ARTISET 04/05 I 2023 13 Betriebe, die tatsächlich tiefere Löhne haben. In Zürich zumBeispiel hat man eine Funktionsanalyse gemacht und daraufhin Korrekturen eingeleitet. In gewissen Kantonen werden aber recht gute Löhne gezahlt. Es macht deshalb keinen Sinn, die Löhne nach dem Giesskannenprinzip zu erhöhen. Man muss hier sehr genau hinschauen. Die Motivation durch mehr Lohn verpufft zudem schnell wieder, wenn die sonstigen Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Kommen wir auf den Sozialbereich zurück, wo sich ja auch ein Mangel an Fachkräften abzuzeichnen beginnt: Wo sehen Sie hier zentrale Verbesserungsmöglichkeiten? Ein zentraler Aspekt für Institutionen im Bereich Behinderung sowie Kinder- und Jugendliche ist das Ausbildungs- und Berufsmarketing. Die Institutionen müssen sich gegenüber anderen Dienstleistern im Sozialbereich behaupten und deshalb deutlich machen, dass sie ein attraktiver Ausbildungs- und Arbeitsort sind. Wichtig ist auch hier, dass die Verantwortlichen rechtzeitig Laufbahnplanungen machen mit den Mitarbeitenden. Um die Arbeitgeberattraktivität zu steigern, braucht es im Übrigen die gleichen Anstrengungen wie in der Langzeitpflege auch. Beispiele aus der Praxis legen nahe, dass gerade im Sozialbereich partizipative Führungsmodelle von besonderer Bedeutung sind für die Arbeitszufriedenheit. Wie erklären Sie sich das? Es gibt keine Forschung, die das belegt. Aber auch mir fällt in den Diskussionen mit Institutionen und Fachpersonen auf, dass dies ein wichtiger Aspekt ist. Eine Erklärung ist, dass in der täglichen Arbeit der Fachpersonen gerade im Behindertenbereich die UN-BRK mit ihren Postulaten Teilhabe und Selbstbestimmung von grosser Bedeutung ist. Ein hierarchisches Führungsmodell passt da nur schlecht ins Bild. Sind innerhalb der Institutionen auch Bereiche wie die Hotellerie, Monika Weder, Leiterin von Artiset Bildung: «Die Betriebe müssen rechtzeitig Laufbahnplanungen mit Lernenden machen.» Foto: esf die Hauswirtschaft und/oder die IT vom Fach- und Arbeitskräftemangel betroffen? Gerade Fachleute im Bereich IT sind in allen Branchen sehr gefragt, und deshalb ist es sehr schwierig, diese zu finden. Im Bereich Hotellerie stehen wir in Konkurrenz zur Gastronomie, die derzeit stark leidet, und müssen gut aufzeigen können, weshalb die Arbeit in einer Institution sehr spannend sein kann. In der Hotellerie und der Hauswirtschaft sind ein gutes Ausbildungs- und Berufsmarketing absolut zentral. Die Institutionen haben in diesen Bereichen nämlich auch Mühe, überhaupt genügend Lernende zu finden. * Monika Weder ist Leiterin Bildung der Föderation Artiset mit ihren Branchenverbänden Curaviva, Insos und Youvita. Artiset und Curaviva schlagen ein Förderprogramm vor, das dafür sorgt, dass die Leistungserbringer Massnahmen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen finanziell tragen können. Die Details finden Sie hier:
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