Identität leben und gestalten | Magazin ARTISET | 3 2024

28 ARTISET 03 I 2024 Leiterin des Bereichs Kindheit und Übergangszeit. «Wir haben dessen Ziele übernommen und ein Lernprogramm unter Berücksichtigung der Behinderungen und der Lernpotenziale des Kindes entwickelt. Jedes Kind verfolgt somit während seiner ganzen Schulzeit ein eigenes Lernprogramm.» In einem «Erfolgsalbum» wird das Gelernte in Bildern dargestellt, sodass jedes Kind einen Überblick über seine eigene Entwicklung, seine Fortschritte und den zurückgelegten Weg hat. «Dieses vor drei Jahren eingeführte Instrument erweist sich als sehr positiv und erfreut nicht nur die Jüngsten, die stolz auf ihre Fortschritte sind, sondern auch die Eltern.» Über die Zugehörigkeit nachdenken Auch für die Caritas-Familienplatzierung in der Westschweiz stellt das Lebensbuch eines der wichtigsten Hilfsmittel dar, um Kindern zu helfen, das Bewusstsein der eigenen Identität zu erlangen. Barbara Kaiser, Leiterin der Caritas-Familienplatzierung in der Westschweiz, erklärt, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 20. November 2009 anlässlich des 20. Jahrestages der Kinderrechtskonvention Leitlinien für alternative Formen der Betreuung von Kindern verabschiedete. Absatz 100 dieser Richtlinien unterstreicht, dass ein Lebensbuch für Kinder geführt werden sollte, das ihnen ein Leben lang zur Verfügung stehen wird. Über die eigene Zugehörigkeit und Herkunft nachzudenken, ist für die Caritas-Familienplatzierung von zentraler Bedeutung. Diese koordiniert die Unterbringung und Begleitung von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen in sorgfältig ausgewählten Pflegefamilien. «Kinder, die von einem Heim in eine Pflegefamilie kommen, vergessen manchmal bestimmte Lebensabschnitte, was in Bezug auf die Identitätsbildung problematisch sein kann», erklärt Nadia Ammar, Projektleiterin und Referentin bei der Caritas-Familienplatzierung. So ist es für die Organisation von zentraler Bedeutung, Instrumente einzuführen, mit denen die Pflegefamilien das Kind bei der Identitätsbildung begleiten können. Mit Bezug auf verschiedene akademische Arbeiten unterstützt die Caritas-­ Familienplatzierung die Pflegefamilien beim Erstellen eines mit kommentierten Fotos gestalteten Lebensbuchs gemeinsam mit dem Kind, indem sie ihm zeitliche Bezugspunkte vermittelt, die sein Gedächtnis anregen. Ein weiteres von der Organisation verwendetes Instrument besteht darin, dem Kind seine eigene Geschichte zu erzählen, in der es den Helden spielt und die ein Happy End hat. «Diese Methode entwickeln wir immer weiter, denn sie vermittelt dem Kind Sicherheit und bestätigt ihm die Bezugspunkte seines Lebens, ohne ihm seine Realität zu verschleiern. Sie regt sein Gedächtnis auf spielerische Weise an», erläutert Barbara Kaiser. Jeden Monat schreibt die Pflegefamilie einen Kurzbericht über den Alltag des Kindes. So ist für das Kind und seine Herkunftsfamilie über viele Jahre hinweg eine sehr präzise und regelmässige Rückverfolgbarkeit gewährleistet. «Dies ist ein weiteres sehr wirksames Instrument, das wir rege nutzen.» Für junge Menschen bedeutet es eine Herausforderung, eine eigene Identität zu entwickeln. Ganz besonders trifft dies auf Kinder und Jugendliche in schwierigen sozialen Verhältnissen zu. Foto: Symbolbild / 123FR

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