ARTISET 04/05 I 2023 27 Im Fokus Wer in der Wohngruppe Rose in Heiden AR arbeitet, soll sich sicher und gut betreut fühlen. Darauf legt Heimleiterin Nicole Wolschendorf grossen Wert. Sie ist überzeugt: Nur so können die durchwegs weiblichen Mitarbeiterinnen den zehn jungen Frauen im Alter von 13 bis 20 Jahren die stabile Sicherheit vermitteln, die sie brauchen, um sich von starken familiären oder schulischen Belastungen zu erholen. Die Rose-Leitung stärkt deshalb die Stabilität ihrer Mitarbeiterinnen seit zehn Jahren unter anderem mit einem Instrument namens «Regelmässige Liniengespräche»: Alle drei bis sechs Wochen führen die Vorgesetzten mit jeder einzelnen Person ihres jeweiligen Verantwortungsbereichs ungezwungene, vertrauensvolle Gespräche – über ihr persönliches Wohlbefinden, darüber, wie sie sich im Team fühlen und wie es mit den jungen Frauen läuft. Das entspricht Nicole Wolschendorfs Überzeugung: Wer so intensiv sozialpädagogisch arbeitet und dabei so viel von der eigenen Persönlichkeit einbringt, muss durchs Band weg gut getragen werden. Und bleibt dafür dem Team länger erhalten. Tatsächlich habe sich diese Maxime bestens bewährt, sagt sie: «Wer hier arbeitet, schätzt diese Haltung sehr.» Allerdings, die engagierte Heimleiterin schüttelt leicht resigniert den Kopf: Geht es darum, neue qualifizierte Sozialpädagoginnen zu finden, hat auch die Wohngruppe Rose mitunter Mühe. «Wir können imGegensatz zu ambulanten Einrichtungen weniger finanzielle Anreize bieten und haben die ungünstigeren Arbeitszeiten mit langen Diensten, während zugleich die Pikettdienste oder Lagerbegleitung nur pauschal vergütet werden», zählt Nicole Wolschendorf auf. Kurz: «Die Stellen bei ambulanten Diensten sind attraktiver und besser bezahlt.» Um diese Rahmenbedingungen zu verbessern, arbeitet sie intensiv daran, sich breit politisch zu vernetzen. Für ihre Teams, die sich zunehmend über die immer grössere administrative Last beklagen, sucht sie jedoch nach rascheren Lösungen. Daher arbeitet sie gemeinsam mit Barbara Helfer, Stellvertretende Heimleiterin und Gruppenleiterin, an neuen Arbeitsmodellen. Details möchten die beiden noch nicht verraten, aber so wie es Die Liniengespräche helfen, regelmässig den Puls zu fühlen In der Wohngruppe Rose wird Mitarbeiterversorgung grossgeschrieben: «Nur wer sich sicher fühlt und als Person wahrgenommen wird, kann den jungen Frauen ein sicheres Umfeld bieten» lautet die Maxime von Heimleiterin Nicole Wolschendorf. Ein wichtiges Instrument dafür sind die regelmässig stattfindenden Liniengespräche auf allen Ebenen. Von Claudia Weiss
RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2NjEzOQ==