Identität leben und gestalten | Magazin ARTISET | 3 2024

52 ARTISET 03 I 2024 sein. Dies aber sei kein Phänomen des Sozial- und Gesundheitsbereichs, betont Monika Weder, Leiterin Bildung von Artiset, eine von mehreren Trägerorganisationen der Höheren Fachprüfung. «Die höhere Berufsbildung muss sich in vielen Branchen gegenüber akademischen Abschlüssen behaupten.» Ganz besonders treffe dies auf die Romandie zu, wo akademische Aus- und Weiterbildungen generell einen hohen Stellenwert geniessen. Im Bereich der Höheren Fachprüfung Institutionsleitung scheint sich – zumindest in der Deutschschweiz – womöglich ein Wandel abzuzeichnen. «Für die letztjährige Prüfung haben sich mit über 70 Personen so viele Kandidierende angemeldet wie nie zuvor», sagt Gérard Kahn, der viele Jahre lang die Qualitätssicherungskommission (QSK) präsidierte, die verantwortlich zeichnet für die Durchführung der Prüfungen. Eine markante Zunahme stellt er insbesondere im Kinder- und Jugendbereich fest. Jona Herrmann, Leiter der Artiset-Kaderselektion macht die Erfahrung, dass Institutions-Trägerschaften bei der Besetzung einer Institutionsleitung die Höhere Fachprüfung ausdrücklich wünschen – oder sie unterstützen geeignete Kandidierende dabei, diesen Abschluss zu erwerben. Und auf Seiten der Kandidierenden beobachtet er, dass namentlich die jüngeren Personen «Für die Leitung von sozialen oder sozialmedizinischen Organisationen gelten andere Grundwerte als zum Beispiel in einem Produktionsbetrieb.» Martin Zentner, Bildungsbeauftragter Führung und Management von Artiset Bildung ROMANDIE: HÖHERE BERUFSBILDUNG TUT SICH SCHWER Héviva, der Waadtländer Verband für Institutionen im medizinischen, psychischen und sozialen Bereich, bietet derzeit einzig die Führungsweiterbildung zur Teamleiterin oder zum Teamleiter an. «Wir sind überzeugt von der Relevanz und vom Pragmatismus dieses Bildungswegs. Die Teilnehmenden unserer Vorbereitungskurse für die Berufsprüfung Teamleitung sind damit sehr zufrieden», sagt Line Albasini-­ Lachat, Bildungsverantwortliche des Verbands. «Für die Kurse zur Vorbereitung der Fachprüfung Institutionsleitung haben wir aber zu wenige Interessenten,» fügt sie bei. In der Romandie sei die höhere Berufsbildung noch zu wenig bekannt. Künftige Institutionsleitende besuchen in aller Regel eine Managementweiterbildung an einer Fachhochschule und erlangen ein CAS oder ein DAS. Die bewilligende Behörde im Kanton Waadt benennt für Institutionsleitende denn auch vor allem solche akademischen Weiterbildungen – und erwähnt nicht die Höhere Fachprüfung Institutionsleitung. Héviva setze sich, so Albasini-Lachat, aber seit Langem gegenüber verschiedenen Akteuren für eine bessere Stellung der höheren Berufsbildung ein. aufbauend auf der eidgenössischen Berufsprüfung Teamleitung und dem Zertifikat Bereichsleitung die eidgenössische Höhere Fachprüfung Institutionsleitung absolvieren respektive absolviert haben. Auf die Praxis ausgerichteter Abschluss Die Trägerorganisationen der beiden eidgenössischen Prüfungen engagieren sich, so Monika Weder, immer wieder dafür, den Wert der höheren Berufsbildung herauszustreichen. Derzeit sei ein entsprechendes Dokument in Arbeit. Monika Weder und Gérard Kahn betonen beide die eidgenössische Anerkennung und nationale Reglementierung der zwei Führungsweiterbildungen Teamleitung und Institutionsleitung. Monika Weder: «Eidgenössisch reglementierte Abschlüsse erleichtern Arbeitgebenden die Einschätzung der fachlichen Kompetenzen, die eine Absolventin oder ein Absolvent mitbringt.» Die einzelnen Hochschulen indes bestimmen selbst den Inhalt ihrer Weiterbildungen. Definiert werden die Abschlüsse der höheren Berufsbildung dabei gemeinsam von den Trägerorganisationen. Die Abschlüsse seien denn auch, so die Leiterin Bildung von Artiset, massgeschneidert auf die Führung von Teams und Organisationen, bei denen Menschen im Vordergrund stehen. Aktuell

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