Magazin ARTISET | 3 2022
ARTISET 03 I 2022 11 schung geht man davon aus, dass es drei zentrale Kategorien gibt, die ungleich wirken respektive eine Machtasymmetrie beinhalten. Dies sind soziale Klasse, Ge- schlecht und, im amerikanischen Dis- kurs, Rasse. Aktuell wird gerade wieder vor allem über Rasse debattiert. Das spü- ren wir auch in Europa und der Schweiz. Ähnlich gelagerte Ungleichheitsdimensi- onen wie Migrationshintergrund oder ethnische Zugehörigkeit geraten dadurch gerade etwas aus dem Blick. Heute hat man neben diesen Kate gorien aber auch weitere Merkmale im Blick. Wie kam es dazu? Zu Beginn der Debatte ging es um die Frage, welches der drei genannten Krite- rien entscheidend ist: die Klasse, das Ge- schlecht oder die Rasse? Im Verlauf der Debatte kam es dann zu Ausdifferenzie- rungen der einzelnen Kategorien. Rasse beispielsweise wurde erweitert umMigra- tionshintergrund und ethnische Zugehö- rigkeit. Zudem erkannte man, dass es zahlreiche weitere Aspekte gibt, die Un- gleichheit zur Folge haben und deshalb auch als Differenzkategorien verstanden werden können. Gerade bei der Kategorie des Ge schlechts zeigt sich diese Auffäche rung besonders gut? In der Auseinandersetzung mit Geschlecht als Differenzkategorie kam zunächst die Frage auf, ob die Ungleichheit naturge- geben oder sozial konstruiert ist. Man begann zu unterscheiden zwischen kör- perlichen Geschlechtsmerkmalen auf der einen Seite und der Frage der sozialen Rollen und geschlechtlichen Identität auf der anderen Seite. So begann sich die ver- meintlich klare Unterscheidung zwischen «männlich» und «weiblich» in eine Viel- zahl von Zwischenbereichen aufzufä- chern. Dadurch wurde die Vielfalt mit Blick auf Geschlecht gesellschaftlich viel sichtbarer. Man wurde sich dann immer besser bewusst, dass all diese Zwischen bereiche und Kategorien Ungleich heit zur Folge haben können, aber nicht müssen? Sozialanthropologin Eva Soom Ammann in ihrem Büro an der Berner Fachhochschule: «Im Di versitätsdiskurs geht es vor allem darum, wie man mit potenziell ungleich machenden Kategori sierungen umgeht.» Foto: BFH
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