Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET 03 I 2023 17 mit einem begrünten Lichthof in der Mitte. Im vorderen Teil befinden sich der Empfang und die Cafeteria, hinten zwei Speisesäle für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie ein Restaurant, das auch den Angehörigen offensteht. Der einemDorfplatz ähnelnde Bereich ist von mehreren Räumlichkeiten umgeben, wo eigentlich Boutiquen, Arztpraxen und andere Dienstleistende hätten Platz finden sollen. Doch die Corona-Pandemie bremste den kreativen Elan. Von der Anfangsidee geblieben sind eine Arztpraxis und ein Coiffeursalon. In den anderen Räumen befinden sich derzeit die Pflegedienstleitung, das Büro der Hotellerieverantwortlichen sowie die Animation. Das ursprüngliche Projekt ist allerdings nicht aufgehoben, sondern lediglich verschoben. Materialien und Farben sollen Wohnlichkeit vermitteln Wie in anderen sozialmedizinischen Einrichtungen war die Auswahl der Materialien zur Unterscheidung zwischen privaten, halbprivaten und öffentlichen Bereichen ein wichtiges Anliegen. «Ich habe mir viele Heime angeschaut, um die Materialwahl zu verstehen und architektonische Lösungen zu finden, die Wohnlichkeit vermitteln», erzählt Stéphane Cottet. Da man in diesem Gebäude leicht die Orientierung verliert, kommen verschiedene Farben zum Einsatz: Das Blau auf der Nordseite erinnert an den Winter, das Gelb auf der Südseite an den Sommer, das Grün auf der Ostseite an den Frühling und das Violett auf der Westseite steht für den Herbst. Die Stoffe in den verschiedenenWohnräumen der oberen Geschosse entsprechen bewusst der Farbe des jeweiligen Bereichs. Manchmal steht jedoch plötzlich ein grüner Sessel neben einem violetten Sofa oder ein gelber Stuhl erhellt das Blau des Winters. Konzepte sind eben lebendig und wandelbar. Die Pflege- und Betreuungsabteilungen sind auf die oberen Geschosse verteilt und nach Aufgaben unterteilt. So belegt die Geriatrie mit 24 Betten die ehemaligen Werkstätten im ersten Stock und verfügt über einen Innenhof. Die auf der alten Struktur und gemäss der Geometrie der ursprünglichen Säulen errichteten Zimmer sind hier grösser als in den kantonalen Richtlinien für Neubauten vorgeschrieben. «Wir dachten, die Bewohnerinnen und Bewohner auf der Geriatrie würden am meisten von diesen grosszügigeren privaten Bereichen profitieren», erklärt Monique Cachin, stellvertretende Direktorin der Fondation Claire Magnin und Leiterin des sozialpädagogischen Bereichs. Im zweiten Stock befindet sich die Psychiatrie für älter werdende Menschen mit 22 Plätzen. Sie richtet sich an Personen mit unterschiedlichen psychiatrischen Krankheitsbildern und bietet strukturbildende und individuelle Aktivitäten. Die psychogeriatrische Abteilung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen im dritten Stock beherbergt 35 Personen und verfügt über einen durchgehenden Bewegungsraum. Im zurückgesetzten obersten Stock mit Terrasse finden rund zehn Betagte Platz, die für einen Kurzaufenthalt oder eine Tagesbetreuung in die Residenz kommen. Hier beruhen die Alltagsaktivitäten auf der Montessori-Methode und folgen dem Normalitätsprinzip. «Wir pflegen die gleiche Betreuungsphilosophie wie in allen anderen Einrichtungen der Stiftung: Leben geben und Sinn stiften», so Anne Parelle, Generaldirektorin der Fondation Claire Magnin. «Diese Philosophie wird je nach Dienstleistung einfach etwas anders umgesetzt.» Alle Mitarbeitenden leisten einen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen im Alter. «Auf allen Abteilungen respektiert das Betreuungskonzept die Entscheidungen und Der begrünte Lichthof im Eingangsbereich der Seniorenresidenz sorgt für viel LIcht und vermittelt Behaglichkeit. Foto: amn Im Fokus

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