18 ARTISET 01/02 I 2024 Im Fokus Ein breiteres Zeitfenster für die Mahlzeiten am Mittag: Die Erfahrungen des Pflegeheims Rosenpark in Gersau SZ zeigen eindrücklich auf, wie sich damit die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner verbessern lässt. Die Flexibilisierung der Verpflegungsleistungen ist ein Gebot der Stunde. Ein Forschungsprojekt der ZHAW will die Institutionen in diesem Prozess unterstützen. Von Elisabeth Seifert « Wir sind für die Bewohnenden da, nicht für uns selbst» Es war eine eigentlich recht unspektakuläre Änderung, die dann aber eine ganz neue, positive Dynamik ausgelöst hat: Vor rund einem Jahr ist im Alters- und Pflegeheim Rosenpark in Gersau SZ auf Initiative von Pascal Bühler, dem stellvertretenden Küchenchef, die Essenszeit am Mittag erweitert worden. Die rund 60 Bewohnerinnen und Bewohner können seither irgendwann zwischen 11 und 13.30 Uhr zu Mittag essen, egal ob in der Cafeteria oder auf der Demenzabteilung. Zuvor war dies nur von 11.30 bis 12.30 Uhr möglich. Die Zeiten für das Frühstück wurden im Gegenzug etwas reduziert, von 7.15 bis 9 Uhr (statt bis 9.30 Uhr). Die Folgen dieser erhöhten Flexibilisierung sind erstaunlich: Nicht nur, dass die Bewohnerinnen und Bewohner die verlängerten Essenszeiten voll ausnützen und zum Beispiel erst nach einem ausgedehnten Spaziergang (oder nach einem Skirennen) in der Cafeteria erscheinen – sie bleiben auch länger sitzen. «Früher war der Speisesaal um 12.30 Uhr leer», erinnert sich Pascal Bühler. «Jetzt bleiben die Leute da, jassen und reden miteinander, bis 13.45 oder 14 Uhr.» Einige bleiben sogar bis am Abend, während andere um 15 oder 16 Uhr wieder kommen, um einen Kaffee zu trinken oder die Zeitung zu lesen. «Es lebt heute viel mehr», freut sich Initiant Bühler – und angesprochen auf die Gründe meint er: «Die Leute merken, dass wir auf ihre Wünsche eingegangen sind, dass sie willkommen sind und wir sie nicht so rasch wie möglich wieder loswerden wollen.» Immer wieder finden auch angeregte Diskussionen zwischen der Küche und den Bewohnerinnen statt, über das Essen und andere Themen. «Diese Gespräche müssen wir zwischendurch auch mal abklemmen, weil wir ja auch noch arbeiten sollten», stellt Bühler lachend fest. Und: «Die Bewohnerinnen und Bewohner sind sehr dankbar für das, was wir für sie tun.» Bessere Leistung bei gleichen Kosten In der Zwischenzeit ist die verstärkte Flexibilisierung auch beim Abendessen eingeführt worden, das neu von 17 bis 18.30 Uhr serviert wird (statt von 17.30 bis 18.00 Uhr). Angefangen hat alles damit, dass Pascal Bühler während des Lehrgangs Koch/Köchin in sozialen Institutionen von Artiset Bildung im Herbst 2022 einen Tag lang in der Pflege des «Rosenparks» mitgearbeitet hat, um die Gastronomieleistungen aus einer anderen Perspektive zu erleben. Mehrere Bewohnerinnen und Bewohner, die er zum Mittagessen begleitet hat, sagten ihm, dass sie eigentlich gar keinen Hunger hätten, weil sie gerade
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