Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET 03 I 2023 9 Im Fokus Alzheimer-Wohngemeinschaften sind in der Schweiz noch selten. Obwohl diese Wohnform bislang eine Nische darstellt, bietet sie doch eine sehr gute Alternative zu anderen Angeboten, die speziell auf Menschen mit demenziellen Erkrankungen ausgerichtet sind. Das zeigt der Blick in eine Wohngemeinschaft oberhalb von Yverdon VD. Von Anne-Marie Nicole Wie zu Hause Die Wohngemeinschaft Rubis befindet sich in der grünen Umgebung des Bellevue, einemHügel oberhalb von Yverdon mit einer atemberaubenden Sicht auf den Neuenburgersee. Sie ist in einer ebenerdigen Wohnung untergebracht, in der Gebäudeverlängerung der Seniorenresidenz Agate mit architektonisch atypischen Rundungen. In der Residenz leben rund vierzig Mieterinnen und Mieter in altersgerechten Wohnungen mit Begleitung, sogenannten Lada (logements adaptés avec accompagnement) gemäss der neuen Waadtländer Terminologie. Die Wohngemeinschaft Rubis gehört zusammen mit dem Alters- und Pflegeheim Mont-Riant, dem Tageszentrum Les Sources und der Spitex-­ Organisation zu einem Geriatriezentrum, das die Fondation Saphir auf dem Bellevue-Hügel entwickelt hat. Dort befindet sich auch ihre Verwaltung. Auch die hindernisfrei und sicher gebaute halbmondförmige Wohnung der Wohngemeinschaft Rubis ist überall gerundet. Im Zentrum befindet sich eine gegen denWohnbereich hin offene Küche mit Zugang zu Terrasse und Garten. Auf beiden Seiten des Wohnzimmers führen zwei breite Korridore zu je drei Einzelzimmern und einem Badezimmer. Die hölzernen Regale im Gemeinschaftsbereich sorgen durch ihren Kontrast zu den grauen Fliesen für eine behagliche Atmosphäre. Die farbigen Sessel im Salon verleihen dem Ganzen eine fröhliche Note. Sechs Personen wohnen hier zusammen und teilen sich die Alltagsaktivitäten mit dem Begleitpersonal. Bis zu ihrem Einzug in die Wohngemeinschaft lebten sie alle allein zu Hause. Sie sind an Alzheimer oder einer anderen Art von Demenz erkrankt. Das Krankheitsstadium erlaubt ihnen jedoch nach wie vor die Interaktion mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie das selbstständige Verrichten bestimmter Handlungen im Alltag. So nahe wie möglich am früheren Leben Die Wohngemeinschaft Rubis öffnete ihre Türen im Jahr 2016, zwei Jahre nach Topaze, der ersten Wohngemeinschaft für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung in Orbe. Beide Einrichtungen werden von der Fondation Saphir geführt und entstanden aus einem Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Alzheimer Schweiz und dem Kanton Waadt. Valérie Hugentobler, Professorin an der Haute école de travail social et de la santé Lausanne, unterstrich im Age Report IV: «Den Wohngemeinschaften geht es darum, die Menschen zu ermutigen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen möglichst lange zu nutzen, um ein Leben führen zu können, das ihrem früheren Leben so nahe wie möglich kommt; die soziale Isolierung soll dank eines dem Familienleben ähnlichen Rhythmus abgebaut werden.» In der Wohngemeinschaft Bellevue verläuft die Tagesplanung wie zu Hause: spontan. So kommt es vor, dass geplante Aktivitäten wegen des Wetters oder der Tagesform verschoben oder abgesagt werden. Mit Ausnahme von ein paar Orientierungszeiten für die Tagesstruktur gibt es keinen fixen Zeitplan. Die erste Alltagsbegleiterin

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