Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET 03 I 2023 53 Die Unterschiede zwischen den Institutionen sind sehr gross. In einigen Institutionen gibt es praktisch keinen Austausch zwischen der Pflege und der Aktivierung. In einem grossen Teil der Institutionen nehmen die Aktivierungsfachpersonen an einzelnen Rapporten teil. Und dann gibt es Institutionen, wo die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert: Pflege und Aktivierung dokumentieren gemeinsam ihre Leistungen, setzen gemeinsame Ziel fest und kommen regelmässig zu Rapporten zusammen. Es gibt auch Institutionen, wo die Aktivierung bewusst Teil der Geschäftsleitung ist. Wichtig ist, dass sich Pflege und Aktivierung auf Augenhöhe begegnen? Ja, genau. Gut wäre auch, wenn wir vermehrt bei Eintritts- oder Angehörigengesprächen dabei sein könnten. Für Angehörige kann es entlastend sein, wenn sie wissen, dass ihre Mutter oder ihr Vater in der Alltagsgestaltung unterstützt wird. Zusätzlich könnte eine entsprechende Beziehung auch hilfreich sein, um Angehörige bei Fragen oder Sorgen in der Begleitung gezielt zu unterstützen. Wo liegen weitere Tätigkeits- felder von Aktivierungsfach- personen – gerade auch ausserhalb der Institutionen? Aktivierungsfachpersonen arbeiten zumBeispiel auch in Geriatriespitälern, in der Psychiatrie, in Reha-Kliniken sowie in Institutionen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Vermehrt machen sich Aktivierungsfachpersonen zudem selbstständig und gestalten Angebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf, die zu Hause leben. Mit Spannung warten wir deshalb auch auf den Gesetzesentwurf «Ergänzungsleistungen für Betreutes Wohnen». Sie sehen also gerade auch in einer immer stärker sozialräumlich ausgerichteten Betreuung und Begleitung ein Tätigkeitsfeld für Aktivierungsfachpersonen? Fachpersonen können zum Beispiel im Sozialraum unterschiedlichste geragoAUSBILDUNG UND BERUFSVERBAND Der erste Bildungsgang zur diplomierten Aktivierungsfachfrau HF oder zum diplomierten Aktivierungsfachmann HF startete im Jahr 2008 an den Höheren Fachschulen in der Deutschschweiz und 2010 im Tessin. Zuvor, seit den 1970er-Jahren, gab es Ausbildungskurse zur Aktivierungstherapeutin oder zum Aktivierungstherapeuten. Im Oktober 1990 wurde der Verband der Aktivierungstherapeutinnen (SVAT) gegründet, der sich seither für die berufsspezifischen Bedürfnisse seiner Mitglieder einsetzt. Eine wichtige Aufgabe des Verbands besteht darin, die Bedeutung der Tätigkeit von Aktivierungsfachpersonen für den Sozial- und Gesundheitsbereich noch besser bekannt zu machen. «Wenn man Gesundheit ganzheitlich versteht, können Aktivierungsfachpersonen einen wichtigen Beitrag leisten, damit Menschen sich als gesund erleben können.» Manuela Röker gische Angebote gestalten, vom Bewegungsangebot bis hin zu Erzählcafés. Wichtig sind aber auch Begleitungen bei den Menschen zu Hause: Betagte Menschen ziehen sich oft zurück und brauchen Ermutigung und Unterstützung, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Angebote im häuslichen Bereich können zusätzlich Angehörige entlasten. Gerade im Sozialraum ist die interprofessionelle Zusammen- arbeit gefragt… Aktivierungsfachpersonen arbeiten mit vielen verschiedenen Berufsgruppen und Freiwilligen zusammen. Auch aus dem Bereich der Sozialen Arbeit: Wir Aktivierungsfachpersonen bringen dabei das Fachwissen mit über Menschen mit Beeinträchtigungen, zum Beispiel mit Demenz, und können aufzeigen, wie es gelingt, dass sie an Aktivitäten teilnehmen können. Aktivierungsfachpersonen können einen wichtigen Beitrag leisten, die Institutionen in den Sozialraum zu öffnen. Dafür brauchen die Fachpersonen entsprechenden Handlungsspielraum, dass heisst, sie müssen auf Augenhöhe mit der Pflege den Bereich weiterentwickeln. * Manuela Röker, dipl. Aktivierungsfachfrau HF und MAS Palliative Care, ist Co-Präsidentin des Schweizerischen Verbands der Aktivierungsfachfrauen und -männer. Sie arbeitet heute als Dozentin zu den Themen der Aktivierung und Palliative Care. Zuvor war sie als Aktivierungsfachfrau HF in Alters- und Pflegeheimen tätig

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