Magazin ARTISET | 3 2022

38 ARTISET 03 I 2022 Wie gelingt es aber gerade kleineren Heimen, den kom- plexen Anbindungsprozess zu stemmen? Bewährt habe sich etwa, so Werro, dass die Zentrum Allmendhof AG bei der EPD-Anbindung mit zwei anderen Alterszentren zusam- menarbeite. Dadurch liessen sich Synergien gewinnen. Die Zusammenarbeit ermöglichte es auch, mit dem EPD Kom- petenzzentrum ein Beratungsunternehmen zu engagieren. «Damit holen wir uns das nötige Know-how ins Haus und werden zeitlich entlastet.» Das EPD Kompetenzzentrum offeriert seine Dienstleistungen im Rahmen einer Branchen- lösung der Föderation Artiset zur Beratung und Begleitung der EPD-Projekte (siehe dazu Seite 39). Eine solche professionelle Begleitung vermittle Sicher- heit, wobei es für die Verantwortlichen innerhalb des Heims immer noch genügend zu tun gebe. Bei den verschiedenen Projektschritten sei deshalb eine gute Portion Pragmatismus gefragt. Man habe sich deshalb etwa für die EPD-Portallö- sung entschieden, die technisch und organisatorisch weni- ger komplex ist als die integrierte Variante. Während bei Letzterer die EPD-Plattform der Stammgemeinschaften und die elektronische Pflegedokumentation der Heime direkt miteinander kommunizieren, besteht bei der EPD-Portallö- sung keine automatische Verlinkung zwischen dem inter- nen Pflegeinformationssystem und dem EPD-Portal. Die entsprechenden Dokumente müssen vom internen System heruntergeladen und auf das EPD hinaufgeladen werden. Neben den Kosten spielte beim Entscheid des Allmendhofs für die Portallösung auch die zu Beginn wohl eher geringe Anzahl an elektronischen Patientendossiers eine Rolle. Pragmatismus sei weiter, so Werro, auch bei der Defi- nition sämtlicher Prozesse rund um das EPD erforderlich, immer unter Einhaltung der Vorschriften, versteht sich. Sie spricht damit den Prozess rund um die Bewohnerinnen und Bewohner an sowie die IT-, Personal- und Kommunikati- onsprozesse. «Wir wollen eine Vorreiterrolle übernehmen» Auch für eine grosse Einrichtung wie die Residenz Au Lac in Biel bedeutet die Anbindung an das EPD eine Heraus- forderung. Dennoch war für die Verantwortlichen auf der strategischen und operativen Ebene schnell klar, dass sie die integrierte Variante bevorzugen. «Wir sehen das EPD als Chance, um darauf aufbauend eine eigentliche Digita- lisierungsstrategie zu entwickeln», sagt Irene Monachon, Leiterin Dienste und Projektleiterin EPD. Die noch junge, erst im Jahr 2009 eröffnete Residenz am Bielersee, wolle bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle übernehmen, erklärt Monachon. Das EPD sei ein Kernprozess zum Informations- austausch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Leistungserbringern. Bei der integrierten Variante gehe es darum, diesen Kernprozess zu automatisieren und rasch, einfach und transparent zu halten. Betriebsökonomin Monachon spricht von einem eigent- lichen «Fliessen» der Informationen. Indem bei der integ- rierten Variante zum Beispiel die für den Übertritt ins Spital benötigten Dokumente gleichsam per Knopfdruck von der eigenen Pflegedokumentation ins EPD überspielt werden, reduziere sich die Fehlerquelle. Die Automatisierung verrin- gere zudem den administrativen Aufwand, wodurch mehr Zeit für Pflege und Betreuung zur Verfügung stehen wird. Auch wenn sich der Nutzen erst voll entfalten kann, wenn sich das EPD bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Leistungserbringern etabliert hat, sieht Irene Monachon bereits jetzt klare Vorteile: Die Anbindung an das EPD ge- nerell und ganz besonders die integrierte Variante zwinge die Institution dazu, sämtliche Prozesse zu hinterfragen und zu verbessern. Im Bereich der Bewohnerinnen und Bewoh- ner, der IT, des Personalwesens und der Kommunikation, «überall müssen wir uns überlegen, wie arbeiten wir heute und wie müssen die Prozesse künftig mit dem integrierten EPD gestaltet sein.» Eine besondere Herausforderung bedeuten auch für die Residenz Au Lac die Vorgaben rund um den Datenschutz und die Datensicherheit. Ähnlich wie bei den Prozessen sind für Irene Monachon auch diese Vorschriften eine Gelegen- heit, «intern zu analysieren, wie wir mit schützenswerten Da- ten umgehen und wie wir das nach aussen kommunizieren». Das ohnehin schon komplexe EPD-Projekt wird durch den Entscheid für die integrierte Variante noch etwas kom- plexer, vor allem auf der technischen Seite. Nicht zuletzt aus diesemGrund nützt die Residenz Au Lac ebenfalls die Fach­ expertise des EPD-Kompetenzzentrums. Einen besonderen Anspruch stellt etwa die Koordination der verschiedenen Partner dar, von der Stammgemeinschaft über den Liefe- ranten der Heimsoftware bis zur IT-Technik der Residenz. Darüber hinaus können die Fachexperten Orientierung bie- ten und bei den einzelnen Projektschritten rasch aufzeigen, was es zu beachten gilt und wo die Stolpersteine liegen.   Auf Seite 39 finden Sie Hilfestellungen zur Einführung des EPD sowie eine Übersicht zu den nötigen Schritten bis zur Inbetriebnahme des EPD. «Wir sehen das EPD als Chance, um darauf aufbauend eine eigent- liche Digitalisierungs- strategie zu erstellen.» Irene Monachon, Leiterin Dienste der Residenz Au Lac in Biel BE Aktuell

RkJQdWJsaXNoZXIy NDQzMjY=