ARTISET 03 I 2024 47 Aktuell Was ist Steps? «Steps ist das Tanzfestival vom Migros-Kulturprozent. Es findet alle zwei Jahre im Frühling statt. 2024 gibt es vom 24. April bis zum 19. Mai in der ganzen Schweiz Aufführungen von Tanzgruppen aus der ganzen Welt. Die Gruppen zeigen Tanzstücke in verschiedenen Tanzstilen. Steps möchte, dass alle Menschen die Aufführungen besuchen können.» Das ist die Beschreibung des Tanzfestivals Steps in leichter Sprache, damit auch Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung verstehen können, worum es geht. Auf dem Spielplan des Festivals fallen Icons auf, die Informationen zur Zugänglichkeit der Theater vermitteln, zu Angeboten wie induktiven Höranlagen, Einführungen oder Nachgesprächen. Das Label «Hora empfiehlt» vom Theater HORA sticht ins Auge; HORA ist das einzige professionelle Theater in der Schweiz, dessen Ensemblemitglieder alle eine IV-zertifizierte kognitive Beeinträchtigung haben. Tatkräftige Hilfe für die Theaterhäuser Zusammen mit HORA ist auch der Text in leichter Sprache entstanden. Da das Festival auf Veranstaltungsorte in der ganzen Schweiz verteilt ist und selbst nicht veranstaltet, sondern mit rund 40 Häusern zusammenarbeitet, ist es nicht einfach, den Zugang überall in gleich hoher Qualität barrierefrei zu gestalten. «Wir haben unsere Experten und Expertinnen gebeten, Leitfäden für die Theater zusammenzustellen – einen zur Mobilität, einen zur Hörbehinderung, die das Wichtigste erklären und weitere Tipps zum Thema vermitteln», sagt Valeria Felder, Festivalleiterin von Steps. Wenn immer möglich, nutzt das Migros-Kulturprozent die Möglichkeit, mit seinen Expertinnen und Experten Know-how weiterzugeben und die Inklusion zu fördern. Über das Programm die Inklusion fördern Der zweite Hebel, um Inklusion zu fördern, ist das Programm selbst. Im diesjährigen Festivalprogramm fällt ein Stück auf: In «An Accident / a Life» von Marc Brew und Sidi Larbi Cherkaoui steht der australische Tänzer Marc Brew im Zentrum. Er sitzt seit einem schweren Unfall im Rollstuhl. Zusammen mit Cherkaoui erforscht er mit Bewegung, Video und Text, was es bedeutet, wenn im Leben plötzlich alles kopfsteht. Wieso wurde dieses Stück ins Festivalprogramm aufgenommen? «Es hat uns künstlerisch überzeugt», sagt Valeria Felder. Seit 2006 hat sich das Festival die Inklusion auf die Fahne geschrieben. «Wir wollen mindestens eine inklusive Produktion im Programm haben. Dass wir 2024 Brews Werk zeigen dürfen, macht uns besonders glücklich.» Brew war vor seinem Unfall professioneller Tänzer. Nun thematisiert er das erste Mal den Moment, der alles verändert hat. «Uns gefällt, dass es eine sehr persönliche Geschichte ist, die aber gleichzeitig auch eine universale Relevanz hat. Er spricht über Resilienz und darüber, was passiert, wenn das Leben von einem Moment auf den nächsten an einem Abgrund steht. Das ist etwas, das uns allen passieren kann.» Neben dem Zugang fürs Publikum und der Inklusion von Künstlern und Künstlerinnen mit einer Behinderung ist bei Steps auch die Inklusion bei der Mitarbeit in der Organisation wichtig. Menschen mit Behinderungen arbeiten im Projektteam mit. Als Teil des Festivalteams sind sie für die Inklusion bei Steps verantwortlich. Sie initiieren Alle zwei Jahre wirbelt im Frühling das Tanzfestival Steps über die Bühnen der Schweiz. Das Festival möchte hochkarätigen Tanz bis fast vor die Haustür bringen und legt dabei besonderes Augenmerk auf Inklusion. Denn Tanz soll ein Vergnügen für alle sein. Von Ruth Hafen Das Stück «An Accident/a Life» von Marc Brew und Sidi Larbi Cherkaoui. Im Zentrum steht der australische Tänzer Marc Brew, der seit einem schweren Unfall im Rollstuhl sitzt. Fotos: Filip van Roe STEPS – EIN TANZFESTIVAL FÜR ALLE Seit 1988 findet Steps in der ganzen Schweiz statt – nicht nur in den grossen Ballungszentren, sondern auch ausserhalb. Das Festival verbindet Stadt und Land und schlägt Brücken zwischen den Sprachregionen. Die Vielfalt des Publikums soll sich im Programm widerspiegeln – in der Auswahl der Kunstschaffenden und der Themen. Steps setzt sich für den selbstbestimmten Zugang von Menschen mit Behinderungen zum kulturellen Leben ein. Im Zentrum stehen Abbau von Barrieren für das Publikum sowie Repräsentanz auf, vor und hinter der Bühne. Seit 2006 programmiert das Festival mit Unterstützung der Partnertheater inklusives Tanzschaffen. Auch neben der Bühne gibt es entsprechende Formate wie Tanzworkshops von und mit Kunstschaffenden mit und ohne Behinderungen. Seit 2018 trägt das Festival das Label «Kultur inklusiv».
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2MjQyMg==