Magazin ARTISET | 3 2022

ARTISET 03 I 2022 45 des Bachelors für Diätetik in Dreiergruppen an einem Rol- lenspiel teilgenommen. Eine Person wurde jeweils der Rolle der Ernährungsberaterin zugeteilt, eine Person übernahm die Rolle der Patientin, eine dritte Person beobachtete und gab Feedback. Die Gespräche fanden mittels VR-Headsets in einem virtuellen Spitalzimmer statt. Bei der anschliessen- den Befragung schnitt die Gebrauchstauglichkeit der An- wendung gut ab. Die realistische Lernumgebung und die Praxisnähe wurden positiv hervorgehoben. Schwachstellen der Technologie Trotz der vielen positiven Aspekte sollten gewisse Einschrän- kungen beim Einsatz von VR berücksichtigt werden. In unserer Untersuchung kam etwa zum Vorschein, dass viele Studierende die Mimik der Avatare bemängelten. Die feh- lenden Gesichtsausdrücke machen es schwierig, die Emoti- onen des Gegenübers nur anhand der Stimme einzuschät- zen. Das ist ein klares Hindernis für den Einsatz im Gesundheitswesen, wo der adäquate Umgang mit den Emo- tionen der Patienten in der Gesprächsführung wichtig ist. Ähnliche Probleme ergeben sich durch die eingeschränk- te Möglichkeit von aktuellen VR-Geräten, haptisches Feed­ back zu vermitteln. Feinmotorische Handlungen wie etwa das Legen einer Infusion können nur eingeschränkt geübt werden. Immerhin lässt sich festhalten, dass die VR-Tech- nologie in den Bereichen der Emotionserkennung und Hap- tik derzeit grosse Fortschritte macht. VR als ergänzende Lehrmethode Auf einen Nenner gebracht, zeigt der derzeitige Wissens- stand das grosse Potenzial von VR auf, weist aber auch auf wichtige Stolpersteine hin. Aufgeschlossenheit, gepaart mit einer gesunden Portion Skepsis, scheint derzeit die beste Herangehensweise zu sein. Vieles deutet darauf hin, dass VR schon bald seinen festen Platz in der Aus- undWeiterbildung einnehmen könnte. Der «Educause Horizon Report», ein Gradmesser in der Welt der Bildungstechnologien, attestiert VR jedenfalls grosses Potenzial für die Zukunft. VR wird die Ausbildung des Personals und die bewährten Lehrmethoden nicht komplett auf den Kopf stellen. Punktuell und sinnvoll eingesetzt, gibt VR den Dozierenden aber ein weiteres Hilfs- mittel in die Hand. Studierende erhalten zusätzliche Gele- genheiten für flexiblen, unterhaltsamen und dennoch lehr- reichen Unterricht. Das Bildungssystem als Ganzes profitiert von kosteneffizienten Trainings mit hohem Praxisbezug.   * IvanMoser ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) der Fernfachhochschule Schweiz. Virtuelles Training für Gesundheitsberufe: Flexibler, unterhaltsamer und dennoch lehrreicher Unterricht.  Foto: FFHS

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