ARTISET 04/05 I 2023 23 Im Fokus auch Hilfe für private Anliegen beanspruchen. Laut Geschäftsleitung wird dieses Angebot rege genutzt. Auch im Bereich der Teambildung spielt der Coach eine wichtige Rolle. Dass sich ein Grossteil der Arbeitnehmenden mit dem Betrieb identifiziert, freut den Geschäftsführer. «Die Mitarbeitenden sind unsere Botschafterinnen und Botschafter», sagt er. «Sie tragen unsere Philosophie nach aussen.» Trotzdem geht der Fachkräftemangel auch am Lindenhof nicht vorbei. Geschäftsführer Ralph Bürge relativiert jedoch: «Wir sind zwar permanent auf der Suche nach Pflegefachpersonal, zurzeit sind aber alle Stellen besetzt.» Die Hände in den Schoss legen wäre dennoch die falsche Strategie. Auch im Kompetenzzentrum für das Leben im Alter, wie sich die Organisation bezeichnet, optimiert man sich ständig, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. «Wir punkten zum Beispiel mit guten Sozialleistungen und übernehmen 60 Prozent der Pensionskassenbeiträge», so Isabelle Kuhn. Auch mit der Einsatzplanung befasst man sich eingehend. Die Bereichsleiterin Pflege, Andrea Nyffenegger, legt Wert darauf, dass Dienstpläne jeweils einen Monat imVoraus auf dem Tisch liegen. Die Einsatzdauer wird strikt begrenzt: «Das Limit liegt bei fünf aufeinanderfolgendenTagen», stellt die Verantwortliche klar. Auch individuelle Wünsche und Bedürfnisse gehen bei der Planung, wenn immer möglich, nicht unter. «Wenn eine berufstätige Mutter gerne abends arbeitet, machen wir das möglich», so Andrea Nyffenegger. Mitreden und weiterkommen Ob jemand im Lindenhof bleibt oder nicht, hängt womöglich noch von einem weiteren Faktor ab: Mitarbeitende möchten sich nämlich entwickeln können. Die Aus- und Weiterbildung hat im Haus deshalb einen zentralen Stellenwert. Yvonne Ruf konnte sich nach der Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit mit Unterstützung ihres Arbeitgebers zur diplomierten Pflegefachfrau HF und zur Berufsbildnerin ausbilden. «Ich wurde angefragt, ob mich das interessieren würde», erklärt sie. Im Alltag trägt sie nun deutlich mehr Verantwortung und das Spektrum ihrer Aufgaben ist breiter geworden. Wenn sie eine Idee hat oder eine Neuerung einführen möchte, kommt das bei ihren Vorgesetzten an: «Wir begrüssen es sehr, wennMitarbeitende sichGedanken machen und Verbesserungsvorschläge einbringen», betont Isabelle Kuhn. Das gilt nicht nur für diplomierte Pflegefachpersonen, sondern für alle. Auch Lernende oder Bewohnerinnen und Bewohner sind eingeladen, den Betrieb aktiv mitzugestalten. Diese Haltung passt zu den im Lindenhof verankerten Werten: Ehrlichkeit, Vertrauen, Disziplin und Kreativität. Daran hält man fest, auch wenn der Fachkräftemangel die Branche derzeit überdurchschnittlich herausfordert. Anderen Betrieben die Fachkräfte abzuwerben oder für die Vermittlung einer Fachperson gar eine Prämie zu zahlen, kann sich Geschäftsführer Ralph Bürge nicht vorstellen: «Das käme einem Handel gleich», sagt er. Zwischen den Zeilen ist Empörung auszumachen. Zudem seien solche Methoden gegenüber den Steuerzahlenden nicht zu rechtfertigen. Abgänge gehören dazu Die Branche bleibt dynamisch. Das gilt auch für den Lindenhof. «Wir befinden uns zurzeit in einemWachstumsprozess», so Ralph Bürge. Neue Dienstleistungen kommen hinzu, andere Bereiche werden angepasst. Geplante Neuerungen werden nicht über die Köpfe der Mitarbeitenden hinweg verordnet, die Beteiligten sind involviert. «Wir werden in den Wandel mit einbezogen», sagt Yvonne Ruf, was sie bemerkenswert findet. Kürzlich hat die Organisation mit dem Projekt «virtuelles Heim» Schlagzeilen gemacht. Im Rahmen eines Pilotprojekts werden in Privathaushalten flexible Pflegebetten aufgestellt, sodass pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben können. Die Mitarbeitenden des Pflegeteams sind somit nicht nur im Lindenhof tätig, sondern auch zu Hause bei pflegebedürftigen Menschen. Einerseits erweitert sich also das Aufgabengebiet der Pflegenden, andererseits wird von ihnen mehr Flexibilität erwartet. Solche Veränderungen kommen nicht bei allen gut an: «Manch einer Person geht die Entwicklung zu schnell», ist sich Ralph Bürge bewusst. Mit Abgängen muss man auch im Lindenhof leben können. Die Fluktuation von 15 Prozent im Jahr 2022 bezeichnet der Geschäftsführer als «durchaus normal». Entscheidend sei, dass Mitarbeitende den Betrieb «in gutem Einvernehmen» verlassen würden. Übrigens komme es immer wieder vor, dass Leute nach einer bestimmten Zeit ins Haus zurückkehren wollten. Die Türe beim Haupteingang steht ihnen offen. «Wir begrüssen es sehr, wenn Mitarbeitende sich Gedanken machen und Verbesserungsvorschläge einbringen.» Isabelle Kuhn, stellvertretende Geschäftsführerin LINDENHOF OFTRINGEN Der Lindenhof Oftringen bezeichnet sich als Kompetenzzentrum für das Leben imAlter. Der Betrieb beschäftigt 300Mitarbeitende. Im Bereich Pflege und Betreuung gibt es 33 Vollzeitstellen. Das Angebot umfasst unter anderem Pflege, Tagesbetreuung sowie BetreutesWohnen. Zudembetreibt der Lindenhof eine Spitex. Ein hauseigenes Restaurant sowie eine Kita und ein Hort ergänzen das Angebot. Sämtliche Dienstleistungen können von internen und externen Personen genutzt werden.
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