ARTISET 01/02 I 2024 3 Editorial «Die Mahlzeiten sowie die Art und Weise, wie sie gestaltet werden, sind ein wichtiges Instrument, um die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu fördern» Elisabeth Seifert, Chefredaktorin Liebe Leserin, lieber Leser Essen spielt eine grosse Rolle in unserem Alltag, ist wichtig für unser physisches und psychisches Wohlbefinden. Ausgewogen zusammengestellte und sorgfältig zubereitete Mahlzeiten nähren uns und sind ganz besonders dann ein Genuss, wenn sie unseren Geschmack treffen und das Auge erfreuen. Nicht zu unterschätzen sind ein ansprechendes Ambiente sowie eine anregende Tischgesellschaft. Schon allein das Essen bietet schliesslich hinlänglich Gesprächsstoff, ist Teil unserer persönlichen und kulturellen Identität. Allesamt Aspekte, die auch für die vielen Menschen von Bedeutung sind, die in Institutionen gepflegt, begleitet und betreut werden. Und gerade für sie, weil die Mahlzeiten etwas sind, das sie mit den Menschen, mit der Gesellschaft rund um sie herum verbindet und sie den regulären Alltag erleben lässt. Anders als die vielen Situationen und Aktivitäten, bei denen sie immer wieder damit konfrontiert sind, was sie alles nicht (mehr) können. Damit aber werden die Mahlzeiten sowie die Art und Weise, wie sie gestaltet werden, zu einem wichtigen Instrument, um die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu fördern. Dies bedeutet, dass die Heimgastronomie, die Arbeit der Köchinnen und Köche, als integraler Bestandteil des Versorgungsauftrags einer Institution verstanden werden muss – ähnlich der Arbeit des Pflege- und Betreuungspersonals. Alle zusammen tragen sie die Verantwortung für das Wohlbefinden der Bewohnenden. Dieses Verständnis innerhalb der Institutionen fördern will Christoph Roos, Bildungsbeauftragter Gastronomie bei Artiset Bildung. Aufseiten der Köchinnen und Köche hat dies zur Folge, dass sie sich nicht «nur» darauf beschränken dürfen, einfach gut zu kochen. In der Heimgastronomie gehe es auch nicht um möglichst teure Produkte oder eine ausgeklügelte Speisekarte, sagt Roos im Interview auf Seite 10 – und hält fest: «Spitzengastronomie im Heim ist Ernährungswissen vor dem Hintergrund einer bewohnerzentrierten Haltung sowie ein interdisziplinäres Lösungsverständnis.» Was dies im Detail alles heisst und welche Wirkung sich damit erzielen lässt, lernen interessierte Köchinnen und Köche im Lehrgang «Koch/Köchin in sozialen Institutionen» von Artiset Bildung – der schweizweit einzigen Ausbildung in diesem Bereich. Einen Eindruck vermitteln Ihnen die Erfahrungsberichte von Köchinnen und Köchen, die in «ihren» Institutionen diese Haltung umgesetzt haben (Seiten 6, 14, 18, 22). Neben unseren Fokus-Beiträgen empfehle ich Ihnen besonders das Gespräch mit Rahel Stuker, der neuen Geschäftsführerin des Branchenverbands Insos (Seite 36). Unter anderem hält sie fest, dass sie auf eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Kantonen und den Kollektivmitgliedern hinwirken will. Aufschlussreich ist weiter die Diskussion von zwei Experten zur Teilrevision des Behindertengleichstellungsgesetzes, in dem sich beide für eine finanzierte Arbeitsassistenz starkmachen (Seite 42). Titelbild: Im Begegnungszentrum St. Ulrich am Fuss des Napf geniesst Bewohner Peter Meier seine Mahlzeit mit pürierter Kost. Kunstvoll produziert von Koch Iwan Kurmann. Foto: Marco Zanoni
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