ARTISET Magazin | 4-5 2022

22  ARTISET 04/05 I 2022 Im Fokus ganz selbstverständlich: «Das sind Ar- beitsplätze», sagt Regula Kunz, Leiterin Administration und HR, schlicht. «Bei uns gibt es dafür keine extra Bezeich- nung.» Die Personalfachfrau betont, dass im Haus – nebst jenen Personen, die eine IV beziehen – noch andere Personen tätig seien, die auf dem ersten Arbeitsmarkt wohl einen eher schwie- rigen Stand hätten. Das Wendelin tue dies einerseits aus Tradition, da die Ge- schäftsleitungsmitglieder in dieser Hinsicht sensibilisiert und engagiert seien. Andererseits findet Regula Kunz, dass ein Pflegeheim aufgrund der Ar- beitsabläufe ideale Voraussetzungen für die berufliche Integration biete. Zertifikat « Arbeitsmarkt für alle » Für ihr Engagement wurde die Institu- tion 2019 mit dem Label «iPunkt» li- zenziert. Diese Auszeichnung kommt Unternehmen zu, welche die Fähigkei- ten von Erwerbstätigen mit Beein- trächtigungen bei der Gestaltung des Arbeitsumfelds berücksichtigen, sodass auch sie ihr Potenzial als Fachkräfte wertschöpfend einbringen können. Das Label wird von der Organisation «Impuls» vergeben, die sich «für einen Arbeitsmarkt für alle» einsetzt. Das Zertifikat sei ein einzigartiges Instru- ment zur Kommunikation der Corpo- rate Social Responsibility, also der so- zialen Verantwortung, und stärke die Marke eines Unternehmens, heisst es bei den Organisatoren. Dies kommt einer Wertschätzung gleich und honoriert den Mehrauf- wand, den eine Organisation bei der Inklusion von Menschen mit Leis- tungsbeeinträchtigungen hat. Damit die Zusammenarbeit im Alltag rei- bungslos funktioniert, ist eine ge- schickte Planung notwendig. So wer- den im Wendelin Mitarbeitende wie Kathrin Fuchs und Sandra Fischer stets von einer Teammitarbeiterin begleitet. «Sie sind nie alleine im Einsatz», so Ra- hel Reber, die als stellvertretende Lei- terin Hauswirtschaft für die Wäscherei zuständig ist. Routinearbeit eignet sich Wenn Kathrin Fuchs jeweils am Vor- mittag ihre Arbeiten erledigt, darf sie darauf zählen, dass Rahel Reber oder ein Teammitglied der Wäscherei in ih- rer Nähe ist. «Ich kann jederzeit Fragen stellen», meint sie, was allerdings selten vorkommt. «Kathrin ist sehr zuverläs- sig und exakt», sagt Rahel Reber über ihre Mitarbeiterin. Es kann allerdings vorkommen, dass neue Geräte oder Aufgaben das Gewohnte durcheinan- derbringen. Dies scheint ein Element zu sein, das bei teilleistungsfähigen Personen grundsätzlich zu Mehrbelas- tung führen kann. Sandra Fischer hat auch nach 30 Jahren immer mal wieder Mühe, wenn bei der Reinigungsarbeit Änderungen angesagt sind. «Dann muss ich halt fragen», erklärt sie. Aus diesemGrund werden Mitarbei- tende, die weniger leistungsfähig sind, mehrheitlich zur Erledigung von Rou- tineaufgaben eingesetzt, wie sie in der Hauswirtschaft anfallen. Ganz im Ge- gensatz zum Pflegebereich, wo mehr Flexibilität gefragt ist: «Mit dieser Ar- beit wäre ich wieder überfordert», sagt die ehemalige Pflegeassistentin Kathrin Fuchs. Alle tragen die Philosophie mit Dem Team kommt in diesem Zusam- menhang eine wichtige Rolle zu. Im Wendelin weist man deshalb in Bewer- bungsgesprächen darauf hin, dass im Haus teilleistungsfähige Personen ar- beiten. «Wer hier tätig sein möchte, sollte diese Philosophie unterstützen», betont HR-Fachfrau Regula Kunz. Das Modell funktioniere nur dann optimal, wenn es von allen mitgetragen werde. Kommt es kurzfristig zu Ausfällen, müssen diese vom Team aufgefangen werden. Zudem legt man im Alltag Wert auf eine gute Kommunikation, denn in der Zusammenarbeit tauchen manchmal Konflikte auf. Wenn beispielsweise in der Wäsche ein Pullover eines Bewohners eingegan- gen sei, dann bestehe Erklärungsbe- darf – auch gegenüber den Angehöri- gen, stellt Anita Achermann klar. Sie arbeitet seit 23 Jahren im Wendelin und hat im Lauf der Zeit vielen Menschen eine Chance auf einen Ar- Bild links: Das Befüllen der Waschmaschine gehört zu den Aufgaben von Hauswirt- schaftsmitarbeiterin Kathrin Fuchs. Bild rechts: Sandra Fischer (rechts) arbeitet seit 30 Jah- ren im Pflegeheim Wendelin – manchmal mit Begleitung, manchmal selbstständig. «Wir beschäftigen in diesem Pflegeheim seit 35 Jahren Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Erfahrungen sind rundum positiv.» Anita Achermann, Leiterin Hauswirtschaft im Pflegeheim Wendelin

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