Magazin ARTISET | 3 2022
ARTISET 03 I 2022 13 Anzeige " # $ % &' " ' ' ( ) * " ( *" *% ( + " # ! $ % & ' & ( ) & * ) & ' * $ ) + , $ , - + . / 0 1 / 1 , - + 2 / 3 456 78 798 ;< 69 = 0 0 >8 3 8??; 0 3 ) ) . / # reflektierten, teilweise sogar festschrie- ben. Das hat sich jetzt geändert. Die Institutionen, aber auch alle, die in den Institutionen arbeiten, müssen sich heu- te mit der Frage beschäftigen, ob, wie und in welche Richtung implizit Macht ausgeübt wird. Ungleichheiten und Machtasymme trien gibt es auch zwischen den Mit arbeitenden? Ja, auch Mitarbeitendenteams sind di- vers, gerade imHeimbereich. In den Pfle- geheimen etwa arbeiten viele Frauen, Migrierte, wenig erfahrene oder auch gut qualifizierte, aber bereits etwas ältere Fachpersonen. Zwischen all diesen Mit- arbeitenden kann es zu vielen Asymmet- rien kommen, die auch reflektiert werden müssen. Die grosse Diversität der Arbeit- nehmenden in den Pflegeheimen und den sozialen Institutionen hat auch damit zu tun, dass Care-Arbeit in Heimen sehr viele unterschiedliche Kompetenzen braucht, gerade auch, weil es um die Ge- staltung von Lebenswelten geht. Hier kann man auch sagen: Eine diverse Be- wohnerschaft kann von diversen Mitar- beitenden profitieren. Gerade auch in der Diversität der Mitarbeitenden besteht also sehr viel Potenzial? Es kann vonVorteil sein, wenn Mitarbei- tende und Bewohnende gemeinsame An- knüpfungspunkte haben, zum Beispiel dieselbe Sprache sprechen, biografische Erinnerungen an ihre Herkunft teilen oder auch eine gleiche geschlechtliche Ori- entierung haben. Zu eindeutige Katego- risierung kann aber auch ein Nachteil sein. Man muss immer die spezifische, individuelle Situation berücksichtigen. Wo stehen wir als Gesellschaft in der Schweiz? Neben dem vergleichsweise hohen Wohl- stand ist die Schweiz aufgrund ihrer po- litischen Tradition und der sprachlichen und kulturellen Vielfalt eigentlich gut gerüstet, um mit Diversität umzugehen. In der Schweiz haben vor allem auf das einzelne Individuum bezogene Konzepte Tradition. Ansätze, die ganze Gruppen betreffen, zum Beispiel Quotenregelun- gen, haben es eher schwierig. Was ist Ihrer Meinung nach zu tun,, damit wir uns als diverse Gesell schaft verstehen können? Meiner Meinung nach ist dafür unab- dingbar, dass wir in vielfältiger Weise miteinander zu tun haben, uns dabei auch reiben können, dass wir Werte, Normen und Freiräume aushandeln kön- nen. Manchmal müssen wir das auch, und das müssen wir aushalten können. Damit das möglich ist, brauchen wir eine gewisse soziale Absicherung des Einzel- nen, und wir brauchen ein demokrati- sches Grundverständnis und ein verläss- liches Rechtssystem. Wo sehen Sie den Handlungsbedarf aufseiten der Institutionen? Wenn man als Institution die Lebens- und Arbeitswelten im Heim diversitäts- gerecht gestalten will, kommt man nicht darum herum, die Perspektiven der Be- wohnenden und der Mitarbeitenden mit einzubeziehen, sich also partizipativ aus- zurichten. Partizipative Verfahren be- deuten für das Management eine gewisse Herausforderung. Partizipation ist mit Aufwand verbunden, man muss auch mit Dissens umgehen können und Raum für Aushandlung schaffen. Gegenwärtig, so denke ich, ist die Auseinandersetzung mit Diversität ein Muss. Institutionen kön- nen die aktuelle Diversitätsdebatte aber auch konstruktiv nutzen und zum Anlass nehmen, sich als Institution zu reflektie- ren und weiterzuentwickeln. * Eva Soom Ammann, 53, ist Sozialanthropo login und seit bald sieben Jahren Dozentin in der angewandten Forschung und Entwick lung Pflege am Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule BFH.
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