Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

16 ARTISET 04/05 I 2024 bedrücke. Sie meinte, es sei nun so schwierig für sie, alleine ohne ihren Mann weiterzuleben. Nach dem Zuhören fragte ich sie, ob es noch etwas gebe, das ihr guttun würde. ‹Ja, die Familie und die Söhne, die mir helfen und mich unterstützen.›» Diese Antwort öffnete die Tür für die hypnotische Kommunikation: Ott erkundigte sich nach der Familie, die sie am selben Abend noch besuchen komme, und erfuhr überdies, dass nochmals ein Enkelkind zur Welt gekommen sei. Nachdem sich das Gemüt der Frau wieder gelichtet hatte, erzählte sie ihr zudem bei einem gemeinsamen Kaffee eine passende, beruhigende Entspannungsgeschichte aus dem Buch: «Auf den Schultern des Windes schaukeln» von Daniel Link. Vor einem Jahr führte Andrea Ott die hypnotische Kommunikation als Betreuungsinstrument in ihrem Altersheim ein. Den Grundkurs, angeboten von der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Hypnose (SMSH), ist von den Teamleitenden schon besucht worden, und 40 von den insgesamt 120 festangestellten Pflegenden hatten eine halbtägige Einführung. In jeder Abteilung haben dadurch mindestens sechs Mitarbeitende diese Kenntnisse erworben. Halbjährlich können weitere Mitarbeitende Kurse besuchen, und jedes Jahr besucht eine Anästhesistin als Hypnosefachfrau das Altersheim und bringt die Mitarbeitenden auf den neusten Stand. Eine Haltung, die Einfluss auf alle Mitarbeitenden hat Andrea Ott betont, dass hinter der hypnotischen Kommunikation eine Haltung steht, welche bei jeder Begegnung auch die Wortwahl beim Gespräch beeinflusst, denn: «‹Haben Sie keine Angst› als Einleitung zu einer Behandlung bewirkt, dass das Gegenüber auf Angst hingesteuert wird. Sage ich jedoch: ‹Sie können sich wohlfühlen, ich höre ihnen zu›, so wird mein Gegenüber die Situation eher positiv erleben.» Krattiger geht aufgrund seiner Kurserfahrung anders auf die betagten Personen zu: «Habe ich früher gesagt: ‹Jetzt gibt’s das Morgenessen, ich helfe ihnen beim Waschen›, so frage ich heute: ‹Sind Sie schon bereit, um gewaschen zu werden, oder brauchen Sie noch Zeit?›» Diese Haltung schlägt sich auch auf die Gespräche mit den Mitarbeitenden und den Umgang der Pflegenden untereinander nieder, sagt Ott: «Wir schauen zwar die Probleme an, verharren aber nicht darin, sondern fragen nach dem, was gut läuft, weil sich daraus Lösungsansätze ergeben und Projekte, die auf ein neues Gesundheitswesen zielen.» Schliesslich könne man die Haltung auch im Sinn einer Selbsthypnose anwenden, ist Ott überzeugt: «Bin ich im Stress, dann setze ich mich, schliesse die Augen, atme ruhig und tief und stelle mir meinen paradiesischen Platz auf den Malediven vor.» Gerade in der Pflege, wo es an genügend Personen mangelt, sei es wichtig, wie man mit sich selbst umgehe. Wissenschaftlich fundiert untersucht Bei der hypnotischen Kommunikation handelt es sich nicht bloss um in Wort gefasste Gedankenspiele, die mal zufällig Der Schwebevogel auf einem Finger von Pflegefachmann Roland Krattiger: ein Hilfsmittel, um die Menschen in eine andere Welt zu entführen.

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