senectute, die kleine Gemeinde Tentlingen. Seit einem Jahr nimmt etwa ein Senior am Werkunterricht in der Schule teil. «Er kann dort seine Ideen einbringen, was ihn selbst sowie die Schüler glücklich macht», sagt die Tentlinger Gemeindepräsidentin Irène Monika Reidy. Zudem begleitet ein pensionierter Lehrer jeden Montagvormittag eine Gruppe von Seniorinnen bei einem Spaziergang durch die Umgebung des Dorfs. Die Idee zu solchen Aktivitäten ist vor wenigen Jahren anlässlich eines von der Gemeinde organisierten Seniorenessens entstanden. Seit 2021 gibt es jetzt ein Senioren-Konzept, das eine Reihe niederschwelliger Angebote vorsieht. So zum Beispiel die Nachbarschaftshilfe fürs Einkaufen oder im Herbst fürs Blätterlauben. Diese Aufgaben übernehmen unentgeltlich Jungwacht und Blauring. Die älteren Menschen werden auch explizit aufgefordert, den gemeindeeigenen Whatsapp-Kanal zu nutzen. «Wir helfen den Seniorinnen und Senioren dabei, den Kanal einzurichten, und viele nehmen dieses Angebot gerne an», freut sich Reidy. Wenn jemand kein Smartphone hat, dann erhält er E-Mails, um über die Aktivitäten der Gemeinde auf dem Laufenden zu sein. Und: «Es besteht auch immer die Möglichkeit, sich direkt bei mir zu melden.» «Wir überlegen uns, wie wir besser an einsame ältere Menschen herankommen. Jene die uns kontaktieren, haben schon den ersten Schritt aus der Einsamkeit gemacht. Gleichzeitig lehnen immer wieder Menschen Vorschläge ab, die wir ihnen unterbreiten.» Christine Meuwly, Gesundheitsnetz Sense Gute Praxis

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