ARTISET 01/02 I 2024 35 GRÖSSTE SOLARANLAGE IN DER GEMEINDE OBERDIESSBACH Auf die Bitte nach einer Einschätzung des Solarprojekts durch die Standortgemeinde schreibt Oliver Zbinden, Gemeindeschreiber und Projektbegleiter der Einwohnergemeinde: «In Oberdiessbach hat die Stiftung Kastanienpark mit der Crowdfinanzierung für die PV-Anlage alles richtiggemacht. Für die Gemeinde ist es beeindruckend, wie hoch das Interesse aus der ganzen Schweiz an den Solarpanels war und wie rasch diese verkauft worden sind.» Aktuell sei der Kastanienpark die grösste Solaranlage der Gemeinde. Zum Gelingen hat auch Oberdiessbach beigetragen. So schreibt Zbinden weiter: Die Gemeinde habe die lokale Energiewende «mit einem zügigen Baubewilligungsverfahren unterstützt. Dadurch konnte das Projekt von der Idee bis zur Inbetriebnahme in kurzer Zeit umgesetzt werden.» Als Eigentümerin des Stromverteilnetzes zahle die Gemeinde ganzjährig 20 Rappen pro Kilowattstunde für die Einspeisung des überschüssigen Stroms. Die Politik zahlt sich gemäss dem Gemeindeschreiber aus: «Waren 2020 total 62 Anlagen mit einer installierten Leistung von 1160 kWp (Kilowatt-Peak: Höchstleistung) in Betrieb, sind 2023 bereits 104 Anlagen mit 2770 kWp installiert.» Solarstrom soll möglichst da produziert werden, wo er auch im grossen Stil verbraucht wird. Dazu braucht es nicht nur grosse Dächer, sondern auch einen hohen Energieverbrauch tagsüber. Alters- und Pflegeheime erfüllen beide Kriterien. Sorgfältige Vollkostenrechnung Solarify-Projektleiterin Ursina Dorer lobt die Zusammenarbeit mit dem Pflegeheim Kastanienpark: «Die Gespräche sind konstruktiv und zielgerichtet verlaufen.» Zum Projekt erklärt sie: «Unser Ziel ist es, optisch ansprechende Lösungen zu finden, die zum jeweiligen Dach und zum Standort passen», sagt sie. Dank der grossen Dachfläche konnte Solarify die Module für je knapp 700 Franken verkaufen. Ihr Preis variiert je nach Projekt zwischen rund 700 und 1000 Franken und umfasst sämtliche Planungs-, Installations- und Materialkosten. Die wiederkehrenden Kosten für Unterhalt und Versicherung der Anlage und allfällige Reparaturarbeiten werden direkt von den Erträgen aus der Stromproduktion gedeckt. Die restlichen Erträge fliessen anteilsmässig an die Panelbesitzerinnen und -besitzer zurück, die so eine kleine Rendite auf ihre Investition erzielen. Auch der Kastanienpark wird als Entschädigung für die Vermietung des Daches am Ertrag beteiligt. Unwissenheit und Überforderung Nicht immer verlaufen Projekte derart reibungslos wie beim Kastanienpark. Besonders bei kleineren Gemeinden seien rund um die Bewilligung Unsicherheit und teilweise auch Überforderung spürbar, sagt Dorer und plaudert aus dem Nähkästchen: «Eine Gemeinde wollte uns doch tatsächlich mit Scheinwerfer und Spiegel aufs Dach schicken, um mögliche Blendeffekte zu simulieren.» Dabei gibt es andere Methoden zur Berechnung von Blendwirkung, die im Gegensatz dazu eine wissenschaftliche Grundlage haben. Zudem sind inzwischen satinierte Solarpanels auf dem Markt, die Blendeffekte reduzieren. In solchen Fällen hilft es, den Dachverband Swissolar zu Rate zu ziehen. Unterstützung erhalten die Gemeinden auch durch die Kantone, die zunehmend Leitfäden für Bewilligungsverfahren erlassen. Nach der Erfahrung von Solarify nimmt die Routine der Gemeinden mit Solarprojekten zu, sodass derart exotische Forderungen hoffentlich bald der Vergangenheit angehören. Signalwirkung entfalten zudem Gerichtsurteile zu Solarprojekten auf denkmalgeschützten Gebäuden und in Ortsbildschutzzonen. Produktion der Solarpanels im Fokus Die Produktion von Solarpanels ist energieintensiv und findet hauptsächlich in China statt. Folglich beinhalten die Panels eine nicht zu unterschätzende graue Energie, die heute aber innert spätestens zwei Jahren zurückgezahlt ist, dies bei einer Lebensdauer der Panels von bis zu 50 Jahren. Damit die gesamte Produktionskette der Panels möglichst nachhaltig und sauber bleibt, setzt Solarify auf die Zusammenarbeit mit der Firma Megasol. «Dabei», erklärt Dorer, «handelt es sich um eine Schweizer Firma, die in China eigene Produktionsstätten betreibt und auf hohe Umwelt- und Sozialstandards setzt.» Für die Zukunft der Solarenergie ist Ursina Dorer zuversichtlich. «Die Technologie hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Die Solarpanels wurden nicht nur leistungsfähiger, sondern auch sauberer. Inzwischen kommen sie zum Beispiel ohne den Einsatz seltener Erden aus.» Infos zur Partnerschaft von Artiset und Solarify finden Sie hier:
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