Das Wohlbefinden fördern – ohne Medikamente Magazin ARTISET

ARTISET 04/05 I 2024 23 das kleine Huhn ganz ruhig. Es setzt sich nieder, schliesst die Augen. Das leichte Gewicht des Huhns auf den Beinen, sein weiches Federkleid an den Händen, sein leises Glucksen – diese sinnlichen Erfahrungen machen die tiergestützte Aktivierung zu einem ganzheitlichen Erlebnis für die Bewohner des Reussparks. «Tiere können beruhigend auf uns wirken, aber auch wir können beruhigend auf Tiere wirken», erklärt Cornelia Trinkl. «Wenn aber jemand angespannt ist, merkt das auch das Tier.» Für Klara ist es wunderschön, das Huhn auf ihrem Schoss zu haben. «Es gibt Wärme in der Seele», lächelt sie. Wie sie profitieren auch die anderen Bewohner von den regelmässigen Tierbegegnungen. Die Tiere regen an, motivieren, verbesserten die Lebensqualität und fördern soziale Interaktionen. Die Teilnehmer wirken wacher und aktiver. Sie tauschen sich aus und erinnern sich. Die Hühner von Cornelia Trinkl sind Balsam für Körper und Geist. Der Mensch braucht die Natur Aber warum ist das so? Cornelia Trinkl erklärt: Weil wir Menschen mit dem Ökosystem verbunden sind. Darum brauchen wir, um ganzheitlich gesund zu sein, Beziehungen zur belebten und unbelebten Natur. «Die Bindung zum Tier ist in der Therapie genauso wichtig wie die Bindung zum Therapeuten. Sympathien und Wertigkeiten Hahn Napoleon pickt Körner aus der Hand einer Bewohnerin. Die tiergestützte Aktivierung ist sehr beliebt im Reusspark. Cornelia Trinkl ist im Reusspark für das Wohl der Tiere verantwortlich, auch für die Hühner (hier mit Hahn Napoleon). kann ich nämlich nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Tiere übertragen.» Und eine stabile Bindung gibt Sicherheit und reduziert Stress. Ein Kleintierpark mit professionellem Tierpflegepersonal kostet. Dank seinem Trägerverein Gnadenthal kann der Reusspark den Unterhalt der Tiere, samt Tierarztkosten und Futter, gut abdecken. Die Löhne der Tierpflegerinnen werden über die Pauschale für nicht KVG-pflichtige Pflege- und Betreuungsleistungen finanziert. Die tiergestützten Interventionen der Ergotherapeutinnen werden durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung abgegolten. Aber auch ohne hauseigenen Kleintierpark lassen sich tiergestützte Interventionen für Alters- und Pflegeheime realisieren. Mittlerweile gibt es in der Schweiz zahlreiche Angebote von Privatpersonen oder Vereinen, die gerne mit ihren Tieren auf einen Besuch vorbeikommen. Zurück zum Reusspark. Hier ist nun Ruhe für die Hühner eingekehrt. Wieder in ihrem grossen Aussengehege scharren und picken sie oder lassen sich die Frühlingssonne auf ihr Federkleid scheinen. Auch die Meerschweinchen sind wieder unter sich und mümmeln frisches Heu. So endet ein schöner Tag für Mensch und Tier im Reusspark. * Namen geändert Im Fokus

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