Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

14 ARTISET 04/05 I 2024 und leise Musik an. «Das Snoezelen ist bei Bewohnerinnen und Bewohnern jeden Alters sehr beliebt», erzählt die Sozialpädagogin leise. Deshalb gebe es inzwischen an den meisten Standorten der Stiftung sehr gut besuchte Snoezelräume. «Unsere Bewohnenden entspannen sich hier sichtlich. Sie können sich fallenlassen, Stress, Frust und Aggressionen hinter sich lassen und einen Moment der Ruhe geniessen.» Nach dem Snoezelen seien die Bewohnenden oftmals sehr «bei sich», ausgeglichener und präsenter. «Nicht selten sind danach gute Gespräche möglich. Manchmal lösen die Entspannung und die mitgebrachte oder ausgewählte Musik bei den Bewohnerinnen und Bewohnern auch Erinnerungen aus – meistens schöne, manchmal aber auch schwierige», erzählt sie. Unterschiedliche Sinne anregen In den Räumen der Heilpädagogischen Schule ist Nicos Fussen in seinem Element. Der Heilpädagoge verbindet das Fach Deutsch mit Basaler Stimulation und erzählt seiner Klasse gerade mithilfe unterschiedlichster Utensilien eine Osterhasengeschichte. Loris, der mit ernstem Blick im Rollstuhl sitzt, verzieht jäh das Gesicht zu einem breiten Lachen, als Fussen vom blauen Himmel erzählt und ihm ein blaues Tuch übers Gesicht gleiten lässt. Und sein Klassenkollege vis-à-vis beginnt aufgeregt zu wippen, als es in der Geschichte plötzlich regnet und Nicos Fussen ihm feine Wassertröpfchen ins Gesicht stäubt. «Diese Kinder teilen sich nicht über Sprache mit. Deshalb versuchen wir, ihnen die Geschichte über verschiedene Sinne zugänglich zu machen», erklärt Fussen später. Er beschränke sich in der Basalen Stimulation immer auf bestimmte Reize und flechte diese Woche für Woche in die Geschichten ein. «Dadurch werden die Kinder mit den Reizen immer vertrauter, sodass einige von ihnen diese mit der Zeit auch für ihre Kommunikation nutzen.» Ergänzend, ganzheitlich, bereichernd «Die nicht-medizinischen Angebote sind eine wichtige Ergänzung zu den klassischen Angeboten wie Psychomotorik, Ergo-, Logo-, Pharmako- und Physiotherapie und erlauben eine ganzheitliche Unterstützung», sagt Direktorin Alexandra Horvath auf dem Weg zu den Tages- und Werkstätten in Steg. «Sie sollen zum einen Spass machen, neue Erfahrungen bieten und Entwicklung ermöglichen. Zum andern unterstützen sie die begleiteten Menschen dabei, sich und ihren Körper noch besser zu spüren, sich zu entspannen, zu aktivieren und ihre Emotionen zu regulieren.» Darum geht es auch im Malatelier am Standort Steg. Das Atelier wurde zum 60-Jahr-Jubiläum der Stiftung neu geschaffen und entpuppte sich bereits nach den ersten Wochen als Volltreffer. Im Jubiläumsjahr können es alle 35 Teilnehmenden der Tagesstätte alle zwei Wochen besuchen. «Die Teilnehmenden machen engagiert und mit Freude mit. Niemand schwänzt», erzählt Layla Lagger, die als Sozialpädagogin und angehende Maltherapeutin das Atelier zusammen mit Jessica Ritter und Izahir Nuhi leitet. Das Atelier stelle einen sicheren Rahmen dar, in dem die Teilnehmenden sich kreativ ausdrücken, sich selbst wahrnehmen und Selbstvertrauen entwickeln könnten. «Wir stellten bereits bei vielen Teilnehmenden eine Entwicklung fest: im kreativen Ausdruck, in der Technik und auch in der Lautsprache», erzählt Layla Lagger. Stärken und Talente entdecken Im hellen Atelier herrscht schon fast euphorische Stimmung. Gemalt wird mit den Händen, mit Pinsel und auch mal mit dem Ellenbogen. Der ganze Raum scheint in Bewegung zu sein. Hier wischen die Hände einer jungen Frau wild übers Papier und hinterlassen blaugrüne Spuren. Dort wippt ein junger Mann vor und zurück, unschlüssig, in welche Farbe er den Pinsel tauchen soll. Der Kollege neben ihm pinselt derweil hochkonzentriert rote Farbe aufs Papier. Dazwischen leise hervorgestossene Laute, Stampfen, lautes Atmen, Aufregung wegen eines Farbflecks auf der Jeans, Freude über ein fertiges Bild. David Werlen steht etwas abseits und beobachtet das Ganze mit einem Schmunzeln. Der Bereichsleiter arbeiten & beschäftigen hat bei MitMänsch Oberwallis die Verantwortung für 170 Mitarbeitende, kennt fast jede begleitete Person mit Vornamen und ist für alle einfach «där David». «Die Stiftung wollte den Teilnehmenden zum Jubiläumsjahr ein Geschenk machen und sich für ein Malatelier entschieden», erzählt er. «Es wurde noch besser aufgenommen als erwartet.» Gut möglich, dass die Stiftung dieses fest ins Angebot aufnehmen werde. Denn für David Werlen wird im Malatelier einmal mehr deutlich, wie viele Talente und Stärken in den begleiteten Personen schlummerten. «Die Aufgabe von MitMänsch Oberwallis ist es deshalb auch, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Stärken zu entdecken, auszuleben und weiterzuentwickeln.» «Die Aufgabe von MitMänsch Oberwallis ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Stärken zu entdecken, auszuleben und weiterzuentwickeln.» David Werlen, Bereichsleiter arbeiten & beschäftigen

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2MjQyMg==