ARTISET 03 I 2023 39 entsprechend guten Anstellungsbedingungen halten können. Andernfalls werden die Bemühungen der Ausbildungsoffensive rasch verpuffen. Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen stellen aus Ihrer Sicht keine substanzielle Umsetzung der Pflegeinitiative dar – was braucht es? Höchli: Anstellungsbedingungen lassen sich ohne mehr Geld nicht verbessern. Es braucht mehr Geld, auch wenn mehr Geld allein noch keine Garantie dafür ist, dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Vor dem Hintergrund wachsender Gesundheitskosten haben die Akteure aber immer schnell das Gefühl, die anderen seien zuständig. Der Bundesrat stellt sich auf den Standpunkt, für die Finanzierung sei er nicht zuständig, und er versucht die Finanzierungsverantwortung vollständig auf die Restfinanzierer abzuwälzen, die Kantone und Gemeinden. Leser: Die Bereitschaft der Akteure, zusammenzuarbeiten, ist an einem kleinen Ort. Ob Bund, Kantone oder Leistungserbringer: Sie alle halten sich bei auftretenden Problemen schnell einmal für nicht zuständig und schieben die Verantwortung von sich weg. Es sind immer die anderen, die etwas unternehmen sollen oder zahlen müssen. Es braucht von allen Seiten die Bereitschaft, gemeinsam zu gestalten. Verschiedene Kantone ergreifen jetzt die Initiative. St. Gallen zum Beispiel arbeitet an einem Konzept zur Integrierten Versorgung. Höchli: Auch aus anderen Regionen und Kantonen gibt es entsprechende Beispiele. Der Kanton Tessin etwa hat eine Gesamtplanung im Bereich der ambulanten und stationären Langzeitpflege erarbeitet. Die Hauptverantwortung bei der Gesundheitsversorgung liegt allerdings auch tatsächlich bei den Kantonen. Höchli: Das stimmt grundsätzlich. In der Verfassung heisst es seit der Annahme der Pflegeinitiative indes deutlich: Bund und Kantone sorgen für MARKUS LESER IST NEU SENIOR CONSULTANT Per 1. Februar 2023 hat Markus Leser, bisheriger Geschäftsführer des Branchenverbands Curaviva, das operative Management von Curaviva auf eigenen Wunsch an seine bisherige Stellvertreterin Anna Jörger übergeben. Anna Jörger übernimmt die Geschäftsführung ad interim. Markus Leser wird bis zu seiner Pensionierung als Senior Consultant für Curaviva tätig sein. In dieser Funktion könne er, wie er betont, seine Expertise optimal nutzen, um die fachlichen Kernthemen von Curaviva voranzutreiben. Ausserdemwird er die Branchenanliegen in Absprache mit den Verbandsverantwortlichen gegenüber Öffentlichkeit und Behörden vertreten. Senior Consultant Markus Leser fordert ein Umdenken in der Gesellschaft. eine ausreichende und allen zugängliche Pflege von hoher Qualität. Auch liegt die Kompetenz zur Regelung der Pflegefinanzierung im KVG beim Bund. Wenn man die finanzielle Verantwortung einzig den Kantonen und Gemeinden überlässt, besteht keine Verbindlichkeit, wirklich etwas zu unternehmen. Einige Kantone werden die Restfinanzierung erhöhen, andere nicht. Genau hier setzt unser Vorschlag ein: Wir möchten eine Verbindlichkeit schaffen, was nur möglich ist, wenn alle mitziehen. Alle Akteure müssen ihre Verantwortung wahrnehmen, Bund, Kantone und Leistungserbringer.
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